Motherboard System Testberichte

MSI MPG X870E Carbon WiFi im Test – Stabiles Arbeitstier mit Erfahrungsbericht, Teardown, Materialprüfung und thermischem Modding

Mit dem MSI MPG X870E Carbon WiFi habe ich kürzlich das bisher verwendete MSI MEG X670E Ace im Benchtable ersetzt, weil sich ein neuer (alter) Chipsatz für die Ryzen 9000 gefühlt besser anfühlt und auch Intel einen neuen Chipsatz zusammen mit Arrow Lake S in den Warenkreislauf entlassen wird. Ganz unter uns: rein Performance-technisch ist dieser Stunt zwar reichlich überflüssig, aber mit USB 4.0 und WiFi 7 will ich zumindest etwas zukunftssicher bleiben. Dass einige Punkte auch ein Rückschritt sind, möchte ich nicht verschweigen, allerdings hat MSI den direkten Nachfolger des Ace schlichtweg aus- und weggelassen.

Zwischen Carbon WiFi und dem Godlike ist scheinbar kein Platz mehr geblieben, denn man hat das MSI MPG X870E Carbon WiFi gehörig aufgebessert. Andere sagen dazu Kannibalisierung, ich trauere zumindest meinem 10G-Ethernet hinterher und freue mich dann doch über das eine oder andere Feature, welches mir das Leben und Testen letztendlich gehörig erleichtert. Also irgendwie ist das alles ein Kompensationsgeschäft mit Kompromissen. Genau darüber schreibe ich heute auch, denn von der reinen Performance her macht das Ganze keinen Unterschied. Im Grunde genommen hat man hier nur den Chipsatz seitens AMD elegant hochgelabelt und einige wenige Features hinzugefügt. Wobei USB 4.0 auch schon beim X670E optional möglich gewesen wäre. Es läuft ja weitgehend extern.

Da es zum MSI MEG X670E schon Benchmarks wie Sand am Meer gibt, werde ich auf diese Redundanz verzichten und den Strand auch nicht gehörig verbreitern, denn einige Plausibilitätstests im Workstation und Gaming-Bereich sehen beide Boards komplett auf Augenhöhe. Allerdings performt der Ryzen 9 9950X in einigen wenigen Anwendungen auf diesem Board einen kleinen Tick besser, was aber auch an der speziellen BIOS-Version liegen mag. Ein reines Unboxing wäre aber auch langweilig, so dass ich mich heute auf meinen Umbau im konkreten Einsatzgebiet und diverse technische Details beschränken werde , die noch einen fühlbaren Mehrwert versprechen. Aber da scheinbar jeder gestern bereits mindestens einen Mainboardtest online hatte, werde ich mich da heute einfach einmal brav hintenanstellen und auch einen liefern. Nur eben etwas anders und auf meine Art. Und es wird erstmals auch eine Gegenkontrolle der verbauten Wärmeleitpads geben, die MSI mit 7 W/m·K bewirbt. Das hatte nämlich bisher weltweit sicher noch niemand.

Features, technologische Unterschiede und technische Daten

Das MSI MPG X870E Carbon WiFi ist mit einer UVP von 479 Euro zwar 50 Euro teurer als der Straßenpreis von 429 Euro des direkten Vorgängers mit X670E-Chipsatz, bietet aber deutlich mehr und nähert sich dem momentan weggelassenen MSI MEG X670E Ace durchaus an, welches allerdings mit über 800 Euro aktuell deutlich teurer ist, falls man es überhaupt noch bekommt. Das Thema Spannungsversorgung und Kühlung ist für einen Einsatz in meinem Benchtable auch beim neuen Carbon völlig ausreichend und eigentlich bereits komplett überdimensioniert. Aber Reserven haben noch nie geschadet und ein X870E Godlike wäre zwar eine wunderschönes Nice-to-have, aber schon aufgrund des Preises reichlich dekadent, um es auf dem Benchtable mit CPUs, SSDs, Grafikkarten und der obligatorischen Wärmeleitpaste zu schinden. Zum Einsatz kommt hier übrigens die DOWSIL TC-5550 in Form der PastX 45 von X-Apply.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und ich habe bisher auch am Benchtable mit den MSI-BIOSen nur selten einmal schlechte Erfahrungen gemacht. Fast immer klappte alles auf Anhieb und ich will auch nicht verschweigen, dass mir die eher konservative Auslegung der Settings eher zusagt, als das ganze OC- und Gaming-Gedöns, welches auf einem Gerät, mit dem ich auch und vor allem Produktivanwendungen teste, einfach nichts zu suchen hat. Intransparentes Werks-OC für den längsten Benchmark-Balken ist mir persönlich komplett suspekt. Das mögen Andere sicher anders sehen und es sei ihnen ja gegönnt. Aber ich nehme mich da bewusst raus. Auch bei den Intel-Systemen, wo ich zwar auch schon CPU-Verluste hatte, aber im Allgemeinen immer auf der sicheren Seite war und es nie am Board lag.

