Und dann braucht man am Ende meistens doch wieder einen Wasserkreislauf für die Rekondensation.
Bei Überlegungen zu Kühlsystemen sollte man immer separat betrachten, wie die Wärme zu einem Lamellenblock transportiert wird und was dort für ein belüfteter Lamellenblock die Wärme an die Luft abgibt. Es braucht immer beides. Das idealste Transportsystem bringt nichts, wenn danach zu wenig Lamellenfläche die Wärme abgeben kann.
Das ist ja ein grosser Vorteil einer Wasserkühlung, dass man einen Radiator mit mehr Fläche montieren kann als das bei einem Towerkühler auf einer CPU möglich ist. Eine AIO braucht aber auch mindestens eine 280er oder 360er-Radiator damit sie etwa gleich viel Fläche hat wie ein grosser Doppeltowerkühler. Dazu kann man den Kühler möglicherweise an einem Ort montieren, an dem er mehr frische Luft bekommt.
Wenn man sich die heute verwendeten Systeme zur Wärmeübertragung zum Lamellenblock anschaut, sehe ich da wenig was Mineralöl noch besser machen könnte.
Heatpipes oder eine Vaporchambre transportieren die Wärme bis zu ihrer maximalen Leistung sehr zuverlässig. Der Temperaturunterschied in einer Heatpipe ist nicht mehr als 1 bis 2 Grad. Das System arbeitet zuverlässig, lautlos und ohne Hilfsmittel wie eine Pumpe. Der grösste Nachteil ist, dass Heatpipes nicht beweglich sind. Dadurch ist die Grösse des Kühlblocks durch den Platz im Gehäuse beschränkt. Es liessen sich natürlich auch externe Radiatoren herstellen die dann grösser wären. Man müsste die Heatpipes aber genau für ein PC-Modell fertigen und könnte das dann auch nicht mehr umbauen.
Mit einer Wasserkühlung kann man die Wärme gut zu Radiatoren in der Front oder auch ausserhalb leiten. Der Temperaturunterschied im Kreislauf ist bei genügendem Durchfluss zwischen 1 und 4 Grad. das ist somit vergleichbar wie bei Heatpipes. Dazu ist der maximale Wärmetransport nicht durch die maximale Leistung der Heatpipes begrenzt. Mit mehr Durchfluss oder etwas höherer Temperaturdifferenz kann man auch mehr Wärme transportieren.
Die Frage ist nun, wie ein System mit Mineralöl aussehen soll. Einfach in einem Wasserkreislauf Öl einzufüllen macht nichts besser sondern schlechter. Das Öl fliesst bedeutend schlechter und nimmt weniger Wärme auf, also muss die Pumpe bedeutend mehr leisten. Das ganze Gehäuse mit Öl fluten kühlt alle Bauteile gleichmässig. Für die extreme Abwärme kleiner Chips wie der CPU oder GPU ist das aber schlechter, da die Oberfläche des Chips keinen Lamellenkühler hat der gezielt durchströmt wird.
Die andere Frage ist dann, wie das Öl die Wärme abgeben soll. Nur über das Gehäuse ist die Fläche bedeutend kleiner als bei jedem grossen Towerkühler oder einer anständigen AIO. Damit die Wärme besser weg geht, braucht es auch da einem grossen, belüfteten Lamellenblock. Wenn aber eine AIO das Öl kühlen muss, warum dann überhaupt das ganze Spiel. Die AIO kann die Prozessoren ja besser auch direkt kühlen ohne den Umweg über das Öl.
Bei den speziellen Mitteln mit denen man ein Gehäuse fluten kann, ist das eigentlich auch nicht besser. Diese Mittel haben eine Verdampfungstemperatur. Der PC und die Flüssigkeit wärmen sich also zuerst einmal auf bis in die Näher dieser Temperatur. Erst wenn die CPU/GPU diese Temperatur überschreitet, kocht die Flüssigkeit auf und hält diese Temperatur stabil. Somit hängt es vom Mittel ab, wie warm die Kiste läuft. Mit einem normalen Wasserkreislauf liegt man da meist darunter. Irgendwo oben im Gehäuse kondensiert dann der Dampf wieder. Von dort braucht es aber immer noch ein System mit belüftetem Lamellenblock, das die Wärme an die Luft abgibt. In einem Gesamtsystem in einem Servercenter mag so ein System in gewissen Bereichen sinnvoll sein. In einem normalen PC bringt das aber keinen Vorteil und ist nur eine interessante technische Spielerei.