Subjektiver Sound-Check
Nach den ganzen technischen Details kommen wir nun endlich zum Wichtigsten: Wie klingt das Teil eigentlich? Wir setzen jetzt dort fort, wo es etwas mehr weh tut: nämlich beim individuellen Hörtest. Der Kopfhörer wurde fast 60 Stunden lang fleißig eingespielt, denn ich mache das immer so. Zum Einsatz kommt meine Tidal-Playlist, diesmal alternierend im Loop mit Stutter-Techno, Güttlers Bachtrompete und Kammermusik. Wenn das nicht hilft, dann nichts.
Bassbereich
Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.
Die Meze 99 Classics bieten eine beeindruckende Tiefbasswiedergabe bis hinauf zu den Frequenzen von etwa 65 Hz. In diesem unteren Frequenzbereich liefern die Kopfhörer einen satten und präzisen Bass, der sowohl tief als auch kontrolliert ist. Der Tiefbass ist präsent und verleiht der Musik ein solides Fundament, ohne dabei andere Frequenzbereiche zu überdecken oder zu dominieren. Diese Klarheit und Definition im Tiefbass sorgen dafür, dass tieffrequente Instrumente und Klangeffekte authentisch und detailreich wiedergegeben werden. Die straffe Basswiedergabe trägt zu einem ausgewogenen Klangbild bei, das sowohl für Liebhaber bassintensiver Musikgenres als auch für Hörer geeignet ist, die Wert auf eine natürliche und unverfälschte Klangreproduktion legen. Durch die Kombination aus Tiefe und Präzision im Tiefbassbereich schaffen die Meze 99 Classics ein immersives Hörerlebnis, das die Musik in ihrer vollen Bandbreite zur Geltung bringt. Und ja, auch der Spaß kommt nicht zu kurz.
Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.
Der Oberbass spielt eine zentrale Rolle in der Klangcharakteristik dieser Kopfhörer. In diesem Bereich sind die Frequenzen leicht angehoben, was dem Klang eine angenehme Fülle und Wärme verleiht. Diese Bassbetonung sorgt dafür, dass der Klangkörper von Instrumenten wie Bassgitarren, Celli und Kick-Drums kraftvoll und präsent wirkt, ohne dass der Bass dabei übermäßig dominant oder „boomy“ wird. Die Oberbasswiedergabe der Meze 99 Classics ist trotz der Präsenz kontrolliert und ausgeglichen, was dazu führt, dass der Bass zwar deutlich spürbar ist, aber nicht in den Mittenbereich überschwappt oder andere Frequenzen maskiert.
Diese Kontrolle verleiht der Musik eine angenehme, „rundere“ Klangsignatur, was vor allem bei akustischen und elektronischen Musikstilen gut zur Geltung kommt. Es gelingt den 99 Classics, diesen Bereich so wiederzugeben, dass er gleichzeitig körperreich und klar klingt, was bei vielen Kopfhörern eine echte Herausforderung darstellt. Der Oberbass ist dicht und druckvoll, ohne die Klarheit des Gesamtsounds zu beeinträchtigen. Diese Abstimmung sorgt dafür, dass sie sowohl für Hörer geeignet sind, die ein kraftvolles Bassfundament schätzen, als auch für solche, die eine saubere und präzise Klangwiedergabe bevorzugen.
Mitteltonbereich
Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.
Die unteren Mitten tragen maßgeblich zur warmen und vollmundigen Klangsignatur der Kopfhörer bei. In diesem Bereich sind die Frequenzen leicht betont, was dazu führt, dass insbesondere Stimmen und Instrumente wie Gitarren und Klaviere mit einer angenehmen Fülle und Präsenz wiedergegeben werden. Diese Betonung verleiht der Musikwiedergabe eine natürliche Wärme, die vor allem bei akustischen Genres und Gesangsstimmen deutlich zur Geltung kommt. Stimmen klingen reichhaltig und körperhaft, ohne dabei muffig oder übermäßig dunkel zu wirken. Dies sorgt für eine ausgewogene Klangwiedergabe, bei der die Details in den tiefen Mitten nicht verloren gehen(
Gleichzeitig bleibt dieser Bereich gut kontrolliert, sodass die unteren Mitten nicht in den Oberbass „überlaufen“ oder die Klarheit der höheren Frequenzen beeinträchtigen. Dies trägt zu einem insgesamt kohärenten und harmonischen Klangbild bei, das den wohl typischen „Meze-Sound“ ausmacht – warm, aber dennoch präzise und detailreich
Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen.