Doch was unterscheidet jetzt den X870E-Chipsatz vom X670E, die beide 44 Lanes nutzen und die beiden Boards voneinander?

Konnektivität und Netzwerksupport:
Der X670E unterstützt in der Regel nur Wi-Fi 6E, das 6-GHz-WLAN für höhere Geschwindigkeiten und weniger Überlastung bietet. Der X870E hingegen ist für Wi-Fi 7 ausgelegt, das höhere Datenraten, eine verbesserte Latenz und eine effizientere Kanalnutzung als Wi-Fi 6E bietet. Dies macht den X870E für zukünftige Netzwerkstandards besser geeignet​, wobei man immer beachten muss, ob und wann man selbst aufrüsten wird.

Leistungs- und Stromversorgung:
Das neuere Carbon WiFi mit dem X870E verwendet eine stärkere Spannungsversorgung mit mehr Phasen (18 + 2 + 1) und höherwertigen Komponenten, die für extremere Overclocking-Szenarien und noch höhere Strombedarf ausgelegt sind. Dies macht das Carbon WiFi X870E (laut MSI) besonders geeignet für Power-User und Enthusiasten, die maximale Leistung benötigen, denn das Vorgängermodell war hier schwächer ausgelegt. Allerdings war das jetzt ausgemusterte Ace mit 24 virtuellen Phasen mindestens ebenbürtig.

Erweiterbarkeit:
Der X870E bietet mehr M.2-Slots mit PCIe Gen 5-Unterstützung, was ihn für den Einsatz in Systemen mit mehreren Hochgeschwindigkeits-SSDs prädestiniert. Der X670E unterstützt ebenfalls PCIe 5.0, jedoch in einer etwas begrenzteren Anzahl von M.2-Steckplätzen. Dies bedeutet, dass der X870E mehr Möglichkeiten für Speichererweiterungen bietet.

AI-Optimierung:
Der X870E enthält spezielle Optimierungen für AI-Computing, die ihn für zukünftige Anwendungen in den Bereichen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen besser geeignet machen. Diese Funktionalitäten fehlen im X670E, der stärker auf allgemeine Benutzer- und Gaming-Anwendungen fokussiert ist​. Wobei man sich auch hier fragen muss, was auch mit dem X670E noch gegangen wäre und wo man das Upgrade nur über die Firmware realisiert. Aber wenn AMD nicht will, dann ist das wohl so.

Abschließend habe ich noch das Datenblatt für Euch, bevor ich mich an den Einbau wage.

Und für die, die hier am I/O nichts erkennen, das Ganze noch einmal als richtiges Foto:

Natürlich hatte MSI auch einen Live-Stream zu den neuen Boards mit dem X870(E), den ich Euch nicht vorenthalten möchte:

 

Kommentar

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pinkymee

Veteran

131 Kommentare 157 Likes

Danke Igor für den sehr schönen Test mit einem sehr schönen Board. Besonders interessant das Modding mit T-Putty. Vielleicht überlegt sich MSI, mit DigitalBlizzard zusammenzuarbeiten, damit das Board von Anfang an gleich noch besser performt. Allen Komponenten darauf kommt es definitiv zugute.

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c
carrera

Veteran

149 Kommentare 89 Likes

@Igor Wallossek : Toller Test, danke. Dein Teardown ist unübertroffen.

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e
eastcoast_pete

Urgestein

1,861 Kommentare 1,166 Likes

@Igor Wallossek : danke, interessanter Teardown und Überblick. Ich finde den 5 Gbit/s Ethernet Adapter auch spannend, vor allem wenn der Realtek sich wie von den Specs her beim Stromverbrauch zurückhält. Und ja, schönes Board, wobei es für meine Zwecke schon etwas Overkill ist. Aber besser zu viel Gutes haben als daß einem etwas wichtiges fehlt 😄.

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OldMan

Veteran

139 Kommentare 54 Likes

Zuerst mal Danke für die ausführliche Vorstellung. Aktuell habe ich auch das MSI X670E ACE. Leider scheint hier MSI tatsächlich die Lücke zwischen dem Carbon und dem Goodlike "vergessen" zu haben, oder kommt hier noch etwas? Was mich hier aber wirklich stört bzw. was mir fehlt ist der 10G Port. Schade. Somit bleibt dann nur das Goodlike, was aber zwei gravierende Nachteile hat: 1. Der Preis. Eine UVP von 1299€ ist schon sehr happig. Und dann ist der 3. Steckplatz nur ein kurzer. Beim Carbon sind zumindest alle 3 Steckplätze vollwertig. Und, was ich extrem schade finde ist, dass der Abstand der Slots 2 und 3 untereinander so knapp ausfällt. Somit kann man im Endeffekt auch nur 2 Slots nutzen. Da hätte man statt der 3 NvME Steckplätze zwischen Slot 1 und 2 auch einen zwischen Slot 3 und 4 setzen können. Platz für wirklich dicke GraKa's wäre bei Slot 1 immer noch geblieben.
Aber sonst, ein nettes Board.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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