Denuvo als Spaßbremse?
Leider konnte es EA nicht über sich bringen und auf Denuvo als Kopierschutz zu verzichten. Das ist umso ärgerlicher, als dass das Spiel ja auch so schon die CPU ordentlich stresst, jedenfalls mit einer schnellen Grafikkarte und selbst der Core i9-13900K mit der RTX 4090 fast durchgängig selbst noch in Ultra-HD im CPU-Flaschenhals agiert. Das macht die Einschätzung recht schwierig, wie wir gleich noch sehen werden. EA sieht einen AMD Ryzen 5 2600 als Mindestkonfiguration, was an sich ok ist, aber sicher auch Denuvo geschuldet sein dürfte. Damit mausert sich dieser abartige Performance-Killer auch zum Energievernichter per excellence. Nachhaltig geht anders. Aber das erkläre ich Euch gleich noch.
Warum kein vollumfänglicher Benchmark-Test?
Ich habe mir eine einigermaßen GPU- und CPU-lastige High-Speed Tag-Szene in der eng bebauten Innenstadt gesucht und das Savegame dann händisch beiseite gelegt. Die Gründe kennen wir ja leider schon von der ersten Seite. Und weil es nur ein paar Punkte auf der Karte gibt, wo man hingespawnt wird, ist die Tankstelle in der Innenstadt der beste Startpunkt. Da das Spiel alles andere als fordernd ist, habe ich mich einmal aufs Maximum begrenzt, auch wenn das natürlich etwas einseitig scheint.
Wenn Ihr aufmerksam die Bilder des Artikels betrachtet, dann werdet Ihr auch sehen, dass ich mir einen Trainer erstellt habe, der sowohl die allgegenwärtige Polizei lahmlegt, als auch die Geldbörse magisch füllt. Sonst wäre ich mit dem Testen immer noch nicht fertig, hätte nicht zig Autos durchgenudelt und die Benchmark-Ergebnisse mit der RTX 4090 wären sicher auch reichlich inkonsistent gewesen. Ich will aber betonen, dass man diese kleinen Test-Hilfen nie, aber auch wirklich nie, im Online-Modus einsetzen darf! Mein privates Savegame muss auch ohne diese Kunstgriffe auskommen. Ehrensache!
Durchgehender CPU-Flaschenhals
Egal, ob ich in meiner Szene (nachts ist das nicht schlechter) in Full-HD und alles auf Ultra spiele, weicht das kaum von den High-Settings ab, wenn man mal die Unterschiede der Leistungsaufnahme fürs Gesamtsystem zu denen der Grafikkarte betrachtet. Egal, ob High- oder Ultra-Settings, die jeweilige Differenz lag nur bei reichlich 8 FPS! Auch die Leistungsaufnahme der Grafikkarte steigt in Ultra-HD analog zum Gesamtsystem. Und was auf den CPU-Flaschenhals am besten verweist: Während die GPU-Last mit der Auflösung steigt, bleibt die Systemlast abzüglich der Grafikkarte nämlich nahezu gleich, was auf eine fast identische CPU-Leistungsaufnahme (und Last) schließen lässt! So etwas kann man nicht mehr vernünftig benchmarken, bei aller Liebe.
High Settings | ||||||||
FPS FHD | FPS UHD | Differenz | GPU FHD | GPU UHD | Differenz | PC FHD | PC UHD | Differenz |
158,2 | 150,1 | 8,1 FPS | 202 Watt | 358 Watt | 156 Watt | 402 Watt | 553 Watt | 151 Watt |
147.6 | 139.4 | 8,2 FPS | 212 Watt | 362 Watt | 150 Watt | 411 Watt | 556 Watt | 145 Watt |
Für ein Spiel, das bei starken Grafikkarten schon permanent im CPU-Limit hängt, ist Denuvo eigentlich eine Frechheit. Um das mal zu erklären: Mit dem gleichen Grafiksetup und der selben Karte verliert ein Core i9-9900K @5 GHz in Ultra-HD bereits 30 FPS gegenüber dem i9-13900K und in Full-HD sind es sogar fast 40 FPS. Das ist absoluter Overkill und komplett unnötig, denn es trifft stets die falschen: die zahlenden Käufer.
Zusammenfassung und Fazit
Lassen wir Denuvo mal beiseite, was auch einen Kauftipp explizit verhindert, ist EA mit Need For Speed Unbound ein guter Wurf gelangen, den ich so nicht erwartet hätte. Das Spiel bietet das Wichtigste, das man für diesen Preis erwarten kann: Spielspaß und einen hohen Fun-Faktor. Über gewisse Unzulänglichkeiten, wie eine komplett fehlende Savegame-Verwaltung, kleinere Crashs (Denuvo!), einen offensichtlich nicht sehr standfesten Server und die fehlenden Optionen, die Steuerungselemente von Game-Pad und Lenkrad selbst zu belegen, ist alles eigentlich tutti.
Die Story ist zwar etwas zu Pseudo-Ghetto, aber das bringt so ein Genre wohl mit sich. Das mit den Comics muss man mögen, ich schaue einfach drüber weg, weil es komplett überflüssig ist. Kann man durchaus machen, aber es schaden zumindest dem Spielspaß nicht. Die Gefahr besteht, dass man alte Käufergruppen verprellt, denn neue wird man mit so etwas kaum hinzugewinnen können. Das mal als kurze Meckerei meinerseits. Der Rest ist ohne Fehl und Tadel und die freie Welt ist wirklich gut gelungen.
Der aus meiner Sicht größte Fortschritt ist der Verzicht auf eine nervige Gummiband-KI, weil sich hier Skills wirklich noch lohnen. Wer in NFS Underground 2 in den URL-Rennen richtig gut war, der konnte sogar noch Gegner überrunden. Dass dies in NFS Unbound zumindest nicht unmöglich scheint, ist eine gute Nachricht. Das Belohnungsmodell funktioniert also wieder und man kann sich auch besser gegenüber der KI einschätzen, was Schwierigkeitsstufen betrifft.
Sagen wir es abschließend einmal so: mit NFS Unbound hat EA die Serie zumindest erst einmal gerettet und nicht endgültig abgeschossen, was schon etwas wert ist. Außerdem hat Criterion den Spagat zwischen Zerstörungswut und Anstand hinbekommen. Ob die Frostbite-Engine optisch an ihren Grenzen angekommen ist, bleibt abzuwarten, es ginge sicher auch schöner. Raytracing-Exzesse habe ich nicht vermisst, die Pfützen sehen auch so schön genug aus. Und am Ende geht es ja auch nur ums Fahren. Das wiederum hat endlich mal wieder Spaß gemacht, Danke dafür!
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