Zählen wir mal zusammen
Ein AMD Ryzen 7800X3D erreicht mit einer Geforce RTX 4080 in Counter Strike 2 auf einem lokalen Rechner, dauerhaft um die 500 – 650 FPS in diesem Spiel, die eigenen Erwartungen an das “Ultimate Rig” lagen also schon bei konstanten 240 FPS bei den mageren 1080p. Und die Realität? Das ernüchternde Ergebnis auf der vorigen Seite war trotz eines lokalen Pings des GeForce Now Servers in Frankfurt zum Counter Strike 2 Server, der hier bei nur 2 ms (Ping) lag, einfach nur unterirdisch, also es war nicht spielbar! Die FPS im Deathmatch Modus waren nicht konstant, also einfach zum Vergessen. Getestet wurde auf den High Settings, die als voreingestellte und empfohlene Grafik Settings von GeForce Now vorgegeben waren.
Um ein gutes Spielerlebnis in einem Ego Shooter zu bekommen, ist eine konstante Bildrate zwingend von Nöten. Umso mehr FPS, desto besser! Am besten so viele FPS, wie die Spielengine hergeben kann und das kann die Engine von Counter Strike 2 aktuell sehr gut, wenn man bedenkt, dass der Weltrekord aktuell bei über 1.300 FPS in Counter Strike 2 mit einem 14900k unter Flüssigstickstoff liegt. Ok, NVIDIA wird keine stickstoffgekühlten Server nutzen, aber etwas dünn war das Gebotene im Unterbau dann schon.
Hier würde ich mir wünschen, dass das Team von GeForce Now in Europa etwas nachbessert und man dem “Ultimate Paket” zu besserer Performance verhilft. In Foren und auf Reddit liest man oft, dass die GeForce Now Server in den USA mit besseren Prozessoren ausgestattet sind und gegenüber den Servern in Europa in der RTX 4080 Version deutlich mehr Performance liefern. Leider haben wir in Europa als Spieler keinerlei Nutzen davon, da die Latenz uns zu den US-Servern hierbei im Wege steht.
@NVIDIAGFN @NVIDIAGeForceDE @NVIDIAGeForce unplayable with such a low CPU, drops below 100fps on CS2 Vertigo map in deathmatch. Even my old 9900k drops not further than 130fps on my local machine. pic.twitter.com/YLR4ZbXESJ
— olligo (@_olligo_) April 11, 2024
Das Geschäftsmodell und ein paar Fragezeichen in der Warteschlange
Des Weiteren ist das generelle Geschäftsmodell für das “Priority” und “Ultimate Paket” aus meiner Sicht recht fragwürdig. Als Kunde hat man eigentlich keinerlei Chance, genau die Hardware vorher kostenlos zu testen, mit der man am Ende auch spielen möchte, denn die kostenlose Testversion auf GeForce Now wird immer mit der schwächsten Hardware bedient. In meinem kostenlosen Test ohne Abo, erhielt ich z.B. in Lost Ark eine RTX 2080, die innerhalb der Stadt von Lost Ark schon sichtliche Probleme hatte, eine konstante Bildrate von 60 FPS halten. Immer Mal wieder purzelten auch hier die FPS der RTX2 080 kurzzeitig auf 45 FPS hinunter – von 60 FPS bei den voreingestellten 1080p Settings von GeForce Now selbst. Unnötig wie ein Kropf, leider.
Auch kann man sich hier nur die Bildqualität von 1080p anschauen und kann nicht einmal wissen, wie das Spiel nun in WQHD oder gar 4k per Streamingdienst aussehen würde. Auffällig waren bei den Tests auch die teilweise schwächere Audioausgabe, die mit der Leitung selber nichts zu tun hatte, da der Paketverlust und die verlorenen Bilder keinerlei Verlustleistung in der internen NVIDIA Statistik anzeigten. Immer mal wieder hörten sich die Sounds der Spiele etwas schlechter an und kamen nicht an die Audioqualität des nativen Spielerlebnisses he ran.
