Vorbemerkung
Wir hatten beim Launch-Artikel von AMDs Ryzen 7 CPUs bereits alle Workstation- und HPC-Benchmarks sehr ausführlich erklärt und auch die Hintergründe für so manches Ergebnis zum Teil sogar bis ins letzte Detail ausführlich hinterfragt. Deshalb werden wir, wie schon bei den beiden Follow-Ups zu Ryzen, die unzähligen Benchmarks der Übersichtlichkeit halber einfach spartenweise zusammenfassen und somit auch etwas straffen.
Wir haben jedoch die älteren Ergebnisse nicht einfach kopiert, sondern tragen auch AMDs Bemühungen Rechnung, durch verbesserte Firmware und Treiber die Performance zu steigern und somit auch realistischer zu gestalten. Der dadurch erreichte Leistungsschub von bis zu 15% ist bemerkenswert und muss auf jeden Fall mit einbezogen werden.
Was ebenfalls mit berücksichtigt werden muss, ist der Umstand, dass im semi-professionellen Bereich fast nie übertaktete Systeme zum Einsatz kommen und CPUs wie Intels Core i9-7900X sowieso schon im Werkszustand nicht so einfach zu kühlen sind. Deshalb laufen alle der hier getesteten Prozessoren, die ja auch der Auswahl bei den Gaming-Benchmarks entsprechen, mit dem Auslieferungstakt ab Werk.
2D-Bechmarks: DirectX und GDI/GDI+
Wir haben zunächst AutoCAD 2D und unseren Grafikdurchsatz-Benchmark für die GDI-/GDI+-Funktionen um die neuen CPUs erweitert und in einer gemeinsamen Galerie zusammengefasst. Der “Neue” ordnet sich anhand des Taktes exakt dort ein, wo man ihn auch hätte erwarten können. Überraschungen bleiben also vorerst aus.
2D-Benchmarks: Adobe Creative Cloud
Bei dieser Suite ist das Ergebnis ähnlich voraussehbar, was natürlich vor allem ja eine Frage des Taktes ist. Allerdings zeigen zwei der Teilbenchmarks auch, dass es für Intel sicher noch Optimierungsbedarf beim Skylake-X gibt. Sobald wirklich deutlich mehr als vier Kerne gefordert werden, weiß die neue CPU durchaus zu gefallen, aber es tritt genau das Phänomen auf, das wir schon beim Gaming in der Einführung als Optimierungslücke von Skylake-X ausgemacht und beschrieben haben.
3D-Benchmarks: DirectX und OpenGL
Die Grafikperformance der CPUs in den einzelnen Programmen und Suiten ergibt nun ein Gesamtbild, welches sich kaum von den vorangegangenen Tests unterscheidet. Jedoch profitiert der Core i9-7900X auch hierbei wieder sehr stark von Intels Turbo Boost, da (noch) viele der Standardanwendungen selten mehr als zwei Kerne wirklich signifikant auslasten (können). Dann ist eine möglichst hohe IPC gefragt, was der Core i9-7900X im Gegensatz zum Core i7-6950X deutlich besser bieten kann.
CPU-Performance: Workstation
Natürlich ist im Produktivbereich bei den eben gebenchmarkten Applikationen nicht nur die 3D-Grafikperformance wichtig, denn es werden innerhalb dieser Anwendungen parallel ja auch viele Dinge von der CPU berechnet (Simulationen, Compute-Aufgaben, Preview-Rendering usw.). Damit man einen wirklich objektiven Eindruck erhält, muss man beides stets im Zusammenhang betrachten.
Genau da stehen aber alle Ryzen-CPUs gar nicht so schlecht da und der Core i9-7900X muss sich stellenweise schon gehörig strecken, um seinen Preis überhaupt zu rechtfertigen.
CPU-Performance: Photorealistisches Rendering
Beim finalen Rendern kommt es nun nicht mehr so sehr auf die Universalität, sondern eine möglichst effiziente und schnelle, parallelisierte Abarbeitung an. Deshalb betrachten wir diesen Abschnitt jetzt extra. Der Intel Core i9-7900X ist in dieser Sparte allen anderen CPUs zum Teil sogar haushoch überlegen, nur manchmal klebt ihm der deutlich preisgünstigere AMD Ryzen 7 1800X noch an den Fersen, was durchaus positiv überrascht. Der Core i7-6950X ist jedenfalls deutlich abgeschlagen.
CPU-Performance: Encoding und Kompression/Dekompression
Dieses Aufgabengebiet ist noch so ein Bereich, in dem sich Intels neuer Core i9-7900X offensichtlich pudelwohl fühlt. Nur beim Entpacken schwächelt das Ganze etwas, aber das Problem hat ja nicht nur die neue CPU, denn so viel parallelisieren lässt sich hier ja gar nicht.
HPC High Performance Computing
In dieser Sparte kann der Core i9 7900X erneut zeigen, was in ihm steckt, wobei ab und zu auch der Ryzen 7 1800X noch zaghaft auf die breiten Schultern des Core i9 7900X klopft. In den meisten Tests dominiert Intels neuer Core i9 allerdings deutlich, was ihn für den semi-professionellen Einsatz außerhalb teurer Xeon-Workstations wirklich interessant machen könnte.
Zwischenfazit
Intels Core i9-7900X ist eine sehr brauchbare CPU im semi-professionellen Einsatz, wenn eine Xeon-basierte Workstation am Ende dann doch zu teuer ist oder in dieser Form erst gar nicht benötigt wird. Intel hat es zudem geschafft, Dank Turbo Boost immer dann schnell zu sein, wenn auch nur wenige Kerne benötigt werden und es eher auf eine hohe IPC ankommt.
Somit schlägt man nun im Gegensatz zum Vorgängermodell Core i7-6950X gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: ein möglichst hoher Takt bei Anwendungen mit wenigen ausgelasteten Kernen und eine pralle Multi-Threading-Leistung, wenn es wirklich gut parallelisierbare Aufgaben zu lösen gilt.
Allerdings müssen wir der Fairness halber auch noch anmerken, dass in so manchem Bereich sogar AMDs deutlich günstigerer Ryzen 7 1800X in Schlagdistanz war, was uns dann doch erstaunt hat, denn nach dem Launch waren viele Benchmarkergebnisse noch deutlich schlechter. Die volle Dröhnung erhält man jetzt zwar bei Intel, aber eben nicht immer so deutlich, wie es der Preis an sich vermuten lassen würde.
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - Intels Fabric - Mesh statt Ringbus
- 3 - Cache und Latenzen, IPC, AVX und Kryptographie
- 4 - Chipsatz, Testsystem und -methoden
- 5 - Problemanalyse mit Civilization VI und VRMark
- 6 - AotS Escalation, Battlefield 1, Deus Ex: Mankind
- 7 - GTA V, Hitman, Shadow of Mordor
- 8 - Project Cars, Rise of the Tomb Raider, The Division
- 9 - Workstation und HPC
- 10 - Leistungsaufnahme und Übertaktung
- 11 - Temperaturverläufe und thermische Probleme
- 12 - Zusammenfassung und Fazit
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