JetStream, Super JetStream, Game Rock und Game Rock Premium Edition – Palit macht es einem bei der GeForce GTX 1070 wie schon bei der GeForce GTX 1080 mit der Auswahl wirklich nicht leicht. So sperrig wie der Name ist dann auch die von uns getestete Karte mit dem übergroßen Kühler.
Doch auch bei dieser Version trifft die Hystereseproblematik mit den anlaufenden und stoppenden Lüftern beim Aufwärmen zu, die sich bis heute trotz BIOS-Update nicht gravierend verbessert hat. Deshalb verzichten wir auch auf weitere Updates, bis wir auch für diese Karte wirklich eine Lösung angeboten bekommen haben.
Die Karte wirkt wie die größere Schwester erst einmal gewaltig und massiv, keine Frage. Doch es wird erneut Aufgabe unseres Tests sein zu überprüfen, was von diesem martialischen Auftreten dann auch praktisch in der Wirklichkeit ankommt.
Äußerer Aufbau und Anschlüsse
Die Kühlerabdeckung besteht aus recht dickem, weißen Kunststoff und trägt quasi als Zierde eine metallic-blau lackierte Leichtmetallapplikation an der Oberseite von Karte und Front.
Die Karte ist stolze 1053 Gramm schwer und damit etwa 180 Gramm leichter als die große Schwester. Sie ist jedoch mit 28,7 cm Länge, 12,8 cm Höhe und satten 5,2 cm Einbautiefe genauso groß und belegt ebenfalls drei Slots. Die zwei 10-cm-Lüfter, deren Rotordurchmesser mit 9,6 cm recht üppig ausfällt, unterstreichen zudem das wuchtige Erscheinungsbild.
Die Rückseite der Platine ist von einer einteiligen Backplate verdeckt, die über keinerlei Lüftungsöffnungen verfügt, den auffälligen “Game Rock”-Schriftzug trägt und weiter fünf Millimeter Platz in die Tiefe beansprucht. Es befindet sich kein Wärmeleitpad zwischen Platte und Platine, so dass die Backplate rein optischer Natur ist. Jedoch ist auch ein Betrieb ohne Backplate bedenkenlos möglich, wenn man bereit ist, einige Dinge zu demontieren (Vorsicht, Garantieverlust!).
Die Oberseite der Karte ist vom mittig platzierten, leuchtenden Palit-Schriftzug geprägt; der 8-polige PCIe-Spannungsversorgunganschluss sitzt um 180° gedreht am Ende der Karte. Insgesamt ist die Erscheinung der Grafikkarte wuchtig und das Auftreten alles andere als zurückhaltend.
Das Ende der Karte ist komplett geschlossen, da die Lamellen vertikal ausgerichtet sind und somit kein Luftstrom in Richtung Kartenende bzw. Slot-Blende geht.
Die Slot-Blende zieren insgesamt fünf Ausgänge, von denen maximal vier im Rahmen eines Multi-Monitor-Setups gemeinsam genutzt werden können. Neben dem Dual-Link-DVI-D-Port, der kein analoges Signal durchschleift, finden sich auf der Rückseite noch ein HDMI-2.0-Ausgang sowie drei DisplayPort-1.4-Anschlüsse. Der Rest der Slot-Blende ist mit einigen Öffnungen für den Luftauslass versehen, die aber eher dekorativen Charakter haben.
Platine und Bestückung
Die Platine erscheint aufgeräumt und gleicht der Platine der großen Schwester mit GeForce GTX 1080.
Beim Speicher kommt GDDR5-Speicher von Samung zum Einsatz. Die acht Module vom Typ K4G80325FB-HC25 besitzen eine Kapazität von jeweils acht Gigabit (32x 256 MBit), die je nach abgefordertem Takt mit Spannungen zwischen 1,305 und 1,597 V betrieben werden können.
Doch man sollte Vorsicht walten lassen! Einige Hersteller haben während der Produktion auf Micron-Speicher umgestellt, was man am BIOS-Schema 86.04.26.xx.xx erkennt (Samsung: 86.04.1E.xx.xx). Hier sollte sichergestellt werden, dass dann die aktuelleste BIOS-Version von Nvidia aufgespielt wurde, weil es sonst zu Artefakten kommen kann.
Das 8+1-Phasen-System setzt wie Nvidias Referenzkarten für die GPU auf einen kaum dokumentierten µP9511P als PWM-Controller, der wie beim Nvidia-Design auf der Rückseite der Platine seinen Platz findet. Alle acht Phasen der GPU-Versorgung werden über den µP9511P realisiert, der ja eigentlich als 6+2-Phasen-Chip eine Art Mädchen für alles darstellt, aber eben auch alle acht Phasen für die GPU nutzen kann.
