Die letzten CPU-Generationen Intels wurden eher von einem langsamen Voranschreiten bei den inkrementellen Upgrades gekennzeichnet und haben nicht gerade dazu beigetragen, die eigenen Produkte von Generation zu Generation weiter auf Distanz zu denen von AMD zu bringen.
Stattdessen scheint es treffender formuliert, dass AMD vielmehr hinter den eigenen Schlagrhythmus zurückgefallen ist. Die Ryzen-CPUs stehen nun aber unmittelbar vor der offiziellen Vorstellung – also ist es an der Zeit, entsprechende Spekulationen wiederaufzunehmen. Wir können natürlich noch nicht voraussagen, wie dieses Aufeinandertreffen ausgehen wird. Wenn es aber darum geht, dass der Markt für Desktop-PCs neu belebt werden soll, ist man offensichtlich auf ein konkurrenzfähige AMD-Produkte angewiesen.
Die Ankündigung Intels, vom bekannten Tick-Tock-Prinzip abzurücken, hat uns bereits darauf vorbereitet, dass die Unterschiede zwischen den Prozessorgenerationen noch geringer als zuvor ausfallen könnten – und Kaby Lake erfüllt in dieser Hinsicht die Erwartungen (oder: Befürchtungen?).
Intel setzt auf die gleiche architekturelle Basis wie zuvor, also gibt es auch keine weiteren Rechenkerne, keinen Zuwachs bei der IPC-Performance oder etwa zusätzlichen Cache – nichts, was uns in Jubel ausbrechen lassen könnte. Bei Standardeinstellungen schneiden die Kaby-Lake-CPUs nahezu identisch ab wie leicht übertaktete Modelle der Vorgängergeneration Skylake, wenn diese durch leichte Übertaktungen auf identische Taktfrequenzen gebracht werden.
Allerdings stellt Kaby Lake Übertaktern das Erreichen der magischen 5-GHz-Grenze in Aussicht. Abgesehen von den gegenüber Skylake generell etwas höheren Taktraten (rund 200 bis 300 MHz) gibt es dennoch keinen wirklichen Grund, um von einer bestehenden Skylake-Plattform auf Kaby Lake umzusteigen. Wer bereits eine starke Skylake-Plattform besitzt, investiert also besser in eine neue Grafikkarte oder SSD – denn Kaby Lake bietet sich wirklich nur dann als Upgrade an, wenn man ein veraltetes (Sandy Bridge und früher) und langsames PC-System durch eine neue Plattform ersetzen will.
Intels aufgebohrte Media-Fähigkeiten sind eine nette Dreingabe für die Nutzer von Mainstream-Desktop-PCs sowie Notebooks und die Energieaufnahme bzw. die Auslastung der CPU fällt teilweise deutlich geringer aus, wenn auf die integrierte Grafikeinheit gesetzt wird. Das alles bringt Besitzern leistungsstarker Systeme mit fetten Grafikkarten aber überhaupt keinen Vorteil, da diese die sparsame integrierte Grafiklösung wohl nie nutzen werden – und mit seinen High-End-CPUs adressiert Intel im PC-Bereich nun mal genau diese Anwender; kein Office-PC braucht einen Prozessor, der 350 Euro und mehr kostet.
Solange 4K-Inhalte weiterhin nur spärlich angeboten werden, sind auch die angepriesenen Möglichkeiten zum Streamen von entsprechend hochauflösendem Material allenfalls für Randgruppen interessant.
Die neuen Mainboard-Chipsätze der 200er-Serie bieten zwar mehr HSIO-Lanes als die 100er-Baureihe, wodurch den Mainboard-Herstellern mehr Spielraum zur Verfügung steht. Doch diese Möglichkeiten werden zumindest teilweise wieder durch einen sehr restriktiven DMI-3.0-Link aufgehoben.
Als weiteren Vorteil des neuen PCHs führt Intel die Kompatibilität zu 3D-XPoint-Speichers ins Feld, die bei Intel unter dem Label “Optane” laufen. Obwohl dieser künftige Speicher auf dem Papier äußerst vielversprechend klingt, ist er gegenwärtig noch nicht einmal marktreif. Aktuell bewirbt Intel ihn zudem vor allem als Cache für mechanische Festplatten, was wiederum auf fragwürdige Leistungswerte gegenüber bestehenden SSDs aus der Performance-Klasse hinweisen könnte.
Die eigentliche Stärke von 3D XPoint dürfte allerdings im Einsatzbereich als günstige Ergänzung zum DRAM liegen und das könnte in der Tat eine kleine Revolution bedeuten. Auf dieses Feature müssen wir aber wohl noch mindestens bis zur nächsten Generation warten.
Der Core i7-7700K ist ein leistungsstarker Prozessor, aber er gibt auch eine beachtlichen Menge an Abwärme von sich. Das kann dazu führen, dass er bei aggressiver Übertaktung schnell sein thermisches Limit erreicht: Eine leistungsstarke Kühlung ist dann ein Muss. Der kleinere Core i5-7600K erscheint die ausgewogenere Wahl zu sein und bietet mehr (thermischen) Spielraum, dafür mangelt es ihm aber an Hyper-Threading und er bringt von Haus aus die geringere Taktfrequenz mit. Der Core i5-7600 dagegen bietet ein sehr ausgewogenes Verhältnis aus Leistung und Effizienz; Übertaktungsvorgaben sind durch den Verzicht auf einen offenen Multiplikator allerdings harte Grenzen durch die Beschränkung auf BCLK-Anpassungen gesetzt.
Ein AVX-Offset-Modus ist zwar eine nette Dreingabe, allerdings hätte Intel besser daran getan, den Kaby-Lake-CPUs Turbo Boost 3.0 zu spendieren. Der Core i3-7350K scheint eine mehr als verlockende Alternative zum Pentium G3258 zu sein, eine entsprechende Empfehlung werden wir aber nicht aussprechen, so lange wir noch keine eigenen Tests und Messungen dazu durchgeführt haben.
Preislich orientiert sich Kaby Lake erfreulicherweise an der Vorgängergeneration, denn ohne echte Konkurrenz steht es Intel frei, die Preise nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Wer aktuell ein neues Desktop-System auf Kaby-Lake-Basis plant, sollte unbedingt darauf achten, auch eine leistungsstarke Wasserkühlung anzuschaffen und – falls noch nicht vorhanden – auch eine Windows-10-Lizenz.
- 1 - Einleitung
- 2 - Z270, Optane, Overclocking-Tools und HD Graphics 630
- 3 - Test-Setup und Overclocking
- 4 - Benchmarks: Rendering und Office
- 5 - Benchmarks: Workstation-Anwendungen
- 6 - Benchmarks: DTP und Multimedia
- 7 - Benchmarks: Gaming und integrierte Grafik (iGP)
- 8 - Core i7-7700K: Leistungsaufnahme & Temperaturen
- 9 - Core i7-7700: Leistungsaufnahme & Temperaturen
- 10 - Core i5-7600K: Leistungsaufnahme & Temperaturen
- 11 - Core i5-7600: Leistungsaufnahme & Temperaturen
- 12 - Unterschiedliche Chipqualität und ihre Folgen
- 13 - Fazit
Kommentieren