Grundlagenartikel Kühlung Luftkühlung Testberichte Wärmeleitpaste und Pads Wasserkühlung

Thermal Putty Roundup von Pink oder Grau bis Blau und von Halnziye oder Laird bzw. Dow – HY234, HY236 und HY268 vs. Hardwareliebe Extreme64 im Test

Messung nach ASTM D 5470-17

Alle heute getesteten Pasten wurden unter identischen Laborbedingungen getestet. Ich ermittle die vergleichenden Testdaten einheitlich und standardisiert, wobei alle störenden Faktoren (wie z.B. Die-Verzerrungen oder nicht-koplanare Kontaktflächen) ausgeschlossen werden können. ASTM D 5470-17 ist für mich die primäre Testmethode zur Bestimmung von thermischer Leitfähigkeit und thermischem Widerstand, wobei ich ausschließlich ASTM D 5470-17 und nicht die komplementären elektrischen Methoden nach JESD 51-14 nutze. Die Werte im Datenblatt eines TIM-Anbieters sollten unter Verwendung von ASTM D 5470-17 entwickelt werden, um vergleichbare Werte zu erzeugen, die unter folgenden Bedingungen zu ermitteln sind:

• Kontrollierte Oberflächenbedingungen
• Unidirektionale Wärmeflussbedingungen
• Parallele Kontaktflächen
• Präzise bekannte Klemmkräfte

Und genau da kommt mein TIMA5 zum Einsatz. Es handelt sich dabei um ein recht kompaktes All-in-One Tischgerät, das den Messaufbau und den benötigten PC in einem Gerät vereint. Es ist also ein autarker und vor allem auch automatisierter Messaufbau, den ich auch parallel zu anderen Aufgaben im Hintergrund laufen lassen kann. Die Speicherung aller Daten erfolgt über das Netzwerk direkt auf das NAS, sicher ist sicher. Das Gerät ist kalibriert und hat die ersten Plausibilitätstest auch bereits bestanden. Ich messe die Pasten bei 60 Grad gemittelter Pastentemperatur.

Da dies für Außenstehende alles etwas komplex wirkt, habe ich die einzelnen Baugruppen gegen das Funktionsdiagramm gestellt, damit man weiß, wo und wie die bereits erklärten Messungen erfolgen. Was da im Hintergrund abläuft und wie das Ganze funktioniert, das habe ich bereits im verlinkten Grundlagenartikel im Detail erläutert. Das muss ich nicht noch einmal alles wiederholen.

Ich verdeutliche das noch einmal im bereits bekannten Schema, damit man sich damit den Sinn dieser zu ermittelnden Werte besser vor Augen halten kann. Wir sehen, dass der effektive Wärmewiderstand sowohl das Material als auch die beiden Kontaktflächen betrifft. Ja, es gibt sehr aufwändige Verfahren bis hin zu gepulsten Lasern, die auch den reinen Bulkwert sehr genau evaluieren können, nur haben wir ja in der Praxis IMMER Kontaktflächen. Ich nutze für die Messungen Referenzkörper mit einer genormten (niedrigen) Rauheit, so dass man von diesen auch auf die Praxis schließen kann. Am Ende habe ich dann zwei Werte, die effektive Wärmeleitfähigkeit und einen über alle Messpunkte der unterschiedlichen Schichtdicken BLT gemittelten Wert unter Abzug des hochgerechneten Kontaktwiderstandes.

Die externe Kühlung übernimmt dabei ein Labor-Chiller von IKA, der die Wassertemperatur fast auf die Nachkommastelle genau halten kann und der nicht nur kühlen, sondern notfalls auch nachheizen kann, damit stets die benötigten 20 °C Wassertemperaturen gehalten werden können. Die Verschlauchung erfolgte über Festo-Kupplungen und speziellen Schlauch.

Testequipment für die Materialtests, Genauigkeit und Testvorbereitung

Die Materialprüfung und Vermessung der Pasten und Pads übernimmt mein Keyence VHX 7000 samt EA-300. Damit sind sowohl exakte Messungen als auch recht genaue Massenermittlungen der chemischen Elemente möglich. Doch wie funktioniert das eigentlich? Die von mir für den Artikel genutzte Laser-induzierte Breakdown-Spektroskopie (LIBS) ist eine Art Atomemissions-Spektroskopie, bei der ein gepulster Laser auf eine Probe gerichtet wird, um einen kleinen Teil davon zu verdampfen und so ein Plasma zu erzeugen.

Die emittierte Strahlung aus diesem Plasma wird dann analysiert, um die Elementzusammensetzung der Probe zu bestimmen. LIBS hat viele Vorteile gegenüber anderen analytischen Techniken. Da nur eine winzige Menge der Probe für die Analyse benötigt wird, ist der Schaden an der Probe minimal. Diese noch recht neue Laser-Technik erfordert im Allgemeinen keine spezielle Vorbereitung der Proben für die Materialanalyse. Sogar Feststoffe, Flüssigkeiten und Gase können direkt analysiert werden.

LIBS kann mehrere Elemente gleichzeitig in einer Probe detektieren und kann für eine Vielzahl von Proben verwendet werden, einschließlich biologischer, metallischer, mineralischer und anderer Materialien. Und man erhält eine wirkliche Echtzeit-Analyse, was enorm Zeit spart. Da LIBS im Allgemeinen keine Verbrauchsmaterialien oder gefährlichen Reagenzien benötigt, ist es auch eine relativ sichere Technik, die zudem kein Vakuum wie beim REM + EDX benötigt. Wie bei jeder Analysetechnik gibt es auch bei LIBS natürlich gewisse Einschränkungen und Herausforderungen, aber in vielen meiner Anwendungen, insbesondere wenn Geschwindigkeit, Vielseitigkeit und minimalinvasive Probenentnahme von Vorteil sind, bietet es deutliche Vorteile.

