Subjektiver Sound-Check
Nach den ganzen technischen Details kommen wir nun endlich zum Wichtigsten: Wie klingt das Teil eigentlich? Wir setzen jetzt dort fort, wo es etwas mehr weh tut: nämlich beim individuellen Hörtest. Der Kopfhörer wurde fast 60 Stunden lang fleißig eingespielt, denn ich habe ja auch den Akku getestet. Dieses Argument entfällt also. Zum Einsatz kommt meine Tidal-Playlist, diesmal alternierend im Loop mit Stutter-Techno, Güttlers Bachtrompete und Kammermusik.
Bassbereich
Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.
Das Headset bietet eine leichte Betonung im Bassbereich, was ihm ein subjektiv eher “volles” Klangbild verleiht, ohne aber zu sehr zu bollern. Obwohl der Bassbereich anwesend ist, ist er doch nicht überbetont. Es gibt allerdings einen merklichen Roll-Off im Tiefbass beginnend ab 40 Hz. Dies kann bei manchen Musikstilen zu einem etwas “schwammigen” Klang führen, muss aber nicht. Ich verweise da mal auf das Diagramm mit dem Burst Decay auf der vorigen Seite. Hier ist wieder der Parametrische EQ gefordert, mit dem man gut nachbessern kann.
Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.
Dieser Bereich wirkt souverän und geht vollends in Ordnung. Die männlichen Vocals werden recht volumig modelliert und positionieren sich etwas über einer rein neutralen Grundton-Basis. Die Instrumente werden ebenfalls sehr sauber angebunden, was zwar nicht per se komplett massenkompatibel klingt, aber noch ausreichend neutral. Man muss sich sicher erst einmal damit anfreunden, wenn man es nicht gewohnt ist, aber mir kommt so etwas durchaus entgegen. Die minimale Badewannen-Ausrichtung ist recht gut gelungen, denn auch männliche Stimmen bekommen hier ein nicht zu kräftiges, aber hörbares Fundament. Das kann man also so lassen.
Mitteltonbereich
Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.
Jetzt wird es etwas kühler, weil die Mitten etwas mehr in den Hintergrund treten. Viele Details der Grundtonfrequenzen bleiben trotzdem sehr nah am Original, also es ist es noch akzeptabel. Das kann man sogar mögen, denn diese Spielart strahlt etwas Distanz aus. Weibliche Vocals klingen im Fundament akzeptabel, aber etwas schwächer als die männlichen. Die Auflösung der Treiber ist gut genug, um alles recht exakt wiedergeben zu können. Das kann man getrost so lassen.
Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen.
Man fällt erst einmal in ein kleines Tal bei rund 1,5 KHz, um dann wieder enorm zuzulegen, was der differenzierten Wiedergabe in diesem Bereich minimal abträglich ist und ein Bild von falsch verstandener Neutralität ergibt. Die Bühne ist trotz allem recht breit und die subjektiv empfundene Qualität der räumlichen Auflösung ist hier auf überdurchschnittlichem Niveau. Hohe Pegel bei sehr vielen gemeinsam spielenden Quellen sind trotz des 3-KHz-Peaks kein Problem, die Ortung gewinnt jedoch immens, wenn man den Bereich um 1,5 KHz etwas anhebt und die 3 KHz etwas zurücknimmt (Glockenfilter reicht). Beim Gaming ist das mit dem Pegel nicht ganz so kritisch und es ist vieles so, wie es eine gewisse Gruppe von Gamern sicher gern hätte. Die Lokalisierung der Schallquellen ist allerdings nach dem bereits erwähnten Eingriff mit dem Equalizer noch einmal deutlich besser, obwohl sie auch ohne Nachhilfe schon weit über dem Durchschnitt liegt.
Hochtonbereich
Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.
Die Wiedergabe ist qualitativ gut, aber doch etwas arg höhenlastig, was vor allem bei höheren Pegeln etwas stört. Sie setzt auf den teilweise verhalten ausgeprägten Mitten und den prägnanten oberen Mitten auf, was das Ganze wieder zwar etwas ausgleicht, aber nach dem EQ schreit. Die Sprachverständlichkeit sowie die Qualität der Vocals bei der Wiedererkennung sind hingegen richtig gut und es wird immer dann noch sehr viel besser bis an der Rand der Perfektion, wenn man diesen Bereich am EQ etwas zurückregelt. Geschmacksache, wie immer. Fürs Gaming gilt exakt das Gleiche, das Resultat kann man also auch beim Gaming vollends akzeptieren. Manche Peaks sind dann aber schon nervig. Naja, dafür gibt es den EQ.
Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.
Der Hochton ist so eine Sache. Sibilanten und Ausblasgeräusche sind sehr präsent, aber nicht zu vordergründig, aber es gleitet ab und zu bereits ins Metallische und Spitze ab. Darüber bildet sich etwas eisige Höhenluft, aber man kann ja nachregeln. Klanglich liegt der Kopfhörer voll im Trend, auch wenn ich das persönlich eher nicht so mag. Geschmacksache eben.
Zusammenfassung und Fazit
Wo soll ich das Ganze jetzt einordnen? Für einen Straßenpreis von aktuell ab rund 120 Euro ist das SteelSeries Arctis Nova 5 Wireless sicher keine extrem günstige Offerte, aber man bekommt einen adäquaten Gegenwert. Allerdings gibt es auch einige Kritikpunkte. Während die Klangqualität im Allgemeinen zufriedenstellend und das Mikrofon gut brauchbar ist, sind mir die Höhen bei höheren Pegeln etwas zu scharf, was auf Dauer doch unangenehm wird. Zudem fehlt dem Headset eine aktive Geräuschunterdrückung, was für im mobilen Einsatz ein Nachteil sein könnte, insbesondere wenn man das Headset es auch außerhalb des Gamings, etwa unterwegs, nutzen möchten.
Das Design ist komfortabel und robust, aber der Kunststoff wirkt etwas billig und ist zudem empfindlich. Der Tragekomfort ist gut, aber nicht episch bequem. Dass die Ohrpolster textil bespannt sind, finde ich hingegen sehr gut. Somit ist das Headset zwar frei von größeren Mängeln, aber es ist leider auch kein Aufreger mit echten Highlights. Ja, das Headset ist nicht schlecht und auch der Akku hält gefühlt ewig, aber man muss schon die Umstände des Registrierungszwangs mit beachten. Ja, es ist mal wieder die Kategorie “Kann man machen, muss es aber nicht”.
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