Die oberen Mitten sind ein wesentlicher Bestandteil der klaren und detailreichen Klangwiedergabe dieser Kopfhörer. In diesem Bereich wird besonders auf eine natürliche und ausgewogene Wiedergabe geachtet, die sicherstellt, dass Instrumente und Stimmen präzise und präsent klingen, ohne dass sie aggressiv oder unangenehm wirken. Die oberen Mitten sind leicht zurückgenommen, was verhindert, dass der Klang in diesem Bereich zu scharf oder anstrengend wird. Dies sorgt für eine sanfte und angenehme Hörerfahrung, selbst bei längeren Hörsessions. Diese Zurückhaltung im oberen Mittenbereich verhindert scharfe oder harte Töne, die bei vielen Kopfhörern in diesem Frequenzbereich häufig auftreten. Gleichzeitig bleibt die Wiedergabe von Stimmen, Gitarren und anderen mittelhohen Instrumenten detailliert und präzise, sodass der Klang stets authentisch bleibt.
Hochtonbereich
Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.
Im Hochtonbereich zeigen die Meze 99 Classics eine dezente Zurückhaltung, um scharfe oder sibilante Töne zu vermeiden. Dadurch wirken die Höhen angenehm weich und verhindern eine übermäßige Helligkeit, die bei langem Hören ermüdend sein könnte. Trotzdem bleibt der Hochton ausreichend detailliert, um auch feinste Nuancen in der Musik darzustellen. Diese leichte Zurückhaltung macht die 99 Classics besonders geeignet für Hörer, die empfindlich auf zu scharfe oder brillante Höhen reagieren.
Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.
Der Superhochtonbereich ist bei den Meze 99 Classics nicht übermäßig betont, bietet jedoch eine angemessene Luftigkeit und Detailtreue. Dieser Bereich trägt zur Räumlichkeit und Tiefe des Klangbilds bei, ohne dabei unnatürlich hervorzuheben. Die Höhen klingen glatt und angenehm, was eine langanhaltende Hörsession ermöglicht, ohne dass der Klang „spitz“ oder unangenehm wird.
Zusammenfassung und Fazit
Billig geht natürlich anders, aber deutlich schlechter auch. Und wer weiß, vielleicht kauft sich dann der eine oder andere Leser ja nur das Meze Boom Mic, welches wirklich gut klingt. Ja, es hat den Nachteil aller omnidirektionalen Mikrofone, aber mit dieser Bombe kann man durchaus leben, solange nicht der Hund bellend auf dem Desktop sitzt oder der hauseigene Papagei die linke Schulter okkupiert hat und alles nachplappert. Das Boom Mic ist ausreichend empfindlich und wirklich sauber verarbeitet. Auch das mag deutlich billiger gehen, aber kaum günstiger, wenn man wirklich Qualität möchte. Man muss allerdings darauf achten, dass das Boom Mic nur bei Kopfhörern mit getrennter Kabelführung der Stereo-Kanäle funktioniert. Und wo es dann drin steckt, ist automatisch links. Praktisch.
Ich hätte jetzt fast geschrieben, dass es die Kopfhörer für einen satten Aufpreis gleich mit dazu gibt, aber wer wirklich alles will, also Musik genießen, Arbeiten und Zoomen sowie Zocken, ist mit der Kombination aus Mikrofon und Meze 99 Classics wirklich gut bedient. Und wer zudem noch auf ein ordentliches Ersatzteillager und Modding spekuliert, ist mit diesen Kopfhörern immer mittendrin. Da muss man auch nicht “Manufaktur” mit einpreisen, hier kommt das echt noch aus einem Stück. Und ich habe es mir nicht nehmen lassen, die Kopfhörer noch mit Bienenwachs zu polieren. Das riecht dann auch noch besser als der Kunststoff der ganzen Mitbewerber. Egal ob man nun den natürlichen Werkstoff “hören” kann oder nicht. Haptisch ist das einfach eine andere Liga, optisch (und nunmehr auch olfaktorisch) natürlich auch.
Ja, die 350 Euro, wenn man gut einkauft, sind eine echt fette Ansage, aber es ist so eine Sache, die man sich über Jahre immer wieder gern auf den Kopf setzt und freut, es dann doch getan zu haben. Und außerdem ist es auch optisch etwas, das man gern zeigt und nicht nur selbst bewundert. Wer sich über meine Euphorie wundert, weil ich allgemein eher skeptisch bin, dem sei gesagt, dass ich meinen Fehler aus dem ersten Review, wo ich die 99 Neo wieder zurückgeschickt habe, nunmehr korrigieren konnte.
Es sind echte Spaßkopfhörer, die mir vor allem bei einigen Genres, wo es auf einen sauberen Punch im tiefsten Tal der Zockertränen ankommt, wirklich Freude bereiten. Pegelfest, nicht allzu dick auftragend und doch so richtig schön omnipräsent in allen Tonlagen und weit weg von steriler Besserwisserei. Die Meze 99 Classics versuchen gar nicht erst analytisch zu sein, sondern bedienen lauffreudig alle gängigen Hi-Fi-Klischees mit einer dermaßen penetranten Perfektion, die einem das Geld schon wert sein sollten, wenn man nicht extrem knausern muss. Das ist ein stückweit auch eine in Holz gefräste Lebensfreude und es hat einfach nur Stil. Danke dafür!
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