Test Drive Unlimited Solar Crown im Test – Wenn Server mit dir Ping-Pong spielen und dich die KI mit dem Gummiband auspeitscht

Gameplay oder böses Spiel mit den Playern?

In Test Drive Unlimited Solar Crown gibt es eine Vielzahl von Rennen, die sich über unterschiedliche Modi und Strecken erstrecken und den Spielern abwechslungsreiche Herausforderungen bieten. Die Rennen reichen von klassischen Straßenrennen bis hin zu aufregenden Off-Road-Wettbewerben, bei denen sowohl Geschwindigkeit als auch Fahrgeschick gefragt sind. Zu den wichtigsten Rennarten gehören traditionelle Rundstreckenrennen, bei denen Spieler auf abgesperrten Straßen durch die Stadt und über die malerische Landschaft von Hongkong Island rasen. Diese Rennen fordern präzises Fahren und das Beherrschen von Kurven auf engem Raum. Daneben gibt es auch Off-Road-Rennen, bei denen die Spieler abseits der Straße durch raues Terrain fahren und sich durch unwegsames Gelände kämpfen müssen, was eine ganz andere Art von Fahrtechnik erfordert. Natürlich meist allein…

Ein weiteres Highlight sind die „PvP“-Rennen, bei denen Spieler direkt gegeneinander antreten – zumindest theoretisch. Da die Serverprobleme oft dazu führen, dass menschliche Gegner schwer zu finden sind, endet man in der Regel in einem Rennen gegen die KI, die keine Verbindungsprobleme zu haben scheint. Hier wird die Rennstrecke zur Arena für den Kampf um den ersten Platz, bei dem der Sieg oft davon abhängt, wie gut man sich gegen die KI behaupten kann. Zusätzlich gibt es Veranstaltungen wie Zeitrennen und Herausforderungen, bei denen Spieler allein gegen die Uhr antreten und versuchen, die beste Zeit zu erzielen. Diese Rennen sind besonders knifflig, da sie oft anspruchsvolle Routen vorgeben, die nur mit perfektem Timing und Kontrolle zu bewältigen sind.

Und jetzt kommt das nächste dicke, fette Aber: Test Drive Unlimited Solar Crown weiß offenbar selbst nicht so recht, was es eigentlich sein will. Vielleicht ein Rennspiel? Vielleicht ein RPG? Oder vielleicht einfach ein endloser Quell der Frustration. Ja, es macht durchaus Spaß, mit 350 km/h über den Highway zu rasen – für die wenigen Sekunden, in denen man das tatsächlich tut, bevor einem bewusst wird, dass das Spiel eher wie ein Puzzle wirkt, das aus unpassenden Teilen zusammengestückelt wurde. Die ambitionierte Mischung aus Rennspiel und RPG klingt zwar spannend, geht aber in diesem Fall komplett nach hinten los.

Man spielt einen aufstrebenden Fahrer, handverlesen von einer Elite-Gruppe namens „Solar Crown“, die wie eine Art Rennfahrer-Illuminati auf Hongkong Island agiert. Sie geben dir den Auftrag, durch Rennen in einer riesigen Open-World-Karte aufzusteigen – was sich aufregend anhört, bis du merkst, dass diese Open World etwa so lebendig ist wie eine Geisterstadt. NPCs? Fehlanzeige, außer in den versteckten Clan-Verstecken oder in den Autohäusern, wo sie dich mit immer denselben Animationen begrüßen. Oder in den ganzen Werkstätten. Kennst Du eine, kennst Du alle. Unterschiede gibt es nicht, auch nicht für die unterschiedlichen Clan-Mitglieder.

Apropos Clans: Früher oder später entscheidest du dich zwischen den „Streets“, der coolen Untergrundszene mit Neonlichtern und Nachtclubs, und den „Sharps“, die offenbar das komplette Budget für Anzüge und Penthouses ausgegeben haben.

