Ich oute mich mal als einen der Ersten, die 2011 die Innovation Cooling IC Diamond 24 für stolze 20 Euro gekauft haben, wobei die 24 für die 24 Karat stehen soll, die man als Diamantpulver in die 4.8-Gramm-Tube gepackt haben will. Die kleinere Diamond 7 mit nur 1.5 Gramm in der Tube wurde dann, obwohl es die gleiche Paste war, von nicht wenigen Testern einfach schlechter bewertet, weil die Zahl kleiner war. Das war damals schon eine lustige Geschichte, die Außenstehende nicht so einfach begreifen konnten oder wollten. Und warum schreibe ich im Titel das mit dem “der Zeit voraus”?
Wir wissen ja alle: Die richtige Wärmeleitpaste ist ein entscheidender Faktor für die effiziente Kühlung von Prozessoren und Grafikkarten, besonders in Hochleistungs- und Overclocking-Szenarien. Mit der IC Diamond 24 hat Innovation Cooling bereits 2011 ein Produkt auf den Markt gebracht, das durch die Verwendung von industriellem Diamantstaub eine besonders hohe Wärmeleitfähigkeit verspricht. Doch wie gut ist die Paste wirklich, und was unterschied bzw. unterscheidet sie von anderen Produkten?
Diamanten gelten aufgrund ihrer hohen thermischen Leitfähigkeit als eines der besten Materialien zur Ableitung von Wärme. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von bis zu 2.200 W/mK übertreffen sie herkömmliche Materialien wie Kupfer oder Aluminium bei weitem. Die IC Diamond 24 setzt auf diese Eigenschaft, indem sie einen hohen Anteil an mikroskopisch kleinen Diamantpartikeln enthält. Innovation Cooling gibt an, dass die Paste zu etwa 92% aus Diamantpartikeln besteht, wobei die Partikelgröße etwa 5 Mikrometer beträgt. Genau das kann und werde ich natürlich nachprüfen. Die gemessene Wärmeleitfähigkeit der Paste liegt laut Hersteller bei 4,5 bis 5,0 W/m·K und ich darf schon mal spoilern, dass diese Angaben ehrlich waren und es heute noch sind. Damals gab es den Hochrechnungswahn nämlich noch nicht. Der kam erst später.
Diese Werte sind im Vergleich zu den damals herkömmlichen Wärmeleitpasten beeindruckend, auch wenn Flüssigmetall-Lösungen noch deutlich besser abschneiden. In unabhängigen Tests konnte die IC Diamond 24 schon damals ihre Stärken in anspruchsvollen Einsatzszenarien unter Beweis stellen und besonders bei übertakteten CPUs und GPUs zeigte die Paste eine signifikante Verbesserung der Kühlleistung im Vergleich zu Standard-Wärmeleitpasten.
Anwendung: Eine Herausforderung oder teurer Beton in Tuben?
Ein Punkt, der aber immer wieder im Zusammenhang mit der IC Diamond 24 diskutiert wurde, war ihre recht herausfordernde Konsistenz. Aufgrund des hohen Anteils an festen Diamantpartikeln ist die Paste dickflüssiger als viele andere Wärmeleitpasten. Innovation Cooling empfahl ja damals, die Paste vor dem Auftragen leicht zu erwärmen, um die Verteilung zu erleichtern. Ich habe das seinerzeit mit einem Heißluft-Föhn gemacht und auch ganz gut hinbekommen. Für weniger erfahrene Anwender dürfte die Handhabung etwas komplizierter sein, was auch zu vielen Misserfolgen geführt hat. Ein weiterer Aspekt, der gelegentlich kritisiert wurde, war die Möglichkeit, dass die harten Diamantpartikel Kratzer auf der CPU- oder GPU-Oberfläche hinterlassen könnten. Das allerdings ist eine Urban Legend, denn das Al2O3 in modernen Pasten ist quasi Korund und fast genauso hart.
Ein Thema, das im Zusammenhang mit der IC Diamond 24 immer wieder aufkam, war auch die Frage nach der Langzeitverträglichkeit. Während die Paste in der Regel hervorragende Ergebnisse bei kurz- bis mittelfristigen Tests zeigt, gab es bislang nur begrenzte Informationen über die Performance nach mehreren Jahren intensiver Nutzung. Ich kann allerdings eine Sache heute aufklären: Meine Paste aus 2011 ist auch heute noch perfekt benutzbar und zeigt keinerlei Beeinträchtigungen, was sicher auch am relativ niedrigen Silikonanteil liegen mag. Und die Messergebnisse zeigen auch heute noch die gleiche Performance. Darüber hinaus gab Innovation Cooling nur wenig über die genaue Zusammensetzung der restlichen Inhaltsstoffe preis, so dass ich das heute endlich einmal nachholen werde.
Die Paste ist zwar seit 2020 vom Markt verschwunden, aber in wenigen Shops und mit etwas Glück trotzdem noch zu finden. Wer mit der Thermalright TF9 oder gar TFX klarkommt, für den ist auch die IC Diamond 24 sicher keine echte Herausforderung mehr. Und eine mögliche Alterung ist eigentlich auch kein Thema, wie meine Paste beweist. Ich habe sogar zwei verglichen, denn ich bekam noch eine 2020er Paste aus der Community, die identisch performte.
Im Nachhinein kann man eigentlich nur den Hut ziehen, denn die Paste bietet all das, was auch heute noch vom Kunden gewünscht wird, vor allem eine exzellente Langzeitkonstanz und Haltbarkeit. Wer sie noch hat: nicht wegwerfen, sondern genüsslich mit aufbrauchen. Da kann man echt nichts falsch machen. Im Gegenteil.
Kommen wir nun noch zum Test-Setup, dass ich in Zukunft nicht mehr als Text und Bild in die Artikel einfügen werde, sondern für das ich extra passende Grundlagenartikel samt Vorstellung des Equipments und der Messmethoden geschrieben habe, um mir und Euch ein wenig die Redundanz zu sparen. Wer das Wissen nachlesen oder auffrischen möchte, der nutzt bitte die folgenden Links zu den beiden Messaufbauten für ASTM D5470-17 mit dem Nanotest TIMA5 und LIBS samt Mikroskopie mit dem Keyence VX-7100 und EA-300:
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