Ich möchte zunächst darauf hinweisen, dass die Ergebnisse der Anteile in den Übersichten und Tabellen absichtlich auf volle Prozent (wt%, also Gewichtsprozent) gerundet wurden, da es oft genug vorkommt, dass sogar innerhalb des vermutlich gleichen Materials Produktionsschwankungen vorkommen können. Untersuchungen im Promillebereich sind zwar nett, aber heute nicht zielführend, wenn es um eine sichere Auswertung und nicht um Spurenelemente geht. Allerdings beginnt jeder Tag im Labor mit der gleichen Prozedur, denn wenn ich anfange, arbeite ich zuvor eine Checkliste ab, die ich mir erstellt habe. Das dauert jedes Mal bis zu 30 Minuten, wobei ich ja eh auf das Erwärmen des Lasers und die richtige Raumtemperatur warten muss.

  • Mechanische Kalibrierung des X/Y Tisches und der Kameraausrichtung (z.B. fürs Stitchen)
  • Weißabgleich der Kamera für alle genutzten Beleuchtungskörper
  • Ausrichtung von LIBS-Optik und Normalobjektiv prüfen, Ausrichtung des Lasers zur eigenen Optik kalibrieren (x300)
  • Standard-Samples der zu messenden Materialien probetesten und ggf. Kurve korrigieren (siehe Bild oben)

Damit will ich es mit der Theorie auch bewenden lassen, denn wir warten ja auf die Messungen.

Kommentar

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Rizoma

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Schöner Test und deckt sich mit meinen bisherigen Erfahrungen. (y)

Hier noch ein vielversprechender Kandidat der getestet werden könnte. Es soll besser und günstiger wie das HWL64.
https://www.amazon.de/s?k=cx-h1300+putty&__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=D1TX4G8HZDLV&sprefix=cx-h1300+putty,aps,89&ref=nb_sb_noss_2

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Und die frage ist ist das auf Amazon ein Originales oder ein Plagiat?

PS.: Ich selbst nutze auf meiner 4080 derzeit die HWL64

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Igor Wallossek

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Jede Wette dass das mit den ">8 W/mk" das umgefüllte HY 234 und das mit den ">13,5 W/mK" das HY 236 ist. Davon gibt es so viele Trittbrettfahrer. Ich schreibe mich ja ab und an auch mit Halnziye, die liefern das fassweise an Firmen, die das gleich noch in Shenzhen um- und neu abfüllen :D

Schick mir doch bitte je eines und ich finde es raus. Mehr als 10g brauche ich nicht. ;)

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Rizoma

Veteran

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Sicher? Denn das Zeug hat eine andere Farbe und laut dem User @Snarks Domain auch bessere Temps.

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Igor Wallossek

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Das lässt sich doch einfach herausfinden. Man muss es nur testen :)
Vielleicht findet sich ja ein Spender :)

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S
Strahlemann

Neuling

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Vielen Dank für den Test Igor :-). Seit dem Start dieser Testreihe bin ich auf das Thermal Putty HY236 gespannt, was du vor 15 Monaten in einem Beitrag beschrieben hattest. Jetzt wurde es von dir getestet und die Ergebnisse decken sich somit mit deinen damaligen Erfahrungen/Empfehlungen, top.

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e
eastcoast_pete

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Danke @Igor Wallossek ! Also
Ich häng immer noch an dem Satz in der Schlussfolgerung "Besser sind da eigentlich nur noch die Putty-Pads von Honeywell, an die der Privatanwender aber kaum herankommt". Warum eigentlich nicht? Gibt's da keine Firma mit einigermaßen guter Reputation die einem Honeywell Putty Pads in Endverbraucher Mengen verkaufen will oder kann? Nachfrage ist da, wo bleibt das Angebot?
Irgendwas funktioniert hier nicht mit der Marktwirtschaft!

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Igor Wallossek

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Das Problem ist der Preis. Bei den üblichen Abnahmemengen der Zwischenhendler geht da gar nichts. Und gerade Honeywell ist dafür bekannt, nur selbst und an ENDabnehmer (also industrielle Nutzer) zu verkaufen. :(

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Rizoma

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Der Witz ist ja bei den Preisen die für Produkte die mit "Gaming" gelabelt sind aufgerufen wird findet sich niemand der so etwas verticken will. Ja dann sind die Margen nicht mehr göttlich, aber immer noch fürstlich.

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Ghoster52

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1,489 Kommentare 1,148 Likes

Danke für Test! (y)
Wieder was gelernt, man wird alt wie ne Kuh und lernt immer noch dazu. 🙃

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DrDre

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@Igor Wallossek
Habe gestern das CX in 13,5mW verarbeitet. Da auch erst aufgemacht und habe noch was von den 50g über.
Würde das helfen?
Lässt sich gut verarbeiten und geht auch fix wieder ab.

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Igor Wallossek

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Gern. Luftdicht verschlossen, hält das durchaus - bitte auch mit Umverpackung, falls noch vorhanden :)

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DrDre

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Ok :giggle:
Mache Dir dann ein kleines Paket fertig.

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Igor Wallossek

1

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Ihr kennt ja die ganzen Probleme damit nicht. Deutsche Bürokratie, 1001 Zertifikat, Unbedenklichkeitserklärungen, Produkthaftung usw.
Das kann einem die Lust echt abtöten :P

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Igor Wallossek

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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