Arbeitsspeicher Redaktion System Testberichte

Microns nächste DDR5-Evolutionsstufe – Crucial DDR5 Pro und Pro Overclocking Kits im Test mit Teardown und OC

Teardown und PCB-Analyse

Das Zerlegen der Module erfolgt wie bei den meisten schraubenlosen DDR5 Konstruktionen nach dem Schema: Erwärmen und Abhebeln. Ein Föhn oder einfach ein ausgiebiger Stresstest bringt die Module schön auf Temperatur, sodass der Kleber flexibler wird und sich die Kühlerhälften gefahrlos entfernen lassen.

Beim Pro OC Kit ist zwischen den beiden Aluminium-Hälften noch ein Reiter aus Kunststoff oben auf die Platine aufgesetzt. Von außen hätte ich das gar nicht vermutet, sodass die farbliche Abstimmung von Kunststoff und Aluminium hier gut gelungen ist.

Während die eigentlichen RAM-ICs mit einem langen Wärmeleitpad versorgt sind, bekommt der PMIC hier sein eigenes, dickeres und weicheres Pad spendiert, das dem Abdruck zufolge sogar wirklich den PMIC berührt. Da die umliegenden Induktoren deutlich höher als der PMIC sind, braucht es schon ein sehr hochwertiges, softes Wärmeleitpad um hier schönen Kontakt zu erreichen. Nett, insbesondere wenn man bedenkt, dass manch andere Hersteller den PMIC überhaupt nicht kühlen.

Die Kühlkörper-Hälften bestehen aus Aluminium-Blech mit ca. 0,6 mm Dicke. Das Wärmeleitpad auf den ICs ist ca. 1,8 mm dick und das softe PMIC Pad ca. 2,4 mm, wobei das mit dem Messen mit einem Messschieber bei so weichen Objekten natürlich Gefühlssache ist.

Bei den nicht OC Modulen ist der Aufbau sehr ähnlich, nur dass es keinen Kunststoff-Reiter zwischen den Kühlerhälften gibt und dass der Kleber der Schaumstoff-Platzhalters auf der Rückseite so extrem stark ist, dass ich ihn nicht ohne weiteres ablösen konnte. Da die Platine der Pro und Pro OC Module aber identisch zu sein scheint, habe ich dann die Rückseite vor weiterer Gewalt verschont.

 

Bei den nicht OC Modulen sind die Wärmeleitpads etwas sparsamer ausgelegt. Der PMIC bekommt zwar ein langes Pad, dass sich über den ganzen Kühlkörper erstreckt, aber leider ist dies nicht so weich wie bei den Pro OC Modulen und kann dem Abdruck nach zu urteilen den PMIC selbst leider nicht berühren.

1,2 bzw. 1,4 mm sind die Wärmeleitpads dick, die hier Kontakt zu den 0,6 mm starken Aluminium Kühler-Hälften herstellen. Wie wir im Heatsink-Test gesehen haben funktioniert dies auch gut, es fühlt sich nur nicht so hochwertig an, wie bei den Pro Overclocking Modulen.

Auf der IC Seite der Platine ist ein weißer Sticker mit einem QR Code und zwei Nummern angebracht. Die obere Nummer dürfte für das Fabrikat stehen, wobei die letzten 4 Ziffern wieder die Produktionswoche sein dürften – das passt zum Sticker auf den Kühlern – und der vordere Teil vermutlich die Kennung des Produktes ist: S802C172344 bzw. S802C172403.

Die untere Nummer ist die Seriennummer, die wir ebenfalls auf dem Kühler und auch im SPD bereits finden konnten – zumindest passt das beim Pro Modul. Bei dem Pro OC Modul scheint der Sticker verwechselt worden zu sein, denn E85A9E6B passt nicht zu E85D8C7A auf dem Kühler und im SPD des Moduls. Naja, ist nur eine Kleinigkeit, aber ich finde es ulkig.

