Ja, weil die Consumer es nicht mehr besser wissen. Aber schon mit einer Capture-Card und einer Soundkarte stößt man an die Grenzen. Ja, kann man natürlich auch mit USB nach draußen legen, aber irgendwie widerspricht das ja auch der Modularität des PC. Demnächst gibt es dann nur noch SoCs mit einem Slot für die Grafikkarte.
Das hat nichts mit vermeintlich dummen Consumer oder ähnlichem zu tun, sondern lediglich mit (
zu einem bestimmten Zeitpunkt) deplatzierten Ansprüchen. Es gibt einen Markt in dem
- Nutzungszenario A : 75 % Häufigkeit
- Nutzungszenario B : 20 % Häufigkeit
- Nutzungszenario C : 5 % Häufigkeit
hat. Ein Hersteller, der diesen Markt nun bedienen will, wird sich überlicherweise auf Szenario A konzentrieren, damit er mit einem gegebenen Aufwand den größtmöglichen Umsatz und Gewinn erwirtschaften kann.
Ein Hersteller, könnte sich auf Szenario B spezialisieren, aber nur, wenn der Marktdruck ihn dazu zwingt, bspw. weil Szenario A schon vom Platzhirsch belegt ist und eine direkte Konkurrenz wenig Aussicht auf Erfolg oder ein sehr langsames Wachstum versprechen würde oder bspw. die Entwicklung auf lange Sicht nicht einmal verlässlich abgeschätzt werden kann, aber das nur als Randbemerkung.
Beim Aufbau des Portfolios wird entsprechend Szenario A grundsätzlich am meisten Aufmerksamkeit geschenkt. Mit etwas Glück und wenn es sich der Hersteller größen- und Margen-technisch leisten kann, wird er auch Szenario B in seinem Portfolio abbilden, vielleicht nur mit einer Hand voll Produkten, aber es gibt zumindest was.
Dagegen Szenario C wird nur höchst selten oder gar nicht unterstützt, weil die Bereitstellung derartiger Funktionalität für den Großteil des Marktes derzeit schlicht irrelevant ist und die Funktionalität i. d. R. ungenutzt bleiben wird, dem Hersteller aber dennoch Kosten verursacht, die der Konsument typischerweise aber natürlich nicht bereit ist zu tragen, auch wenn man die Kosten über den gesamten Markt verteilt. Da kann man den Herstellern keinen Vorwurf machen, denn die handeln hier genau so egoistisch wie jeder Konsument auch und diesen Egoismus kann man auch nicht verteufeln, denn der wäre auf Seiten der Konsumenten ebenso nachteilig zu bewerten. *)
Im Laufe der Zeit wird dann den Herstellern signalisiert, dass das Interesse an Szenario C wächst ("Kommunikationswege" im Markt gibt es da viele) und wenn der Schwellenwert X überschritten ist, wird sich ein Hersteller dazu veranlasst sehen, auch dieses Szenario regulär abzudecken, zuerst zaghaft und dann mit einem breiter aufgestellten Portfolio und irgendwann werden andere Hersteller zu dem Schluss kommen, dass das Szenario C wichtig genug ist, um ohne eine direkte Unterstützung einen kompetetiven Nachteil zu haben und man beginnt auch mit einer Implementation. Schlicht und einfach.
