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Thermal Grizzly KryoSheet im Labor- und Praxis-Test – Haltbare Allzweckwaffe mit kleinen Einschränkungen

Das Thema mit der Alterung von Wärmeleitpasten ist so aktuell wie nie und bevor wir demnächst zum Showdown einiger Phase Change Pads und Pasten kommen, schiebe ich auf vielfachen Wunsch erst einmal ein Graphen-Pad dazwischen, das nicht nur aus Kohle besteht sondern auch ordentlich selbige kostet. Ich war anfangs etwas skeptisch, aber es hat am Ende dann doch (fast) alles so funktioniert, wie es ausgelobt wurde. Doch dazu komme ich gleich noch. Wer für seine Grafikkarte einen Dauerläufer sucht, der nicht innerhalb weniger Monate degradiert, wird hier nämlich fündig. Doch dazu im Test gleich mehr.

Das KryoSheet ist eigentlich ein das FrostSheet von SHT (Sonder High-Tech) aus Schweden. Das ist ein Unternehmen, welches sich auf die Entwicklung und Produktion von High-Tech-Wärmemanagementlösungen spezialisiert hat und Thermal Grizzly fast schon exklusiv beliefert. Mit jahrelanger Erfahrung in der Branche hat SHT innovative Produkte wie eben das FrostSheet entwickelt, um den steigenden Anforderungen an die Kühlung in der Elektronikindustrie gerecht zu werden.

Wichtiges Vorwort

Das, was ich heute vorhabe, besteht erneut aus zwei, eigentlich sogar drei inhaltlich getrennten Abschnitten. Denn ich werde die Mikroskopie und den Materialtest diesmal voranstellen, denn es extrem wichtig für das generelle Verständnis zum Thema KryoSheet. Erst danach werde ich das Kryosheet im TIMA5 wie eine normale Paste testen und andererseits die bereits mehrfach gequälte Manli GeForce RTX 4080 Gallardo mit diesem Sheet sowie eine CPU zum Vergleich damit bestücken.

Ich stelle jetzt auch bewusst noch ein Zitat von Thermal Grizzly voran, das mir nicht nur aus der Seele, sondern auch meine Labormessungen bestätigt. Physik kann man nicht verbiegen. Auch beim Sheet nicht, denn die weit über 90 W/(m·K), die SHT für das originale FrostSheet verspricht, wird man in der Realität nicht einmal ansatzweise erreichen. Wer sich fragt, wie man überhaupt auf Angaben oberhalb dieser Grenze kommt, dem sei gesagt, dass man Testbedingungen durchaus so anpassen kann, dass man in die Nähe astronomisch hoher Zahlen gelangt. Ohne Kenntnis der genauen Umstände sind solche Werte auch bei exotischen Sheets komplett irreführend und sinnlos. Und genau deshalb muss ich eine Seite mit einer genaueren Erklärung dazwischen schieben.

Thermal Grizzly
Die meist theoretisch bestimmten Wärmeleitwerte unterscheiden sich stark je nach Anwendung, da wichtige Faktoren wie Anpressdruck, Temperatur oder Oberfläche nicht einheitlich berücksichtigt werden können. All unsere Kühlprodukte geben daher seit dem 4ten Quartal 2020 keine konkreten Werte zur Wärmeleitfähigkeit mehr an. Wir setzen weiterhin auf die Testergebnisse unabhängiger Tests und Reviews, damit unsere Kunden einen realistischeren Eindruck unter vergleichbaren Umständen von der Leistungsfähigkeit unserer Produkte in der Praxis erhalten können.
 

Echte Langzeitsimulationen (3000 Stunden in 1000 Zyklen bis 90°C ) sind vom Aufwand her nicht machbar. Deswegen kann ich nur Prognosen abgeben, die ich aber auch als solche verstanden wissen will. Es ist quasi unmöglich, wissenschaftlich fundierte Aussagen in nur wenigen Tagen zu treffen. Ja, man kann einen Trend feststellen und diesen anhand vorhandener Daten als Prognose skalieren, nur ist dies nichts, was wirklich belastbare Aussagen ermöglicht. Deshalb muss ich, so leid es mir tut, diesen eigentlich so wichtigen Punkt ausklammern. Allerdings werde ich, soweit es die Zeit zulässt, Community-Feedback mit berücksichtigen und die Äußerungen bzw. Langzeiterfahrungen Dritter zu gegebener Zeit als Anmerkung mit in die Datenbank einfügen, falls es nötig erscheint. Im positiven, aber auch negativen Sinne. Nur ist dies ein subjektiver Wert, der in einer Vergleichsdatenbank nichts zu suchen hat.

Unboxing

Das Sheet ist 38 x 38 mm breit und ca. 0,2 mm dick. Wir werden noch sehen, dass die anbgegebene Toleranzgrenze von 10% zwar eingehalten wird, das Pad jedoch erst einmal etwas Druck benötigt, damit es richtig gut funktioniert. Das waren bei mir 175 µm, aber auch dazu habe ich gleich noch die passenden Messungen für Euch. Verpackt ist das empfindliche Sheet, nicht ohne Grund, in einer sehr stabilen, mit Schaumstoff gepolsterten kleinen Kiste.