Es klingt, als hätte deine Wahl dramatische Auswirkungen auf das Spiel – aber nein, nicht wirklich. Du kannst jederzeit den Clan wechseln, und außer ein paar verlorenen Fortschritten hat das kaum spürbare Folgen für die Geschichte. Was auch die Wiederholungsgefahr betrifft, denn hat man einen Clan nach oben hin von den Bossen und Machern befreit und diese in Einzel-Rennen geplättet., hat man keinerlei Lust, das Ganze im anderen Clan noch einmal zu spielen. Man kann den Opponenten nämlich maximal Anzugwesten, Uhren oder einen Rock abnehmen, richtige Prämien gibt es nicht. Motivation? Überbewertet.

Das Fortschrittssystem ist ein Meisterwerk der Langeweile. Man schaltet neue Autos und Teile erst nach stundenlangem Grinden frei, und dann auch nur schubweise. Wer hätte gedacht, dass man so viel Zeit in einem Rennspiel damit verbringt, Rennen stupide immer und immer zu wiederholen, nur um sich irgendwann ein paar Solar Coins für das nächste Auto leisten zu können – das man übrigens nur in einem Autohaus kaufen kann, in dem man zu Fuß umherläuft und die Fahrzeuge einzeln anschaut, weil ein Menü wohl zu einfach gewesen wäre.

Apropos Wiederholung. Das 2CV-Jubiläum ist so ein exemplarisches Extra-Event, bei dem man mit dieser kleinen französischen Motorsäge in nur ganzen drei zur Verfügung stehenden, speziellen Rennen 100 Punkte sammeln muss, wobei es pro Sieg nur 8 Punkte und am Ende einen albernen, blau-weiß gestreiften Zip-Hoodie gibt? Gehts noch? Ich kaufe mir eine Ente für 20.000, pimpe die für noch einmal 100.000, um dann eine TEMU-Klamotte zu bekommen? Rechnen wir mal die investierte Zeit gegen: 13 Rennen, wenn man immer gewinnt, mit jeweils 3 bis 5 Minuten Renndauer und das auf immer nur drei Strecken. KT-Racing, leckt Euch doch bitte selbst. Sorry.

Und wie fährt sich das Ganze, wenn es mal läuft? Es ist kein Simulationsspiel, das ist klar. Aber selbst für ein Arcade-Racer fehlt hier das gewisse Etwas. Die Autos fahren sich alle irgendwie ähnlich (bescheiden), der Schaden bleibt rein kosmetisch, und es gibt kaum Abwechslung bei den Aktivitäten. Wenn man Zeitrennen und Standardrennen gesehen hat, war es das im Grunde auch schon​. Und die KI fährt, selbst im Regen, immer wie auf Schienen, bremst punktgenau auch in der tiefsten Pfütze und hebelt alle Gesetze der Physik mit einer noblen Geste von Nonchalance elegant aus. Und das allgegenwärtige Gummiband ist noch heftiger als meine Hosenträger. Und eine kleine Randnotiz: Ist man der KI dann doch einmal zu weit voraus, dann gibt es “zufällig” mal wieder den hier (davon habe ich Dutzende Screens):

Am enttäuschendsten ist vielleicht Hongkong Island selbst. Das Setting wirkt erstaunlich leblos: Asphalt, Asphalt und, ja, noch mehr Asphalt, gelegentlich mit etwas Kies zwischendurch. Oder eine fast leere Hafenanlage. Alles wirkt steril und leblos. Verglichen mit den atemberaubenden Landschaften und der Vielfalt von Forza Horizon fragt man sich schnell, warum man sich überhaupt für Solar Crown entscheiden sollte.

Alles in allem fehlt Test Drive Unlimited Solar Crown genau das, was es bräuchte: eine lebendige Welt, ein motivierendes Fortschrittssystem und, am wichtigsten, das Gefühl, dass das Rennen Spaß macht. Nacon und KT Racing haben versucht, den Erfolg von Forza zu kopieren, aber es ist mehr so, als würde man die klapprige Ente gegen einen Lambo ins Rennen schicken – der Unterschied in der Klasse ist einfach zu gewaltig. Der Schuh, den man sich hier anziehen möchte, ist nämlich mindestens 5 Nummern zu groß. Und genau deshalb habe ich jetzt gefrustet den Stecker gezogen, es reicht einfach!