Bisher habe ich mir mit jeder neuen Windows-Version ab XP selber geschworen, jetzt wechsel ich zu Linux...
Pustekuchen, bin bei Win10 angekommen, mit NTLite aufwendig aber geht so.
Mit Windows 11 könnte das aber echt wahr werden... Steam Proton... Einzig und alleine VR klappt nicht... brauchbares OpenXR auf Linux für Headsets wäre klasse...
Los, ran, trau' Dich!
Gilt nicht nur für Dich, sondern für alle, die's juckt, die's bisher aber nicht gewagt haben!
Ich hab's gemacht. Windows 10 Enterprise LTSC 2021 war mein letztes Desktop-Windows. Jetzt läuft seit etwa zwei Monaten Linux Mint v21.3 Cinnamon Edition auf meinem Hauptrechner (Arbeit UND Gaming). Mega zufrieden. Windows 11 wäre mir im Traum nicht eingefallen, hier hat M$ den Bogen entgültig überspannt.
Und denke bitte nicht "ja ja, das sagt sich so einfach" - ich habe neben Spielen beruflich haufenweise Anwendungen, die ich berücksichtigen musste. Bisher habe ich aber für alle Anforderungen eine Lösung gefunden. Zugegeben, nach VR-Unterstützung habe ich nie gesucht, meine Vive Pro ist eh hin und ich kaufe vorerst auch keine neue 3D-Brille.
Und falls wirklich mal was unter Windows sein MUSS (und das ist bisher selten), dann habe ich mein altes Windows-System (in reduziertem Umfang) immer noch in VirtualBox zur Verfügung. Solange die Windows-Anwendung kein echtes 3D braucht ist alles gut. Kann auch Host-Geräte an die Windows-VM durchreichen - das geht bis hin zu DVD/Blu-ray-Laufwerken inkl. ATAPI Command PassThrough, womit die VM solche Laiufwerke zwar als VBOX-Laufwerk anzeigt, aber wie ein echtes Laufwerk nativ ansprechen kann (auch Kommandos für DVD CSS und Blu-ray AACS).
Für Spielekompatiblität schau mal unter ProtonDB nach.
Für Anwendungskompatiblität (Windows-Programme und Spiele mit Wine) schau in die Anwendungsdatenbank bei WineHQ.
Hier ein "kleiner" Geschmack, was ICH so unter Linux regelmäßig nutze (und in der kurzen Zeit alles eingerichtet habe):
- Thunderbird (E-Mail)
- Brave Browser
- KeePassXC Passwort Manager + KeePassXC-browser Plugin (beides inkl. PassKeys Unterstützung)
- Steam (natürlich!)
- DOSbox (inkl. Retro-Gaming mit MIDI-Synth-Support und Roland MT-32 Emu)
- LibreOffice (auch für MS Office Dokumente)
- PuTTY, den von Windows bekannten SSH/Telnet-Client als Linux-Version (wg. der bequemen Verbindungsprofile)
- Deezer App für Musikstreaming (inoffizielle App, von Deezer aber akzeptiert, weil quasi 1:1 identisch)
- Telegram Desktop Messenger
- Notepad Next (AppImage, ein Notepad++ Clone)
- VirtualBox (aktuell, nicht die von der Distro)
- KTimeTracker (Arbeitszeiterfassung zur Eigenkontrolle)
- The GIMP (komplexe Bildbearbeitung vgl. PhotoShop)
- Pix Bildbetrachter/Editor (schnelle Bearbeitung ähnl. Smartphone-App)
- JDownloader2
- Remmina (tabbed Multi-Remote Desktop Client)
- Audacity Audio Editor
- Handbrake Video Converter
- MakeMKV (DVD/Blu-ray ripper)
- VLC Media Player
- OBS Studio
- Linux-native Spiele außerhalb Steam: z.B. Kerbal Space Program (1)
- World of Warcraft (Wrath of the Lich King, rising-gods.de) (läuft einfach so nach Reinkopieren in Wine via wow.exe)
- TeamSpeak³
- FileZilla FTP-Client
- NextCloud Client
- ... und natürlich klappt Drucken und Scannen als OOBE ("Out Of The Box Experience") auf Netzwerkdrucker und einen USB-Etikettendrucker (nimm' das, M$!)
Das ist - soweit nicht anders erwähnt - alles Linux-Software, nicht Windows-Software unter Linux. Ausgenommen Tools, die selbst wiederum andere Programme starten (Steam startet auch Windows-Games, DOSbox starteet DOS-Games), aber das dürfte sich von selbst verstehen.
Flatpaks und Snaps vermeide ich als Installationsmethode, Snaps sind bei Linux Mint (trotz Abstammung von Ubuntu) eh standardmäßig aus, um nicht Canonical's Snap-Alleingang zu unterstützen. Wenn es nicht per Repository oder PPA geht, dann AppImage, das ist auch OK - ist unter Linux wie eine .exe unter Windows, aber ohne externe Abhängigkeiten.
War das schwierig? Ich fand es nicht schwer. Man muss am Anfang für sich selbst herausfinden, welche Software sich für einen bestimmten Zweck am bestne eignet. Denn oft sind mehrere Programme für den gleichen Zweck im Angebot. Und nicht immer gefällt einem die erste getroffene Wahl. Aber wenn das Paket zur Distribution gehört oder als PPA einfach hinzugefügt und wieder rausgekickt werden kann, das sind Installation und Deinstallation ja eh viel simpler als bei Windows-Software. Und alles, was man nicht manuell reinkopiert, wird zentral über EIN Aktualisierungsprogramm mit einem Schlag auf den aktuellen Stand gebracht. Und zwar nicht, wenn das der Hersteller will (wie Microsoft bei Windows), sondern wenn es dem Benutzer gerade in den Kram passt. Automatisierung ist möglich, aber nichts muss.
Background:
Ich bin seit über 30 Jahren in der IT-Welt unterwegs. Der Linux-Desktop war für mich aber auch neu (hatte ich zuvor höchstens mal per Live-DVD reingeschnuppert), meine Welt war bisher bei Linux auf Server beschränkt. Und das ist was ganz anderes, denn auf Linux-Servern läuft i.d.R. keine grafische Oberfläche. Wozu auch? Unnötiger Ballast.
Fun fact:
Ich habe auch das System meiner Mutter (über 70 Jahre alt!) von Windows 10 auf Linux Mint 21.3 umgestellt (im Rahmen einer Hardwareaktualisierung). Sie hat keine besonderen Kenntnisse am PC, hat nur vor Urzeiten mal Word und Excel gelernt. Und sie kommt dennoch klar! Hat im Prinzip die gleichen Programme vor sich wie zuvor unter Windows. macht ihr Online Banking und kann jetzt - dank dedizirter Graka (AMD Radeon 7800XT) auch endlich mal wieder am PC spielen. Sie hat früher schon Tropico (1) und Roller Coaster Tycoon (1) gemocht, jetzt kann sie sich an Planet Coaster und Planet Zoo versuchen - und an Tropico 6. Wenn sie das in Ihren Alter noch kann - wer kann dann nicht???
Hardware:
bei mir (Hauptrechner): AMD Rynzen 9 3950X, 64GB, Nvidia RTX 2080S, Samsung NVMe-SSDs, 43" UHD LG-Monitor
bei meiner Mutter nach Modernisierung: AMD Ryzen 7 7800X3D, 64GB, AMD Radeon 7800XT, Samsung NVMe-SSD, 24" FullHD+ HP-Monitor 16:10