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Nintendo macht auf Asus: “Service” als Goldgrube, ein doppelter Warenkreislauf für übervorteilte Kunden und ein defektes Cent-Bauteil. So nicht!

Ich schreibe jetzt das Folgende als Gedächtnisprotokoll, weil uns die “Aufzeichnung zu Schulungszwecken” natürlich nicht zur Verfügung steht und der Kunde selbst aus rein rechtlichen Gründen darauf verzichtet hat. Deshalb also frei und mit eigenen Worten:

Kunde: Warum greift die Garantie/Gewährleistung nicht? (Kunde hat sich dumm gestellt)

Nintendo: Da ein Flüssigkeitsschaden nicht durch  Garantie/Gewährleistung abgedeckt ist.

Kunde: Warum fand keine Fehlersuche und Reparatur der defekte Konsole statt? Schließlich ist sie bis auf die Erkennung des rechten Joy-Cons voll funktionsfähig.

Dieser Frage wurde professionell und einstudiert ausgewichen, so wurde trotz eines Schwalls aus Worten, gespickt mit technischen Worthülsen, nicht beantwortet.

Kunde: Wenn ich mich für den Austausch des Produktes entscheide, was passiert mit meiner defekten Konsole? Wann bekomme ich die zurück, denn da sind ja auch noch meine Daten drauf?

Nintendo: Diese wird selbstverständlich fachgerecht entsorgt.

Kunde: Wie bitte? Ich habe über 300 Euro für diese Konsole bezahlt, bekomme ein Angebot für eine gebrauchte Austauschkonsole für fast 200 Euro und mein defektes Eigentum, für das ich ja voll bezahlt habe, bekomme ich nicht einmal zurück? Ist das ihr Ernst?

Nintendo: Ja so sind unsere Regelungen und Geschäftsbedingungen. Wir dürfen bei einem Austausch die eingeschickten, defekten Produkte der Kunden nicht wieder an diese zurück schicken, sondern müssen sie einbehalten.

Kunde:  Dann würde mich eine Austauschkonsole in Summe über 500 Euro kosten, wenn ich die defekte mit einberechnen würde, die ihr angeblich fachgerecht entsorgen müsst. Ist das Ersatzgerät dann eine neue Konsole?

Diesen Gedankengang hat der Support nicht verstanden oder wollte/durfte es so nicht verstehen. Auch hier wirkte das Verhalten eintrainiert, denn es hörte sich an wie ein abgelesener Textbaustein vom Zettel. Es wurde nicht beantwortet, um es sich dann um ein Neugerät handelt, sondern man hat sich dieser expliziren Frage komplett verweigert.

Kunde: (Höflich) Dann lehne ich die Reparatur bzw. wohl besser gesagt den Austausch des Produktes ab und bitte darum, mir mein Eigentum wieder zurückzuschicken.

Nintendo: Das machen wir sehr gerne für Sie. Sie bekommen in Kürze eine E-Mail mit der Bestätigung der Ablehnung der Reparatur. Ihr defektes Produkt wird anschließend nicht repariert und an Sie zugeschickt. Ende des Telefonates.

Die Konsole kam am 25.04.2024 dann wohlbehalten defekt wieder zurück

Warum Nintendo die Konsolen gleich zweimal verkauft

Das muss man sich echt einmal auf der Zunge zergehen lassen! Man zahlt über 300 Euro für eine Switch, um dann im “Reparaturfall” eine refurbishte Gebraucht-Konsole (eines anderen Kunden) für weitere 200 Euro zu erwerben, zahlt also unterm Strich dann 500 Euro für ein Gerät. Die laut den Anweisungen und “Regeln” einbehaltene Konsole wird dann “fachgerecht entsorgt”, indem man sie instand setzt und dem nächsten Kunden als Austauschprodukt erneut für 200 Euro anbietet. Das wiederum beweist allerdings, dass man die Konsolen ja durchaus auch kostengünstig reparieren könnte, wenn man es denn wollte, dies aber beim Kunden mit einem bestimmten Vorsatz noch nicht einmal versucht. Im Gegenteil. Frechheit siegt.

Und wir werden auf der nächsten Seite dann sehen, was wirklich defekt war, wie günstig die Reparatur dann wurde und dass Nintendo das Gerät ganz offensichtlich noch nicht einmal offen hatte, auch beim zweiten Mal nicht. Wozu auch? Denn es war ja bestimmt nicht einmal beabsichtigt. Noch am selben Tag ging die defekte Konsole samt originalem Zubehör somit an einen Bekannten, der einen klugen Kopf, aber keine zwei linken Hände hat. Lassen wir uns doch mal überraschen!

Somit hat sich die ganze Korrespondenz mit dem Kundenservice Nintendo für den Kunden erledigt. Das einzig Positive, was man erwähnen kann:

  1. Keine langen Wartezeiten
  2. Es entstanden für den Kunden keinerlei zusätzliche Kosten (Außer etwas Spritgeld für das Abliefern und Abholen der Pakete).

