Aus meiner Perspektive würde ich sagen: Endlich ist es mal passiert.
Ich will auch gerne erklären, warum ich das so sehe. Als ein Elektroniker der sowohl im Bereich der Konsumerelektronik, als auch im Bereich der Industieelektronik der höchsten Qualitätsstufe (IPC A 610 Klasse 3) gearbeitet hat, habe ich schon immer mit Entsetzen auf die Power Verkabelung in PCs geschaut. Alle Power Stecker sind so furchtbar billig designt, dass es ein Wunder ist, wenn man ihn stecken kann, ohne etwas zu beschädigen. Einen solchen Stecker ein zweites mal zu verwenden ist fast schon nicht mehr sicher möglich. Das es besser geht, wenn man will zeigt z.B. ein simpler USB C Stecker. Darüber werden ja auch ca. 90W übertragen. (Legt mich nicht auf das Watt fest)
Was ist hier alles schief gelaufen?
1. Die Kabel wurden gelötet. Litzen zu Löten ist ein Sakrileg. Der Vorteil von Litzen ist ihre Flexibilität. Durch das Löten zieht sich Lötzinn in die Litze und versteift diese (Wicking Effekt) An der Übergangsstelle brechen leicht einzelne Litzen, und schließlich das ganze Kabel. Deshalb ist das Löten von Kabeln welche sich im Betrieb eventuell bewegen können nicht erlaubt. Unbewegliche Kabel müssen in der Einbaulage gelötet werden.
2. Die Qualität der Lötstelle ist unterirdisch. Da hier eigentlich gar keine Lötstelle zustande gekommen ist, sondern nur eine Verklebung, besteht die Gefahr, dass der Lötzinnklumpen sich einfach löst und das Kabel keinen Kontakt mehr hat.
Die Materialstärken im Stecker selbst halte ich für unproblematisch. Schließlich sind die Leiterbahnen auf der Platine auch nur 60 Mikrometer dick. Die Anbindung der verbrauchenden Chips über die Gold Bondings sind nochmals viel dünner. Es ist also möglich große Leistungen über wenig eindrucksvolle, aber intelligent designte Verbindungen zu übertragen. Das ist aber nicht das was der Kunde sehen will. Wären die Leitungen nur AWG 22 gewesen, und man hätte sie vernünftig gekrimpt, dann wäre wohl nie ein Stecker heiß geworden. Dann hätte der Tampen aber nicht so eindrucksvoll ausgesehen.
Würde man die gesamte PC Power Verkabelung mal überarbeiten, dann hätten wir kleine Netzteile welche nur 12V liefern. Diese würden mit dünnen Kabeln auf die Verbraucher Boards gehen wo ich sie mit leichter Hand wiederholbar Stecken und Verriegeln kann. Über Rückleitungen währe es sogar möglich von den Verbrauchern auf das Regelverhalten des Netzteiles Einfluss zu nehmen. Winzige Standby Verbräuche und extreme Leistungsspitzen währen möglich.
So ärgern wir uns mit dicken Tampen und Boardsteckern herum die fast nicht bedienbar sind, und so Flexibel, dass ständig Zusatzstecker hinzukommen.
Wer Hat in diesem Fall Schuld?
1. Der Hersteller der Tampen. Es ist mir unbegreiflich wie man so etwas abliefern kann.
2.... aber sehr nachrangig... Der Einkäufer der Tampen. Es gab sicher genug Anzeichen, dass diese Kabel nicht zulässig sind.
Warum Nachrangig? Im Gegensatz zum normalen Kunden weiß ich, dass Grafikkarten Konsumerelektronik sind. Das heißt: Geschwindigkeit und Preis sind absolut entscheidend. Man hat weder die Zeit noch das Geld lange Zertifizierungsprozesse für alle Komponenten durchzuführen.
Bei BakerHughes haben wir Stecker die weniger als 100$ pro stück gekostet haben abfällig als Kunsumerschrott bezeichnet. Das ist sicher flapsig übertrieben, zeigt aber auf, dass es in der Elektronik eine Welt hinter den hübschen Pappverpackungen gibt, in der Qualität in einer anderen Größenordnung spielt.