Die Dual-Channel-MOSFETs für den DC/DC-Spannungswandlerbereich werden direkt angesteuert, da es sich bei den acht SiC632 um sogenannte Driver-MOS handelt, die sowohl die beiden eigentlichen Leistungs-MOSFETs für die High- und Low-Side, als auch Gate-Treiber und Schottky-Diode in einem Chip vereinen. Das ist in erster Linie kostengünstig und gut für kompakte Designs – vor allem dann, wenn viele Wandlerzüge anzutreffen sind.
Der Speicher wird im Gegensatz zur großen Schwester über nur eine separate Phase versorgt (statt deren zwei), die vom gleichen undokumentierten Chip angesteuert wird wie Nvidias Referenzplatine, der zum bekannten up1728 jedoch weitgehend baugleich sein dürfte und zudem auch Pin-kompatibel ist. Als MOSFETs kommt ein Dual-N-Channel-Modell zum Einsatz, das die beiden MOSFETs für High- und Low-Side in sich vereint.
Die Magic-Coils von Foxconn sind Mittelklasse und – je nach Layout – mehr oder weniger leise im Auftritt. Das Monitoring der fließenden Ströme geschieht wie so oft über den altbekannten INA3221.
Unterhalb der GPU sind wie beim Nvidia-Design zwei Kondensatoren aufgelötet, die Spannungsspitzen abfangen und glätten sollen.
Taktraten, Spannungen und Leistungsaufnahme
Bevor wir zur Leistungsaufnahme kommen, schauen wir uns noch die Verläufe von Boost-Takt und anliegender GPU-Kernspannung an, die wir wegen ihrer Ähnlichkeit bewusst untereinander gestellt haben. Wir sehen hier auch sehr schön den Zusammenhang von Taktfrequenz und Spannung.
Man sieht deutlich, dass der Boost-Takt nach Erwärmung und unter Last von hervorragenden 2076 MHz stellenweise bis auf immer noch sehr gute 1974 MHz (und sporadisch auch etwas tiefer) fällt. Man sieht auch, wie mit dem Takt auch die Spannungswerte nach unten wandern. Werden anfangs noch bis zu 1,062 Volt erreicht, fällt diese Spannung dann später stellenweise bis auf 0,901 Volt ab.
Aus diesen Spannungsverläufen und den fließenden Strömen ergibt sich dann auch die Leistungsaufnahme, die wir mit unserem exakten Equipment sehr gut an allen Anschlüssen messen können.
Da die Hersteller auf Grund von Nvidias Restriktionen auf die unterste mogliche Taktrate verzichten, um durch diesen Kunstgriff quasi einen Boost-Step mehr zu erhalten, steigt die Leistungsaufnahme im Idle leicht an. Palit setzt diesen ersten Schritt bereits auf 316 MHz.
Leistungsaufnahme | |
---|---|
Idle | 11 Watt |
Idle Multi-Montor | 13 Watt |
Blu-ray | 13 Watt |
Browser-Games | 92 bis 110 Watt |
Gaming (Metro Last Light 4K) | 173 Watt |
Torture (Furmark) | 174 Watt |
Natürlich wollen wir euch auch die gewohnten Detailgrafiken der Leistungsaufnahme im Idle, beim 4K-Gaming und beim Stresstest nicht vorenthalten, die sowohl die Lastverteilung auf den einzelnen Spannungs- und Versorgungsschienen abbilden als auch einen guten Überblick über die anfallenenden Lastschwankungen und Leistungsspitzen geben können:
Kühlsystem und Temperaturen
Die erzeugte Abwärme will natürlich möglichst optimal abgeführt werden. In diesem Zusammenhang werfen wir zuerst einmal einen Blick auf die Backplate, die jedoch keinerlei aktive Kühlfunktion ausübt und die ganze Arbeit dem wuchtigen 2,5-Slot-Kühler überlässt. Der gesamte Kühleraufbau entspricht exakt dem der größeren Schwester, was angesichts der deutlich niedrigeren Verlustleistung fast schon dekadent überdimensioniert erscheint – aber lieber so als andersherum.
Ein Heatsink aus Kupfer soll die Abwärme der GPU aufnehmen und sie gut verteilt an die insgesamt fünf Heatpipes (3x 8 mm, 2x 6 mm) abgeben. Dabei setzt Palit auf eine vertikale Lamellenausrichtung, was zu kurzen und ungebogenen 8-mm-Heatpipes führt, die damit auch effizienter arbeiten können. Die beiden kleineren Heatpipes unterstützen lediglich den zusätzlichen Abtransport vom Heatsink zu den Rändern des aufgesetzen Kühlers.