Die Zeit für schriftliche Reklamation und das Telefonat wurde nicht gewertet und der versaute Geburtstag auch wohlwollend herausgerechnet. Bei Nintendo ist die vermeintliche Transport-Kulanz eh in den 200 Euro der anderen potentiellen Service-Opfer bereits mit inkludiert.

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125 Antworten

Kommentar

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pinkymee

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80 Kommentare 77 Likes

Spannender Artikel. Liest sich wie ein Krimi. Und irgendwie ist es das ja auch. Denn für mein Verständnis geht das alles schon in eine kriminelle Richtung, bzw. ist sogar schon kriminell. Angefangen mit Lügen .......... Es ist aber nicht nur eine kleine Lüge, es ist ein groß gedachtes und umgesetztes Konstrukt des Abzockens.
Danke fürs Aufdecken dieser Dreistigkeit und Unverschämtheit!
ABER: ...... haben wir wirklich etwas Anderes von denen erwartet? Ich nicht!

Noch ne Frage: konnte man Schlussfolgern, wie es kommt, dass die Kontakte an der Stelle so stark korrodiert sind?

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R
RazielNoir

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439 Kommentare 202 Likes

Fakt ist, das ein "Entsorgen" ohne wirkliches Entsorgen und Nachweis dessen seitens Nintendo eine Unterschlagung ist. Und bei Weiterverkauf gewerbsmäßiger Betrug.

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SpotNic

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Das ist doch gängiges Verfahren beim Geräteaustausch, macht Apple, Samsung & Co nicht anders.

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eastcoast_pete

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1,698 Kommentare 1,031 Likes

Schon eine Frechheit! Hat Nintendo sich denn hierzu offiziell geäußert?
Die "erneuerten" Konsolen, die dann den Kunden (Opfern) angedreht werden, sollten der Ehrlichkeit halber dann wenigstens "Nintendo Bait & Switch" genannt werden.

Nintendo, mit sowas macht ihr euch keine Freunde! Jetzt verstehe ich auch immer mehr, warum viele Anhänger von Retro Games dann auch selber keine großen Skrupel haben, sich die ROMs für ihre Emulatoren anderweitig für lau zu besorgen.

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M
Miau

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25 Kommentare 3 Likes

Schon schlimm wie das heutezutage abläuft.

Hier hat der Kunde ja immerhin "vorbildlich gehandelt, ich will gar nicht wissen wie hoch denen ihre Trefferquote ist...

Mein Snes, N64, Gameboy und Co
laufen immer noch, da kann man sagen was man will, früher wurde halt noch "für die Ewigkeit" gebaut.

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e
eastcoast_pete

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1,698 Kommentare 1,031 Likes

Wobei es zumindest bei denen meistens ein Tausch von wirklich defekten Geräten ( die nicht schnell und billig reparierbar sind) gegen ein Runderneuertes ist. Das hier bei Nintendo war eine echte Unverschämtheit.

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R
RazielNoir

Veteran

439 Kommentare 202 Likes

Naja. Für die Ewigkeit nicht. Früher war der Ansatz wohl: " Biete dem Kunden ein hochwertiges Produkt, dessen RMA-Quote nahezu Null ist, und er als zufriedener Kunde Markentreu bleibt"

Heutzutage ist die Marktreue ersetzt worden durch: "Binde den Kunden in einem geschlossen Ökosystem und verkaufe ihm überteuerte Ware mit Verfallsdatum. Und sollte das Gerät vorher defekt sein (da noch Beta, Produkt reift beim Kunden), verkaufe ihm die Reparaturleistung möglichst teuer."

Funktioniert gerade im Hi-Fi Segment wahnsinnig gut. Nur werden da teilweise Preise aufgerufen, die den Kundenkreis klein hält. Melco oder Astell&Kern ist so ein schönes Beispiel.

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echolot

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1,118 Kommentare 875 Likes

Igor deckt auf!. Sollte man bei anderen Anbietern auch mal eruieren. Das ist ja schließlich ein Geschäftsmodell. Die vielen refurbishten Smartphones zum Beispiel, die regelmäßig auf ebay autauchen.

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RazielNoir

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439 Kommentare 202 Likes

Kostenfreier Tausch! Das ist das entscheidende. Und dabei entweder Datenübernahme oder Datenlöschung.

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echolot

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1,118 Kommentare 875 Likes

Man denke an die berühmte Sollbruchstelle. Ein Schelm wer das...

