Umbau, die Dritte
Im März 2020 ist dann auch noch die GmbH entfallen und ich führe das ganze Projekt als Publizist und Herausgeber in Form einer vollhaftenden Einzelperson fort. Mit allen Vor- und Nachteilen. Allerdings diesmal komplett mit meinem eigenen Geld. Eins, Zwei, Risiko… Oo. Man kann Dinge ja auch nur erfolgreich weiterführen, wenn man erst einmal geplant investiert. Und so war der Umzug nach der Löschung der GmbH auf einen eigenen großen Webserver im Rechenzentrum meines Vertrauens eigentlich nur folgerichtig. Und ja, so etwas ist auch eine Investition in die Zukunft: Ein leistungsstarker Epyc Server, SSD-RAID und richtig viel Arbeitsspeicher, redundante Uplinks und dazu noch diverse Webseiten-Optimierungen sowie die volle Lizensierung aller Plugins. Man kann nun einmal nicht professionelles Arbeiten und Trial-Versionen miteinander verbinden. Hier hatte ich leider in der Vergangenheit die volle Kontrolle aus der Hand gegeben, was sich später bitter rächte.
Aus rechtlichen Gründen und weil es auch Leute geben soll, die es lieben nachzutreten, habe ich prophylaktisch und zeitgleich auch all die Inhalte von der Seite entfernt, für die ich nach dem Wegfall der GmbH keine Nutzungsrechte abgetreten bekam. Aber um ehrlich zu sein, viel war das nicht und auch das ist eigentlich niemandem aufgefallen. Manchmal frage ich mich heute noch, warum man so viel Geld für Personal verbrennen musste, dessen Gegenwert gegen null tendierte. ROI (Return of Inverst) und so. Doch jeder Neuanfang ist am Ende ja auch eine Chance und etwas aufzuräumen, hat bisher wohl auch keinem geschadet. Und da es ja auch ehemalige Mitstreiter gab, die es mit den Bildrechten nicht so genau nahmen, habe ich manuell alle noch verbliebenen Drittinhalte zeitaufwändig einzeln überprüft und mittlerweile sowas wie eine Flatrate bei der dpa. Da ich ein gutmütiger Mensch bin, habe ich diese Verluste jedoch nie eingeklagt.
Immerhin ist es mir dann noch 2020 gelungen, die Reichweite der Seite (eindeutige Besucher pro Monat) innerhalb von 11 Monaten bereits zu vervierfachen, weil ich es endlich so gestalten konnte, wie ich es selbst (und nicht irgendwelche Dritte) für angemessen hielten. Also echte journalistische Arbeit statt bunter Marketing-Blasen in Power-Point-Konstrukten überforderter Geschäftsführer. Kurzum: Machen statt Meeting. Dazu kommt eine reichliche Verzehnfachung der Seitenaufrufe. Wohlgemerkt: bis auf diverse Arbeiten am CMS und einige Administrationsarbeiten am Server war das bis dorthin mal wieder eine komplette One-Man-Show.
Auf die Tube drücken? Warum nicht…
Bereits 2019 meinte (nicht nur) meine Frau, ich solle doch bitte auch YouTube machen. Mal im Ernst, noch eine offene Spielwiese und Baustelle für Kinder und Influenzer? Nachdem man mich an vielen Fronten diesbezüglich fast schon mental in die Knie gezwungen hatte, gab es dann zum Schluss einen hart verhandelten, innerfamiliären Kompromiss. Ich nutze meinen alten YouTube-Kanal aus 2010, der bisher nur als Ablage für private Filme und Grafikkarten-Sound-Videos diente und teste das einfach einmal einen Monat lang. Wenn ich es schaffe, innerhalb eines Monats mindestens 1000 Abos zu generieren, dann mache ich weiter und meine Frau kauft mir im Gegenzug im Baumarkt matte, grüne Farbe für eine Green Wall. Falls nicht (meine insgeheime Hoffnung), darf ich das wieder lassen. Fun Fact: meine Frau hat später das erste Mal in ihrem Leben grüne Farbe im Baumarkt gekauft.
Die ersten Videos waren, aus heutiger Sicht betrachtet, wirklich echt zum Fremdschämen. Das Ganze für Euch jetzt mal mit Kopf und Ton und im Sitzen. Aber so richtig gekonnt war das nicht wirklich.