Nur im Consumer-Markt gibt es kein breit gestreutes Bedürfnis für drölfzig PCIe-Lanes und zwei Dutzend SATA-Ports, o. ä. Dein Beispiel "Grenzen/Überforderung" mit einer Capture- oder Sound-Karte ist ein gutes Beispiel, denn der Consumer-Markt insgesamt hat dafür i. d. R, keinen Bedarf. Mainboards haben schon seit vielen Jahren grundsätzlich On-Board-Sound, teilweise gar bis zu 7.1 und auch wenn mancher audiophile Enthusiast da verpöhnt sie Nase rümpft, so etlichem Consumer mag das schon reichen, denn am Ende ist das immer eine Kosten/Nutzen-Rechnung und wenn man einem erklärt, "
Ja, klingt brauchbar, aber mit einer dedizierten Soundkarte klingt es gleich noch mal viel, viel besser ... wie viel? ... so etwa +150 € ... Ah, ne, dann reicht der On-Board-Sound." Oder aber "
Ok, eine Karte dann ... und was hast du als Ausgabegeräte? ... zwei kleine zigarettenschachtelngroße Stereo-Boxen ... ups, das ist dann Verschwendung, also wenn HighEnd-Soundkarte, dann auch eine bessere Audio-Anlage, sonst ist die Karte eine Geldverschwendung ... ja aber mein 5.1-System ist im Wohnzimmer am Fernseher, der PC soll im Arbeitszimmer bleiben, jedoch da noch mal zusätzlich Geld auszugeben ... hmm, nö".
Und mit den Capture-Karten ist es das gleiche, schlicht so gut wie kein Bedarf mehr im allgemeinen Consumer-Markt heute. Hier schließt man sein Handy, seine Digitalkamera oder die digitale Videokamera direkt an den PC an und hat die Videos 1:1 auf dem Rechner.
Abschließend: Wenn ein erhöhter Bedarf im Markt erkennbar ist, wird man absehbar auch Produkte dazu finden, aber den Konsumenten hier schlicht Dummheit zu unterstellen, ist sicherlich nicht die Erklärung für das kaum vorhandene oder gar fehlende Featureset, das der eine oder ander für sich speziell wünscht. Die wahrscheinlichere Erklärung ist in diesem Falle zumeist, dass diese Wünsche sehr speziell sind und lediglich eine Nische darstellen und die hat voraussichtlich zu der Zeit noch keiner oder nur in ungenügender Weise belegt, was wiederum daran liegt, dass hierbei/mit zu wenig oder gar gar nichts zu verdienen ist (oder aber man sich bspw. ein anderweitiges Vertriebsargument damit nehmen würde, das wirtschaftlich erfolgversprechender ist **).
*) Beispielsweise acht CPU-Kerne und einen niedrigeren Preis als bei der Konkurrenz gab es 2017 nicht, weil AMD ein gutes Herz hat(te) und die armen, leidgeplagten Gamer glücklich machen wollte (die zu der Zeit mit acht Kernen eh nichts anfangen konnten), sondern weil man nicht anders gegen Intel hätte punkten können. Die Architektur war noch nicht vollends konkurrenzfähig und dementsprechend musste man mehr bieten und natürlich auch für weniger Geld, denn andernfalls hätte sich das wirtschaftliche Wachstum deutlich in die Länge gezogen.
Ebenso war es kein Zufall oder pure Herzensgüte, dass AMD sich für den Wiedereinstieg den Consumer-/Retail-Markt und insbesondere die Gamer herausgesucht und mit markigen Werbesprüchen adressiert hatte. In den anderen Märkten hätte man kaum eine Chance gehabt einzusteigen und auch hier hätte sich mögliches Wachstum wieder deutlich in die Länge gezogen. Das war schlichtes marktstrategisches Kalkül, geschickt, aber aus wirtschaftlicher Sicht auch relativ trivial.
Dass man da als PC'ler von profitieren konnte ist unbestritten, jedoch sind das auch zwei unterschiedliche Paar Schuhe, die leider so mancher nicht auseinanderhalten kann. ;-)
**) Und schlussendlich gibt es natürlich auch noch Mechaniken zur Abgrenzung unterschiedlicher Marktsegmente und dem gezielten Verschieben von potentiellen Kunden hin zu höherwertigen Produkten, jedoch völlig normal und in der Form von allen Fimen in der gleichen Art betrieben, weil das schicht zu einem guten Marketing/Vertrieb gehört und ein Mechanismus zur Steigerung des Umsatzes und Gewinns ist. - Aber das hier jetzt noch fortzuführen würde dann doch viel, viel zu lang werden. ;-)