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pinkymee

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80 Kommentare 77 Likes

Eine faire Idee wäre, dem Kunden das defekte Gerät, für sagen wir mal 190 Euro abzukaufen. Kann mir keiner erzählen, dass Nintendo nicht ganz genau weiß, woran die Geräte erkrankt sind. Die Kabel haben die garantiert als Massenware in Kisten da rumfliegen. Die würden mit dem Weiterverscherbeln der refurbishten Geräte immer noch ne Menge verdienen. Oder eben wie RazielNoir bereits erwähnte, es für lau zu tauschen.
Zum Glück haben wir gelernt ...... es muß immer MEHR bzw AM MEISTEN sein, was da beim zahlenden Kunden rauzuholen ist.

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S
SpotNic

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1,090 Kommentare 464 Likes

Naja, sieh es als wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Man weiß ja nicht wieviel Wasser evtl in das Gerät eingedrungen ist. Zerlegt man nun jede Konsole und prüft um sich abzusichern wirds für den Hersteller nur teurer.

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big-maec

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916 Kommentare 542 Likes

Na ja, wundert mich nicht so ein Ergebnis, leider hat das auch mit der Qualifikation der Mitarbeiter zu tun und die hat in meinen Augen in einigen Bereichen leider stark abgenommen.

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Inxession

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56 Kommentare 45 Likes

Dünnes Eis Igor ,..

Nintendo geht doch gegen jeden noch so kleinen "Hansel" vor, der Ihnen irgendwie ans Bein pisst.

Die Umstände sind allerdings bescheiden und sollten aufgeklärt werden.
Aber ich hätte da echt Angst das Nintendo mich in Rechtsstreitigkeiten zieht.
Meist sitzen die am Längeren Hebel.

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R
RazielNoir

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439 Kommentare 202 Likes

Naja. Geplante Obsoleszenz ist immer wieder ein Thema. Und es gibt sicher genügend Verdachtsfälle. Aber meist ist der Kostendruck auf Herstellerseite, der günstigste Bauteile verwenden lässt. Ein Laptop für 500 € und Intel Core i5? Das der nur aus wenig steifem Kunststoff besteht, die Bauteile nicht aus dem Höchsten Fach sind und die Kühllösung eine generische dürfte klar sein. Das die Bauteile wegen Hitzestress bei entsprechender Nutzung vorzeitig den Dienst quittieren, auch. Nur passiert das meist komischerweise kurz nach Ablauf der Gewährleistung. Designziel: Gerade gut genug...
Igor hat das gerade bei den MSRP-Grafikkarten oft genug durch den Teardown und im Text erläutert, das die Margen da nicht so weltbewegend groß sind.

Das eine ist der anvisierte (Strassen-)Preis, das andere wie dieser realisiert wird. Wobei wir mit unserer Geiz ist geil Mentalität als Konsumenten nicht unerheblich das System mitbefeuern. Wer billig kauft, kauft oft zweimal.

Nachhaltigkeit endet nicht an der Verkaufstheke. Nur ist das Identifizieren von (im Wortsinn) Preiswerten Produkten, die eine lange Nutzung erlauben, fast zum Vollzeitjob geworden. Oder man hat einen Igor oder.....

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echolot

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1,118 Kommentare 875 Likes

Ja ich glaueb auch, dass man da unterscheiden muss ob Methode dahintersteckt oder die RMA unter Druck steht, so dass einzelne Mitarbeiter entsprechende Entscheidungen treffen. So ein Support will ja schließlich auch finanziert sein. Man müsste schon mehr solcher Fälle kennen um daraus jetzt Schlüsse zu ziehen.

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Igor Wallossek

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10,485 Kommentare 19,652 Likes

Erstens: Definiere kleiner Hansel, Hebel und lang. Mutig sind sie sicher nur, wenn sie sich im Recht fühlen
Zweitens: Gegen Tatsachen und Rechnungen, sowie Begutachtungen Dritter können die schlecht was machen
Drittens: Ich habe eine Firmenrechtsschutz und gegen Journalisien mt größeren Reichweiten werden die sich das dreimal überlegen
Viertens: Man wird es wohl einfach aussitzen
Fünftens: Falls nicht, ich bin geduldig. Siehe Intel. Oder ich mobilisiere mal die Gewerkschaft (ja, ich bin Verbandsmitglied)

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Igor Wallossek

1

10,485 Kommentare 19,652 Likes

Kein Mitarbeiter in so einem Konstrukt ist befugt, Einzelentscheidungen zu treffen. Dafür gibt es bindende Checklisten. Und hat sich schon mal jemand gefragt, warum so wenige defekte Konsolen angeboten werden? Es geht mir auch nicht um den Verkauf eines Gebrauchtgerätes, aber das als "Austauschgerät" zu deklarieren ist frech. Es ist ein Ersatzgerät, kein Austausch, da voll zum Zeitwert bezahlt.

Ich zitiere mal aus einem anderen Thread:

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kuki

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17 Kommentare 3 Likes

Ist das nicht fast das gleiche, was Asus mit dem ROG Ally bei Gamers Nexus gemacht hat...

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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