Das Problem bei diesen Pads ist das zerstörungsfreie Konfektionieren, Auflegen auf den Testkörper and das optinale Anheften. Dazu habe ich später aber sogar noch ein kleines Tutorial.

Weiterführende Links und Grundlagen

Thermal Grizzly KryoSheet, Wärmeleitpad, 38x38x0.2mm (TG-KS-38-38)

voelkner.deAuf Lager, Lieferzeit 1-2 Werktage21,81 €*Stand: 29.07.24 07:55
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Kommentar

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RedF

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Auf meiner XTX habe ich mit dem Sheed gerade mal 4° C schlechtere Werte wie mit Flüssigmetall, das schafft so schnell keine Paste. Was man bei anderen Nutzern so liest haben die ähnlich gute Temperaturen mit dem Sheed auf ihrer XTX.

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Igor Wallossek

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Kleiner Denkfehler. Da sich das Pad nicht zusammendrücken lässt, erhöhst Du im Gegenzug zu flexiblen Pasten den Anpressdruck signifikant. Diesen Effekt errreichst Du auch mit jeder Paste, wenn Du das Mounting verschärfst und sei es durch eine Unterlegscheibe, um das Drehmoment zu erhöhen. ;)

Man muss beim Shet allerdings beachten, dass sich auch der Abstand zum Speicher etwas erhöhen kann. Deshalb sollte man lieber Putty nehmen oder etwas dickere Soft-Pads als beim Original.

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RedF

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Das war mit meiner Karte nicht so einfach, hatte (noch mit Flüssigmetall) bestimmt 6 verschiedene Pads durch, der Hotspot war nicht zu bändigen. Erst mit Putty ging es dann.
Die Karte scheint sehr schief und krumm zu sein.

Klar war der Vergleich zwischen Flüssigmetall und Sheed dann auch mit Putty erfolgt.

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Igor Wallossek

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Messungen an Grafikkarten, die sich immer wieder verziehen, sind Momentaufnahmen und individuelle Testumgebungen, die sich nur schwer reproduzieren lassen. Diese Erfahrung habe ich im Laufe der Jahre immer wieder machen müssen. Das ist auch der Grund,w arum ich mich von einigen Tests verabschiedet habe. 5 Tester, 10 Karten, 100 Ergebnisse. Und jeder hat Recht, irgendwie... :D Ist wie mit Ärzten

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RedF

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Schon klar : ) .
Mich wundern nur die "schlechten" Temps mit dem Sheed auf der GPU. Auf den XTX Karten kenne ich nur sehr positive berichte zum Sheed. Die scheinen gut dazu zu passen .

Auch auf meiner CPU macht es sich ganz gut, bei vielen ja nicht. Hab ich wohl Glück gehabt.

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RedF

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Was schätzt du was für ein Anpressdruck ohne Pads bei der XTX herrscht?

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RazielNoir

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Danke für den Test! Welcher wiederum beweisst: Die beste Kühlung ist keine oder nur wenig Wärmeentwicklung. Ich hätte gern die Hardware zurück, die keinen Custom Loop braucht um im optimalen Wärmebereich zu arbeiten.

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Igor Wallossek

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Definiere "schlecht". Das Pad liegt 2,5 K über dem TPM7950 und gleichauf mit der Apex. Die Originalpaste hat etwas über 6 W/mK, das TPM auch. Das Sheet hat, je nach Anpressdruck so um die 4...

AMD schreibt für die Kraft zwischen 30 und 40 N auf die Gesamtfläche für die GPU, Asus hat das angeblich von sich aus auf bis zu 60 N erhöht, was fast schon grenzwertig ist, weil es dann zu Cracks führen kann. Aber die Termperaturen waren signifikant besser. Das TIM war gleich :D

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Falcon

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Mit der Kombination hab ich eine sich sehr seltsam verhaltende 3080 TUF in den Griff bekommen!(y)
Durch das Sheet mehr Anpreßdruck auf dem Chip und dadurch endlich Delta <20K und vernünftige VRAM Temperaturen.

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RedF

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Möglich das meine Meinung von Pasten einfach zu schlecht ist.
Der Wechsel auf LM bei meiner 5700XT war einfach zu gewaltig.
Da wäre ich bei Ausus Anpressdruck bei 8,9 N/cm² mit meiner ca 27*25 Ciplet Fläche. Was durch die Chiplets sicher nicht ganz korrekt ist.

Wie hoch der jetzt tatsächlich bei meiner XFX XTX mit Alphacool Block ist, weiß nur Sankt Newton ^^

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RedF

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Das war mein Vergleich Sheed VS LM

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Falcon

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Das FLM ist dünner, deshalb waren deine Temperaturen da ein bisschen besser.

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RedF

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4,924 Kommentare 2,741 Likes

Die Temps waren für mich als Benchmark Punkte Jäger noch gut genug um das Sheed drauf zu lassen.

Leider hat die Karte beim Umbau auf Wasserkühlung wohl den ein oder anderen crack am Speicher BGA bekommen, was in ~100MHz weniger Speicher OC resultiert.
Das und mein 1000Watt Netzteil hat die Punkte Jagdt erstmal beendet.

Vermutlich war es aber nicht der Wasserkühler, sonder das extreme bending, was die Karte auf dem Original kühler hatte.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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