Die Platine selbst hat ebenfalls Kennzeichnungen in Form eines goldenen Siebdrucks auf der Rückseite. Neben der üblichen 94V-0 Kennung und dem Underwriter Labs Logo als Sicherheitszertifizierungen für den Nordamerikanischen Markt finden sich diverse andere Markierungen: „GT w 18 340 02-07“, sowie ein „3616A“ in schwarz nebenan. Hinter “GT” dürfte Gul Technologies Singapore stecken, die auch schon in der Vergangenheit PCBs für Crucial gefertigt haben. 3616A ist womöglich die PCB-Design-Revision. (Danke Mick und previousslayer!)

Nach einigen Glasfaser-Spänen offenbaren sich die 8 Schichten der Platine.

Bei den Speicher ICs wird es nochmal interessant. Die Pro OC Module nutzen die Teilenummer D8GCD, die laut Micron Partnumber Decoder zum Produkt MT60B2G8RZ-60P:D gehört. Auch wenn das Datenblatt zu den Rev D ICs aktuell nicht mehr öffentlich zu sein scheint, dürfte es dich dabei um ein spezielles Speed-Bin für DDR5-6000 handeln.

Die nicht OC Module hingegen nutzen Teilenummer C9BPS, die der Micron Partnumber Decoder gar nicht zu interpretieren weiß. Auch fehlt der QR-Code am unteren Rand und stattdessen ist unter dem Micron Logo „CPG“ aufgedruckt, was wiederum die ICs auf den Pro OC Modulen nicht haben. Eventuell handelt es sich bei den ICs hier also um Ausschussware seitens Micron, die Crucial als eigene Teilenummer mit leicht geringerer Güte gepackaged hat. Quasi wie die „Spektek“ Untermarke von Micron, nur dass die ICs von der eigenen Hausmarke verbaut werden. Dazu passen würde auch das “M” bzw. “C” nach dem Punkt in der Teilenummer der Module, die ich bereits beim Unboxing thematisiert hatte.

Den letzten öffentlichen Stand des Rev. D Datenblattes hänge ich euch mal ans Ende der Seite zum durchblättern. Hier ist interessant, dass wohl bereits Speedbins für 6400 und 7200 Mbps vorgesehen sind.

Beim PMIC handelt es sich wie bereits im SPD identifiziert um ein Fabrikat von Richtek mit 1,435 V VDD/VDDQ Limit, mit Kennzeichnung „0H-9G S5G“ beim Pro OC Modul. Das Pro Modul hat hier „0H-9E W0T“. Leider sind die Markierungen auf den PMICs extrem schwach, sodass sie nicht mal mit dem bloßen Auge erkennbar ist – entsprechend schwierig ist es auf den Photos. Es sollte sich um die Produktnummer RTQ5132 handeln. Der SPD EEPROM ist von Montage Technology Group und trägt die Aufschrift „STA5 307 931“ bzw. „STA5 306 741“. Dahinter steckt jeweils die Teilenummer M88SPD5118.

16gb_ddr5_sdram_dierevd

 

 

Kommentar

Lade neue Kommentare

DrWandel

Mitglied

84 Kommentare 69 Likes

Danke für die Vorstellung und den Test. Ich bin immer froh, zu sehen, dass nicht aller Speicher aus Korea kommt.
Scheint mir ein brauchbares Produkt zu sein, und zum Glück ganz ohne nutzloses (aus meiner Sicht) RGB.

Antwort 3 Likes

l
letauch

Mitglied

12 Kommentare 9 Likes

Ahoi,

interessant wieviel Takt bei diesen schlichten Modulen möglich ist. und das ganze bei 1.2V zum moderaten Preis. Hab ich so nicht erwartet.

Gruß
thornhill

Antwort 1 Like

H
HerrFornit

Mitglied

48 Kommentare 17 Likes

Cool. 1.2V, Respekt!

Wären die auch gut zu empfehlen für eine AMD Ryzen8700G CPU ? Die kühlerbedingte Bauhöhe von max 35 mm würde schon mal passen. schaute bisher nach 7200er RAM.

Antwort 1 Like

e
exi78

Veteran

166 Kommentare 90 Likes

Habe ein 32GB Kit Crucial DDR5-4800 CL40, welches stabil auf 5600 CL40 läuft (Intel Plattform) und das ebenfalls bei 1,2V.
Optisch ohne Kühlkörper für den ein oder anderen ein graus :eek:

Antwort Gefällt mir

RedF

Urgestein

4,888 Kommentare 2,717 Likes

Danke für den Test.
Leider noch kein Hynix A Killer in Sicht.

