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Von wegen überhypt: Honeywell PTM7950 im Labortest und als echter Game-Changer für Grafikkarten

Die Wärmewiderstände Rth

Beginnen wir mit dem wichtigsten Aspekt, dem Wärmewiderstand Rth. Die wichtigste Eigenschaft von Rth ist, dass dieser schön linear mit der Schichtdicke korreliert, während die Wärmeleitfähigkeit eine ganz andere Kurve beschreibt und alles andere als linear bleibt. Wir müssen jedoch auch den Burn-In des Phasenwechsel-Pads beachten, wobei ich dem Ganzen später beim Abschnitt mit der umgebauten Grafikkarte noch einen extra Abschnitt widmen werde

Uns interessieren auf der CPU Schichtstärken von 200 µm und darunter, bei der GPU sind es meist sogar 100 µm und weniger, je nach Bending. Alles andere ist eigentlich für die Galerie. Manche Hersteller geben auch hier den reinen, idealisierten Bulk-Wert an, aber das ist komplett weltfremd. Die Thermalright TF8 war die bisher beste Paste, auch wenn man beim Applizieren mittelhohe Skills braucht. Und dann kam dieses Pad… Mehr als 250 µm kann ich aufgrund der Schichtdicke ja nicht messen. Doppelt belegen wäre möglich, aber reichlich sinnfrei.

Ich habe nun noch einmal die relevanten Schichtstärken von 200 bis 50 µm als Balkendiagramm für Rth im Vergleich zu den Pasten:

Kontrollkurve des Rth in der TIMA Analyse

Im Dateninterface kann man die ermittelten Werte noch einmal kontrollieren und für die Ermittlung die abweichende Werte abwählen. Dazu kommen die leichten Anomalien des PCM zwischen 125 und 25 µm, wo der Wärmewiderstand nicht mehr sonderlich linear mit der Schichtdicke korreliert. Genau das werden wir später noch hinterfragen, aber man hat es ja oben auch an der Kurve weiter oben (Buckel) bereits gesehen.

Minimal mögliche Schichtdicke

Aber zumindest wollte ich wissen, wie weit man mit ordentlich Druck gehen kann. Die rund 17 µm sind ok, werden aber est nach einigen Minuten final erreicht. Dieses Pad braucht also einen gewissen Zeitraum für einen “Burn-In”, in diesem Fall die Verdrängung. Erhöht man den Druck auf 300 N, dann geht das Pad nach einigen Minuten plötzlich bis auf 8 µm herunter, aber das kommt dann auch schon fast der Selbstzerstörung gleich. Denn wenn man es dann abkühlt und mit weniger Druck wieder aufheizt, reißt die Oberfläche auf. Das wird wohl auch der Grund sein, warum NVIDIA bei den H100 nicht mehr auf diese Pads setzt.

Interface Resistance

Was auch noch interessant scheint, ist der Kontaktwiderstand, also in unserem Fall der Interface-Widerstand. Hier sieht man nämlich, wie gut sich die Oberfläche der Paste an die Kontaktflächen (IHS, Heatsink) “anschmiegt”. Auch diese Werte sind gut vergleichbar und aussagefähig,  da es immer dieselben, kalibrierten Referenzblöcke sind. Gröbere Mahlgrade bzw. eine ungünstigere Mikrostruktur können genauso ein negativer Faktor sein, der dann den effektiven Wärmewiderstand und damit auch die Leitfähigkeit beeinflusst, wie zu niedrige Temperaturen und eine zu hohe Viskosität. Alles unter 20 ist akzeptabel und unter 10 beginnt die Spitzenklasse und das Pad zeigt, warum es allen anderen bisherigen Pasten überlegen ist:

 

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Sehr schön, damit sind bei mir für alles was luftgekühlt ist und bis Besseres daher kommt die Würfel gefallen. Danke auch für den Hinweis zu den Problemen mit dem H100, 814mm² zu den z.B. 300mm² einer RX7900XTX machen da hoffentlich einen Unterschied.

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echolot

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Ist das jetzt die eierlegende Wollmilchsau? Niedrigster Wärmewiderstand bei bestem Langzeitverhalten? Wie macht sich das Pad auf einem Ryzen? Auf jeden Fall wieder toller Test mit gehörig Erkenntnisgewinn.

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RazielNoir

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Was setzt Nvidia bzw. AMD eigentlich bei den Workstationkarten al'a 6000 Ada oder RadeonPro ein?

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eastcoast_pete

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1,783 Kommentare 1,115 Likes

Also sind Pads dann die Zukunft? Es liest sich zumindest sehr gut, und ich bin sowieso eher ein "Airhead" (Luftgekühlt). Frage: Wenn man doch Wasserkühlung für die GPU will, kann man das halbe Auftauen des Pads vermeiden, indem man die Pumpe abstellt und somit dem Pad ermöglicht, hier gute Konsistenz zu erreichen? Natürlich alles während man die GPU Temperaturen sorgfältig beobachtet, Und dann nach ein paar Minuten die Pumpe wieder anlaufen lässt, und passt das dann so? Oder muss so ein Pad jedes Mal nach Einschalten auf Temperatur kommen?
Abschließend: das Problem, eine H100 bei mir zu Hause kühlen zu müssen, hätte ich gerne 😁.

