Wir haben uns heute gegen die Verwendung von Gaming-Benchmarks entschieden, da sich Daten wie 1% Lows oder Frametime-Varianzen mit der beschriebenen Herangehensweise nicht zuverlässig extrapolieren lassen. Man kann aber natürlich dennoch davon ausgehen, dass sich in einem CPU- und RAM-limitierten Gaming-Szenario, wie z.B. Cyberpunk 2077 bei 1080p, ein vergleichbarer Leistungszugewinn einstellen würde wie bei den synthetischen Benchmarks.
Sehen wir uns nun also die Ergebnisse an. Hellrosa gefärbt sind die Balken der 4750G CPU (Z2 + new IO), pink die Balken der 5950X CPU (Z3), und schraffiert aus beiden Farben der theoretische Zwitter aus beiden, basierend auf Zen 3 Compute-Chiplets und einem neuen IO-Chiplet (Z3 + new IO).
Im AIDA64 Lese-Test machen sich die Zugewinne bedingt durch die durch den neuen IO-Die ermöglichten höheren Taktraten sofort bemerkbar. Bis zu 2267 MHz und damit DDR4-4533 kann der Speichercontroller des neuen IO-Dies im 1:1 Modus betreiben. Darüber hinaus werden die Zugewinne im 1:2 Modus geringer, aber auch DDR4-5200 lässt sich noch stabil für den täglichen Gebrauch betreiben.
Beim Schreib-Test sehen wir wieder große theoretische Zugewinne beim Betrieb der höheren Taktraten im 1:1 Modus, wobei im 2:1 Modus fast gar kein Leistungsgewinn erzielt werden kann. Auch fällt hier auf, dass die Zen 2 CPU mit neuem IO-Die generell bei den gleichen Taktraten schneller ist als die Zen 3 CPU. Potentielle Ursachen könnten hier neben einem tatsächlich effizienteren Speichercontroller aber auch die monolithische Bauweise oder straffere Auto-Timings sein.
Im Copy-Test zeigen sich ähnliche Zugewinne, mit Ausnahme von der DDR4-5200 Einstellung im 2:1 Modus, die hier sogar Leistung einbüßt. Auch hier bewährt sich der 1:1 Betrieb, mit dem bei DDR4-4533 sogar über 60000 MB/s erreicht werden.
Im Latenz-Test sehen wir eindeutig einen generellen Nachteil bei der Zen 2 CPU, der auf die ältere Architektur der Compute-Chiplets zurückzuführen ist. Hier hat also die neuere Zen 3 CPU bereits einen signifikanten Vorteil und kombiniert man dies mit den höheren möglichen Taktraten des neuen IO-Dies, ergeben sich für Ryzen beeindruckend niedrige Latenzen von nur knapp über 50 ns. Auch hier ist die Ausnahme wieder die Taktrate DDR4-5200 im 2:1 Betrieb, welcher für weitaus höhere Latenzen sorgt.
Sehen wir uns Geekbench 3 Multi-Core Memory Performance als letzten unserer synthetischen Speicher-Benchmarks an, können wir dies gleichzeitig als generellen Indikator für die kombinierte Leistung von CPU und RAM betrachten. Hier fällt zunächst der Generations-Sprung von Zen 3 gegenüber Zen 2 ins Auge, vor allem bedingt durch den mit 32 MB 4-mal größeren Cache. Effektiv können bei Zen 3 viele Instruktionen ausschließlich im Cache bewältigt werden, sodass Datenströme weniger häufig durch den vergleichsweise langsamen Arbeitsspeicher laufen müssen, was Zeit spart und damit Leistung bringt. Dennoch kann das neue IO-Chiplet bei Zen 3 nochmal 4-7 % an Leistungszugewinn zusätzlich beitragen. Die High-End Config von morgen mit einem theoretischen “Ryzen 9 6950X” und Dual-Rank DDR4-4533 im 1:1 Betrieb könnte also tatsächlich an der 10000er-Marke kratzen, wohlgemerkt stabil für den täglichen Gebrauch und mit relativ simplen XMP-Timings.
Fazit
Natürlich ist der Vergleich von 4750G und 5950X CPU nicht perfekt. Neben der unterschiedlichen Bauweise der beiden CPUs gibt es auch noch weitere Variablen, wie unterschiedliche AGESA-Anteile je CPU-Generation im selben BIOS, intransparente „Auto“ BIOS-Einstellungen etc., die die Leistungs-Prognosen verfälschen könnten. Dennoch könnten die CPUs fast nicht ähnlicher sein und daher war es selten so vermeintlich einfach, auf die Leistung einer kommenden Generation zu schließen.
AMD hat mit Zen 3 und Ryzen 5000 vor kurzem einen großen Leistungssprung gemacht und mit ihrer Compute-Performance und Effizienz die Konkurrenz in den Schatten gestellt. Entsprechend naheliegend wäre es, wenn die Compute-Chiplets für die nächste Generation größtenteils beibehalten würden und stattdessen der mittlerweile etwas ins Alter gekommene IO-Die ein Upgrade erfahren würde. Wie eine solche „Zen 3+“ CPU aussehen könnte, ist also gar nicht so weit her geholt.
Es bleibt uns wie immer nur abwarten, Tee trinken und Spekulatius essen, bis wir wirklich wissen wie Ryzen 6000 und eine potentielle „Zen 3+“-Architektur aussehen wird. Trotzdem lohnt manchmal ein Blick nach hinten oder zur Seite, um auf das zu schließen, was vor einem liegt. Und wenn wir mal ehrlich sind, machen solche theoretischen Spekulationen der Community und uns ja auch ein wenig Spaß.
Das Arbeiten mit dem B550 Unify-X Mainboard zur Erhebung der Leistungsdaten war sehr angenehm. Selten ließen sich CPU und RAM auf einer Ryzen-Plattform derart mühelos auf solch hohe Taktraten und straffe Timings einstellen, wie sie heute im Artikel getestet wurden. Es wäre lediglich nur noch ein „Safe Boot“-Button wünschenswert gewesen, um nach so manch nicht funktionierender Einstellungen nicht das gesamte BIOS zurückzusetzen zu müssen.
Das Motherboard wurde uns von MSI unverbindlich zu Verfügung gestellt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es erfolgte zudem keine Einflussnahme auf die Tests und deren Ergebnisse.
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