Aber gut das Micron langsam aufholt.

Antwort 3 Likes

RedF

Urgestein

4,888 Kommentare 2,717 Likes

Hab noch meine damals günstigen 5600er hynix a drinne. Sind nicht super gebinnt, brauchen halt etwas mehr VDD.
>7600 bekomme ich auf meine x670e Taichi nicht stabil. Echt schade daß es so wenig 1DPC Boards gibt, somal der jeweils zweite Slot für Normalanwender und Übertakter eh für die Füße ist.

Antwort Gefällt mir

D
Denniss

Urgestein

1,580 Kommentare 586 Likes

Verstehe nicht warum Micron den RAM ncht wieder Ballistix nennt. Ist doch eine lange bekannter und oftmals gepriesener Verkaufsname von Crucial

Antwort 2 Likes

Dragokar

Mitglied

18 Kommentare 14 Likes

Vielleicht ist das nur ein Herantasten mit minimalem Aufwand. Dürfte auf diese Art und Weise auch einfach verdientes Endkundengeld sein.

Antwort Gefällt mir

s
schneggschen

Mitglied

17 Kommentare 7 Likes

Schwarz eloxiertes Aluminium, also fast wie im schwarzen Mini, sowas mag Frau natürlich.
Zum fehlenden DDR5 RAM, fehlt mir nur noch der Prozessor, das Mainboard und ne schnelle Graka ;)
Mein Netzteil sollte noch passen :D

Antwort 1 Like

DigitalBlizzard

Urgestein

2,595 Kommentare 1,379 Likes

Danke @Igor Wallossek , freut mich zu sehen, dass es den Amis offensichtlich mal wieder gelungen ist einen vernünftigen und stabilen RAM hinzubekommen ohne Voltageorgien, und noch mehr, das es auch unter dem etwas wählerrischen Expo alles sauber läuft.
Auch wenn ich aus Überzeugung am liebsten zu Hynix A oder M Dies greife, weil's einfach eine sichere Nummer ist, so ist es doch schön das Micron offensichtlich das Tal der Tränen wieder verlässt.
Und ich hoffe inständig, das Micron die Spielchen wie wechselnde Chips auf den gleichen Modellnummern, wie man es bei den DDR4 Ballistix praktiziert hat, jetzt unterlässt.
Leider hat mir dieses Spiel damals die Crucial Rams etwas vermiest.
Da hat man im Februar z.B. ein Crucial BL2K8G32C16U4W Kit gekauft hat und es im August aufstocken wollte, mit einem vermeintlich identischen BL2K8G32C16U4W KIT, würde man teilweise böse überrscht.
Spätestens beim Aktivieren von XMP gab es dann Probleme die man nur mit dem Taiphoon Burner ergründen konnte.
Nämlich das innerhalb der nominal gleichen Serien unterschiedliche Chips und Bestückungen zum Einsatz kamen, hat man als zwei quasi identische Kits zusammen vertreiben wollen, gab's teilweise derbe Probleme, weil z.B. die unterschiedlichen Chips im XMP nicht mit den gleichen Voltages stabil liefen und es zu Aussetzern kam, wie z.B. der Tatsache dass der Rechner nicht mehr vollständig runterfuhr, hier und da hing, Games abstürzen. Die Chips waren zwar theoretisch leistungstechnisch identisch, aber tatsächlich etwas anders, mal einen nativen 2666, mal 2400 oder sogar 2133.
Was einen Betrieb in Vollbestückung mit vermeintlich gleichem RAM oft schwierig machte.

Oder gar mal eine Samsung Bestückung, was aber keine Fake RAMs waren, sondern einfach die Tatsache daß auch Micron hier und da mal zukaufen musste.

Ich bin guter Dinge das Crucial wieder auf dem aufsteigenden Ast ist.

Antwort 1 Like

Klicke zum Ausklappem

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Xaver Amberger (skullbringer)

Werbung

Werbung