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Igor Wallossek

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Siehe meine Reviews, ich analysiere das doch immer mit. NVIDIA setzt auf das PTM, AMD auf PTM, Graphen und sogar Graphan-Pads (W7800 Pro). Da wird nicht eine Karte mit Mumpitz bekleistert. NVIDIAs FE nutzen auch PTM, genauso wie AMDs MBA. Nur die AIC und AIB machen das noch mit Paste. Naja, einige schon länger nicht mehr (MSI) und manche erst seit Kurzem (XFX, Powercolor)

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echolot

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1,160 Kommentare 912 Likes

Wie lange sind denn die Pads haltbar, wenn man z.B. ein 80x80mm Pad geordert hat? Wie lange kann es bis zur Unbrauchbarkeit in der Schublade vergammeln? In Deinem Video verweist Du ja u.a. auf die Honeywell-Tube und sprichts diesen Punkt an.

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xXx0815

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kleine Info: Newton ist keine Einheit für Druck (Kraft pro Fläche), wahrscheinlich ist hier die Kraft des Stempels gemeint ? Da wäre noch die Angabe der Fläche in diesem Zusammenhang interessant.

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Igor Wallossek

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Dass Newton eine Kraft (und kein Druck) ist, ist ja allgemein bekannt. Der Körper hat eine Fläche von 1 cm², das steht vor diesem Absatz auch mehrmals deutlich im Text, auch beim Prüfaufbau. Ich erwähne ja auch ab und an, dass dies dann bei den Flächen von GPU und CPU Kräfte sind, die den normal zulässigen Wert deutlich überschreiten würden. Das multiplitziert sich ja mit dem Ratio zur Fläche. Intel gibt beim IHS z.B. 1000 N als Grenze bis zur Zerstörung an (450 N sind ok) :)

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samhayne

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Hab mir gerade ˋne PNY 4090 bestellt.
D.h. ich kann mich drauf einrichten in einigen Monaten das Ding auseinanderzunehmen und die Schmampe zu ersetzen?

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echolot

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Genau genommen ist es eine "Druckkraft". Druck ist "Spannung".

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Igor Wallossek

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Ja, anzunehmen.

Das Newton ist die Größe einer Kraft, die man aufwenden muss, um z.B. bei einer geradlinigen Bewegung wie hier die Geschwindigkeit eines 1-kg-Körpers innerhalb einer Sekunde gleichförmig um 1 m/s zu ändern. Das ist übrigens auch der Unterschied zwischen der "Gewichtskraft" in N und dem "Gewicht" (also eigentlich ja richtigerweise der Masse) in kg. ;)

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xXx0815

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61 Kommentare 31 Likes

Um es aus Sicht des Physikers (z.B. ich) korrekt darzustellen: Schreib bei Druck z.B. einfach xxx N/cm² ist die Welt ist in Ordnung :)

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Igor Wallossek

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Da es ja genau ein cm² ist, kürzt sich das bei meinen Angaben sogar weg :D

Und nein, ich beschreibe es absichtlich als Kraft (und nicht als Druck), damit es jeder einfacher auf seine CPU oder GPU hochrechnen kann. Intel und AMD geben ja auch nur Newton an.

Auch der Hersteller der TIMA und die ganzen Pastenbuden schreiben mehrheitlich Newton, eher seltener mal PSI (als Druck). Das gibts aber auch. Aber das können wir gern mal ausdefinieren, bevor die Datenbank online geht. Da ist jeder Beitrag erwünscht.

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CptJack

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Was ist denn mit der Honeywell Paste? Ist die legit und da eine ähnliche Performance zu erwarten?

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Igor Wallossek

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Das PCM gibts auch als Paste, aber nicht frei für Endanwender. Wenn man die Tube mal angerissen hat, dann muss man sie sofort aufbrauchen. Soll aber ähnlich performen.

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xXx0815

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61 Kommentare 31 Likes

Dann schreibe doch einfach ... "Erhöht man die Kraft auf 300N ..." dann ist es korrekt ... du legst doch viel Wert auf Korrektheit ...

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xXx0815

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Kannst du auch bei ebay kaufen ... wundert mich das man dort noch nicht Plutonium bekommen kann ...

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Klicke zum Ausklappem
C
CptJack

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43 Kommentare 13 Likes

Verdammt, das war mir nicht bewusst - hab meine Tube bereits vor Monaten angebrochen, um einen alten T490 zu erneuern. :/

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Igor Wallossek

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10,711 Kommentare 20,237 Likes

Naja, also fast 13 Euro pro Gramm sind schon sinnlos.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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