Die Kühlleistung des wahrhaft monströsen Kühlers lässt keine Wünsche übrig, denn da die Temperaturen nur bei 66°C im Gaming-Loop (geschlossenes Gehäuse 68°C) und 66°C im Stresstest (geschlossenes Gehäuse 70°C) liegen, laufen die Lüfter auch nur auf kleiner Kraft, was sich sicherlich positiv in den Messwerten für die Geräuschentwicklung niederschlagen dürfte.
Die Wärmeabfuhr von den Spannungsreglern klappt jedenfalls auch bei den niedrigen Lüfterdrehzahlen und somit geringem Airflow wirklich grandios – dem wuchtigen Kühler samt der nicht enden wollenden Lamellenoberfläche sei Dank.
Beim Torture Loop wird es trotz niedrigerer durchschnittlicher Leistungsaufnahme zwar am ausgemachten Hot Spot etwas wärmer (konstante Lasten), aber alle Bereiche sind im tiefgrünen Bereich.
Geräuschentwicklung
Kommen wir nun zu dem, was unseren Eindruck von einer Grafikkarte mit am meisten prägt: Die Geräuschentwicklung, die landläufig gern auch als Lautstärke bezeichnet wird. Ursache sind dafür überwiegend die Lüfter und zum Teil auch die Spulen (sowie seltener auch die Kondensatoren) der Spannungswandler-Phasen. Allerdings sind die maximal 1000 U/min der beiden Lüfter sicher kein Grund, den akustischen Notstand auszurufen.
Betrachten wir deshalb erst einmal die Lüfterkurve selbst – und erschrecken dann doch ein wenig. Da die Lüfter generell sehr spät und vor allem auch sehr leise anlaufen, ist es natürlich eine Frage der Aufmerksamkeit und des guten Gehörs, eine schlecht funktioniernde Hysterese zu bemerken – es sei denn, man misst vorsichtshalber auch immer das Tachosignal und die PWM-Werte mit.
Fakt ist (und das hat uns Palit mittlerweile bestätigt), dass die Hysterese nicht optimal funktioniert. Weder bein Anlaufen der Lüfter während des Auheizens der Karte, noch später beim Abkühlen.
Die Geräuschentwicklung im Idle ist wegen des semi-passiven Modus nicht messbar, so dass wir auf diese Messung gleich ganz verzichtet haben.
Die Messwerte unter Last sind hingegen eine wahre Offenbarung und der noch entstehende Geräuschteppich eher ein dünner Läufer. Die 35,1 dB(A) sind ein wirklich guter Wert, wenn man sich einmal die ganzen Temperaturen ins Gedächtis ruft. Die Karte liegt damit jedoch etwas oberhalb der größeren Schwester, die allerdings etwas niedrigere Drehzahlen nutzt.
Einzig die als durchschnittlich zu bewertenden und günstigen Spulen sind hier ein wenig auffällig, denn ohne das in der Stille der Nacht hörbare Zirpen unter Last könnte man fast glauben, die Karte wäre gar nicht in Betrieb.
Technische Daten und Zwischenfazit
Betrachten wir nun noch einmal zusammenfassend die technischen Daten und individuellen Details der Grafikkarte:
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - Asus GeForce GTX 1070 Strix OC
- 3 - EVGA GeForce GTX 1080 FTW
- 4 - Gigabyte GeForce GTX 1070 Mini ITX OC
- 5 - Gigabyte GeForce GTX 1070 G1 Gaming
- 6 - Gigabyte GeForce GTX 1080 G1 Gaming
- 7 - Gigabyte GeForce GTX 1080 Xtreme Gaming
- 8 - KFA²/Galax GeForce GTX 1070 EX
- 9 - KFA²/Galax GeForce GTX 1080 HoF (Hall of Fame)
- 10 - MSI GeForce GTX 1070 Gaming X 8G
- 11 - MSI GeForce GTX 1080 Gaming X 8G
- 12 - MSI GeForce GTX 1080 Sea Hawk
- 13 - Nvidia GeForce GTX 1070 Founders Edition
- 14 - Nvidia GeForce GTX 1080 Founders Edition
- 15 - Palit GeForce GTX 1070 Game Rock Premium Edition
- 16 - Palit GeForce GTX 1080 Game Rock Premium Edition
- 17 - PNY GeForce GTX 1080 XLR8
- 18 - Zotac GeForce GTX 1080 AMP! Extreme
- 19 - Vergleich der Gaming-Performance
- 20 - Vergleich vom Temperatur, Lautstärke und Leistungsaufnahme
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