Noctua NT-H2
Der Trend, Pasten bis zum Erbrechen zu verflüssigen, folgt leider zwei unangenehmen Gewohnheiten. Einerseits versucht man, sich bei den Anwendern mit mangelnden Skills wortwörtlich “einzuschleimen”, denn wenn jemand damit wirbt, dass man seine Paste erst gar nicht verstreichen müsse, um optimal erfolgreich zu sein, dann ist der logische Umkehrschluss leider in der Praxis auch der, dass sich diese Flüssigkeit auch ziemlich schnell wieder verselbständigt und flüchtet. Das ist also weder haltbar noch sonderlich performant.
Andererseits kann man so die eigentlichen Herstellungskosten ordentlich minimieren. Dazu kommt, dass man bei der NT-H2 überwiegend auf sehr günstiges Zinkoxid setzt, was man vor 10 Jahren schon so gehandhabt hat, wenn es nicht viel kosten sollte. Zinkoxidpasten kommen nicht über 3 W/(m·K), da hat die Physik einen Riegel davor geschoben. Fakt ist, dass diese Paste selbst ohne diese Unmengen an Silikon nicht besser performen würde, denn die paar wenigen, eher grob gemahlenen Al2O3-Partikel sind fast schon Fremdkörper und wirken wie Stelzen, unter denen die Silikonsuppe recht ungehindert weglaufen kann.
Ich vermute fast, Noctua ist sich nicht mal selbst im Klaren, was sie da eigentlich ein- und weiterverkaufen, würde mir aber wünschen, dass jemand diesen Artikel liest und auch versteht. Da es alles Retail-Produkte sind und ich bei fast jeder Paste etwas finde, habe ich beschlossen, die Anbieter erst im Nachhinein zu kontaktieren. Ich habe nämlich keine Lust mehr, wegen jeder Paste stundenlange Diskussionen über mich ergehen zu lassen oder mich für meine Existenz zu rechtfertigen. Das Zeug ist im Laden, also teste ich es auch. Ich bin hier nur den Lesern und meiner Investition verpflichtet, die auch für etwas mehr Ehrlichkeit und Transparenz auf dem lukrativen Markt sorgen soll.
Gelid Solutions GC-Extreme
Für die Gelid GC-Extreme gilt exakt das Gleiche wie für die NT-H2, denn es ist eine extrem verflüssigte Zinkoxid-Suppe mit nur wenigen Einsprengseln von Al2O3-Partikeln. Die Grundzusammensetzung ist fast identisch zur NT-H2, was sich natürlich auch auf die Perfomance auswirkt, die man nicht wirklich loben kann. Ohne die leicht andere Färbung könnte man fast schon auf die gleiche Quelle tippen, denn beide Pasten sind ansonsten, auch was die Performance betrifft, eigentlich gleich schlecht.
Es ist schade, dass eine ehemals wirklich gute Paste, aus welchen Gründen auch immer, dermaßen abbaut. Wir kennen das nur zu gut von Lebensmitteln mit “verbesserter Rezeptur” und “neuer Verpackung”, die dann am Schluss das Gleiche kosten, aber weniger wert sind. So auch hier, was wirklich schade ist. Das Bild zeigt auch, dass man mit nur etwas mehr Druck fast alles schon im Stress-Test wieder rausquetschen kann, wenn er nur lange und heiß genug abläuft. Bitte nicht kaufen, es gibt bessere Pasten für weniger Geld!
Thermalright TF7
Die preiswerteste Paste performt am besten und wird wohl auch mit am längsten halten. Ja, sie ist nicht so fluffig wie die beiden anderen Pasten und der Anwender muss sich sicher auch etwas mehr Mühe beim Applizieren geben, wird aber mit einer deutlich besseren Performance und Konsistenz auf längere Zeit hin belohnt. Optisch erinnert die Paste eher an die Corsair XTM70, ist jedoch nicht ganz so leistungsfähig. Dafür aber deutlich billiger und völlig ausreichend. Mehr muss man dazu nicht schreiben, denn außer der unzeitgemäßen Kunststofftüte gibt es nichts an der Paste auszusetzen. Ok, die Angabe von sportlichen 12.8 W/(m·K) ist auch arg Märchen-lastig, aber an dieser Marketing-Lüge wird die Paste nicht scheitern.
Zusammenfassung und Fazit
Geld schießt keine Tore, maximal Eigentore. Noctua sollte die NT-H2 noch einmal überarbeiten und wenn man schon in dieser Preisklasse mitspielen möchte, dann natürlich auch die entsprechende Performance und Zusammensetzung anbieten. Das ist man seiner Marke eigentlich schuldig. Von der Gelid GC-Extreme kann ich nur abraten, es ist der gleiche Schmand in Tuben und nur noch ein trauriges Abbild einer einst so guten Wärmeleitpaste. Und was die Thermalright TF7 betrifft: Für diesen Preis ist sie, wie auch die TF8, eigentlich unschlagbar. Am Ende ist es quasi ein NoBrainer, denn man kann sich eigentlich nur selbst ein Bein stellen, wenn man sie falsch appliziert.
Auch wenn sie nicht ideal ist, aber ich würde mich sogar trauen, die TF7 mal auf einer Grafikkarte über längere Zeit zu testen. Die beiden anderen Pasten haben sich da nämlich, folgt man diversen Forenkommentaren auf verschiedenen Plattformen, nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Warum das so ist, haben wir heute im Labor gesehen. Ich kann Euch zwar nicht versprechen, dass die nächsten Pasten wieder besser werden, aber ich hoffe es. Denn die Ergebnisse kann man ja im Detail nie genau vorhersehen.
Damit wäre auch dieser Test mal wieder geschafft und es wird schon bald munter weitergehen. Ich verweise aber auch an dieser Stelle noch einmal auf meine Bitte nach weiteren Pasten, denn die Auswahl und der Vorrat können nie groß genug sein!
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