Die Backplate als Stabilisator
Sortiert man die ganzen möglichen Ursachen und Ausnahmen nach dem Ausschlussprinzip, dann kommt man am Ende zu einem Teil des Befestigungssystems, das dafür zwar urspünglich nicht gemacht ist, aber bei richtiger Ausführung (fast) alle Probleme elegant lösen kann. Da ich in den eigenen Aufbauten bis zu einem Wechsel des Wasserblocks (und damit auch der Halterung) keine Probleme hatte (danach aber sehr wohl), lag es nah, genau hier einmal gegenzutesten.
Werfen wir mal einen Blick auf die massive Stahl-Backplate meines Aqua Computer Wasserblocks, die als schnell erstellter Prototyp mit dem angeschweißten Schrauben sicher nicht schön aussieht, aber dafür ihren Zweck bestens erfüllt. Hier wird sich auch beim Einsatz roher Gewalt sicher nichts verbiegen!
Wichtig für die erfolgreiche, rückseitige Stabilisierung des viel zu schwachen CPU-Sockels ist die fronseitige, feste Verschraubung der Backplate, bevor die CPU eingesetzt wurde! Erst danach darf die CPU eingesetzt werden! Montiert man die Backplate mit eingesetzter CPU, dann spürt man bereits das Kippeln der massiven Platte und das Verschrauben geht deutlich schwerer. Kunststück, denn man schraubt dann auch gegen die bereits entstandene Wölbung! Und das ist eher sinnlos. Also erst Backplate montieren und dann die CPU einsetzen!
Alle Kühler, die nicht über ein vorab verschraubbares Haltesystem der Backplate verfügen, sondern erst bei der eigentlichen Kühlermonatage die Backplate nur als als losen Aufnehmer der Schrauben nutzen, könnten genau dann scheiten, wenn bei der Backplate auf nicht sonderlich verwindungssteifen Kunststoff gesetzt wird. Halteklammern aus Metall sind gerade noch akzeptabel, wenn auch suboptimal. Ich habe meinen massiven Block entfernt und eine eher kippelige Lösung montiert – und hatte plötzlich auch eine gebogene CPU!
Und nun? Ich habe alles wieder demontiert und danach die massive Backplate wieder montiert. Allerdings gelang es mir zunächst nicht, die Schrauben mittels Zange wieder soweit einzudrehen, dass die Wölbung ganz verschwand. Aber es lässt sich beheben, wenn man in meinem Fall die massiven Schrauben mit dem Innensechskant bis zum Ende eindreht und danach das gesamte Konstrukt so lange dreht, bis der letzte Spalt verschwunden ist und der Sockel wieder korrigiert wurde. Dann hat zumindest die Zange geholfen, Schrauben und Gewindehülsen wieder voneinander zu trennen. Bei so einer Aktion merkt man übrigens auch, welche Kräfte da eigentlich im Spiel sind. Gesund ist so etwas sicher nicht. Aber es ist gut für die Kühlung, was zu beweisen war.
Fazit und Zusammenfassung
Intels neuer Sockel LGA-1700 mag sicher gut gedacht sein. Aber das, was die Hersteller teilweise an viel zu weichem Material für die Sockelhalterung nutzen, ist schon erschreckend und wird den geforderten Drücken für die Arretierung der CPU und der Verschraubung des Kühlers nicht im Mindesten gerecht. Die meisten CPUs verfügen zwar im jungfräulichen Zustand über einen fast geraden Heatspreader (IHS), aber offensichtlich auch nicht alle. Etwas konvex oder konkav kann man von Fall zu Fall auch beobachten.
Und genau da beginnt eine kausale Kette, über die ich ja bereits schrieb. Leicht gewölbter IHS + Wölbung der CPU über den Sockel = schlechte Kühlerauflage. Die Folgen kennen wir ja von den Herstellern und aus den Foren. Als mögliche Abhilfe dienen massive Backplates wie meine, bei deren Nutzung nur wenige Probleme entstehen, wenn man die CPU erst nach der Montage der Backplate einsetzt. Aber das ist weder die Norm, noch in irgendeiner Form überhaupt akzeptabel.
Die Hersteller der viel zu weichen Sockel und auch Intel sind hier gefordert, einmal mehr auf Qualität zu achten, damit so etwas gar nicht erst nicht passiert. Man kann über das PGA (Pin-Grid-Array) auf dem Sockel AM4 ja gern geteilter Meinung sein, aber solche unnützen Probleme gibt es dort nicht. Da gibt es eine echte, massive Backplate ab Werk und eine optimierte Druck- und Lastenverteilung frei Haus. Dass man beim LGA-1700 einen derartigen Druck ausüben muss, liegt sicher auch an den eingeplanten, sehr hohen Strömen, die sehr sichere und feste Kontakte erfordern. Das kann man gern machen, nur braucht man dafür auch die mechanischen Voraussetzungen in Form Verwindungs-sicherer Sockel.
Ich stehe in Verbindung mit einigen Herstellern und werde das Problem natürlich auch weiterhin verfolgen. Denn es kann nicht sein, dass erst die zahlenden Kunden zum Experimentierfeld kostenoptimierter Sockel werden müssen. Bis dahin: Augen auf beim Kühlerkauf!
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