Und das mit der Green Wall? Nun ja. Der Ton war erst einmal fürchterlich, ich saß fies eingequetscht zwischen einem wackeligen Tisch und der frisch gestrichenen Wand. Große Kunst war das noch nicht, aber zumindest konnte ich mir das mit dem Schneiden schon mal kneifen.
Mittlerweile habe ich einen eigenen größeren Raum nur für die Videos samt Beleuchtung, gespanntem Stoff (4,80 m x 3,20 m), 4K Videokamera, Aufnahme-PC und OBS, Abhör-Monitoren und was man sonst noch so braucht. Der Tisch ist stabil, höhenverstellbar, die Audiostrecke ist komplett aus dem Profi-Regal und aus guten Gründen analog. Aber auch jetzt gibt es noch jede Menge Potential zum Verbessern.
Für diejenigen, die es nicht wissen: Ich arbeite hier im Labor und im Videostudio komplett allein. Es gibt keine Helfer oder Edelkomparsen, die gesamte Vorbereitung, Aufnahme und Nachbearbeitung ist hier Einzelkämpfermodus. Glück für mich: Ich mache Stand-Up und schneide die Videos nicht hektisch zusammen. Ein Video mit 30 Minuten Länge dauert in der Aufnahme, wenn es hoch kommt, nicht einmal 40 Minuten. Der Rest ist Adobe Premiere für die Green Wall und diverse Nacharbeiten. Ich lese öfters mal, dass man solche Videos nur mit einem Team und gewissem Aufwand machen könnte – alles Käse.
Ein 30 Minuten Video kostet von dem Ruck, endlich anzufangen bis zum Encodieren keine 2 Stunden. Meist weniger. Mein Glück: Ich habe ein fotografisches Gedächtnis und wenn ich das Video gleich nach der Schlusskontrolle eines zugrunde liegenden Artikels mache, brauche ich noch nicht einmal Stichpunkte. Ich arbeite sowieso generell ohne Plot und Prompter, Ehrensache und Herausforderung. Das Einzige, was ich mir anstelle eines Prompters gegönnt habe, ist ein überdimensionaler TV genau gegenüber, vor dem die Kamera steht. Hier kann ich (a) die Chartsgrafiken als Slides einblenden und mit dem riesigen Panel (b) auch meine Gesichtsfarbe etwas korrigieren.
Im Nachhinein betrachtet, war das mit YouTube gar nicht so blöd. Gut, der Kanal dümpelt auch nach fast 4 Jahren immer noch mit knapp unter 77k Abonnenten etwas uninspiriert vor sich hin, aber es geht doch langsam und vor allem schön organisch vorwärts. Hochkaufen ist meh und auch das mit dem Bewerben der Sichtbarkeit durch YouTube ist nicht so meins. Vielleicht geht ja auch auf natürlichem Wege noch was. Wenn nicht, auch kein Beinbruch, denn ich lebe nicht davon, sondern eher damit. Der Backtraffic zur Homepage ist allerdings nicht zu verachten, denn man bekommt viele notorische Nichtleser wieder zurück zum geschriebenen Wort. Nennen wir es mal Bildungsauftrag oder Schülerhilfe. Umgekehrt ist das schon schwerer.
Und auch an dieser Stelle gab es eine Geschichte, auf die ich bewusst nicht öffentlich reagiert habe, zumal sie mittlerweile unter Kollegen geklärt wurde. Nur so viel: All meine Videos ab 2018 wurden nach vielen anonymen Anzeigen (das Lieblingswerk der Deutschen) von der Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM) kontrolliert. Die eingebrachten Vorwürfe konnten nicht mal im Ansatz bestätigt werden und auch die von einem ehemaligen Mitarbeiter anonym der SLM zugspielten “Rechnungen”, die belegen sollten, dass ich Inhalte ungekennzeichnet gegen Geld veröffentliche, waren sehr schnell zu widerlegen. Manche Leute stellen sich sogar beim Denunzieren noch so ungeschickt an, als würden sie selbst zum Dummrumstehen noch satte 100 Meter Anlauf brauchen. Freispruch Erster Klasse statt Einspruch. Aber so ein Schmarrn kostet Zeit und Nerven. Lebenszeit also. Das ist dann der wahre Diebstahl.
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