Will man also nur mal austesten, ob einem das “Ultimate Paket mit der RTX 4080” gefällt, ist man gezwungen, einen überteuerten Tagespass für sagenhafte 8,79 Euro zu kaufen. Das ist fast so wie mit den Duftpröbchen diverser Markenparfüms, wo man auf einen Literpreis von über 5000 Euro käme. Hier wird klar, mit welchen psychologischen Tricks gearbeitet wird, da der Nutzer sehr wahrscheinlich den ganzen Monat für 21.99 Euro buchen wird und nicht nur den Tagespass für 8,79 Euro. Gefällt einem der Service von GeForce Now also nicht, hat man am Ende Pech gehabt, denn Geld gibt es in der Regel nicht zurück. Bei Gefallen wird im Gegenzug aber auch nichts angerechnet. Weg ist weg.
Einmal gebucht und man hat das eigene Lehrgeld bereits bezahlt, wenn das Spiel mit der Serverhardware in der jeweiligen Region nicht gut läuft. Nur in sehr wenigen Ausnahmen ist es möglich, sein Geld von dem Streaminganbieter zurückzubekommen, was wieder mit viel Aufwand, Zeit und Nerven verbunden ist. Zur Ehrenrettung muss man NVIDIA aber auch bescheinigen, dass sie das Geld nach einer Beschwerde (zumindest ein meinem Fall) unkompliziert zurückerstatten. Da das ohne große Diskussionen erfolgte, kann man wohl davon ausgehen, dass das Problem durchaus bekannt ist, ich nicht der Einzige bin und man als Anbieter gar nicht eskalieren kann.
Hier sollten Nutzer unbedingt aufpassen und nicht erst das 6-Monats-Abomodell buchen, um sich vor einer möglichen Enttäuschung zu schützen. Der Cloud-Gamingdienst von NVIDIA könnte mit der Einführung eines Testzeitraums für die Priority und Ultimate Pakete sicher so Einiges besser machen. Aktuell betrifft die Spielzeit der kostenlosen Nutzung 1 Stunde und ist mit einer gewaltigen Wartezeit verbunden. Je nach Spiel betrifft die Wartezeit aktuell 30 Minuten bis zu erniedrigenden 3 oder 4 Stunden. Wer GeForce Now kostenlos testen möchte, muss hier sehr viel Zeit und Geduld mitbringen. Dies war in der Vergangenheit aber nicht so, denn es gab vor einigen Jahren maximal Wartezeiten von 10 oder 15 Minuten. Warum die Wartezeiten so exorbitant gestiegen sind, ist leider nicht offiziell bekannt. Ob es sich hier um eine künstliche Verknappung oder das Abrüsten der schwächeren Server-Systeme handelt, ist nicht ganz klar.
Ein Blick in die Zukunft? Meine Wunschliste und ein Fazit
Als Optimierung könnte NVIDIA die Spielzeit pro kostenloser Session lieber auf 15 oder 30 Minuten pro Nutzer reduzieren, statt einer Stunde, aber dafür den Nutzern wenigstens ermöglichen, das “Priority” oder “Ultimate Paket” mit der entsprechenden Hardware auch vorab zu testen. So wüssten die Nutzer wenigstens, auf was sie nach dem Kauf nachher erwartet und worauf sie sich potentiell einlassen, So kommt zu keiner bösen Überraschung samt Kündigung. Das getestete Ultimate Paket mit der RTX 4080 Serverversion ist meiner Meinung nach noch weit weg von dem ultimativen Spielerlebnis, das einem NVIDIA aktuell suggeriert. Das gilt zumindest für die Server, die sich hier bei uns in Europa befinden.
Da könnte man durch Nachrüsten oder Freigabe von mehr Single-Core-Performance sicherlich wieder einiges verbessern, was auch dringend von Nöten ist, um dem CPU Bottleneck in einigen Spielen zu entgehen. Sonst könnte man ja gleich bei seiner antiken CPU bleiben. Wer gerne Single-Player-Spiele mag, die maximal 60 FPS in Ultra-HD und höheren Einstellungen abfordern, könnte mit dem Angebot des “Ultimate Pakets” aktuell jedoch durchaus zufrieden sein, wenn das Spiel so passt, wie Cyberpunk 2077.
Wenn NVIDIA in Zukunft die RTX 50er Generation veröffentlicht und die Serverhardware in der Cloud bei dem großen Paket von einer 4080 auf eine 5080 hochstuft, ließen sich sicherlich über 1000 Euro Anschaffungskosten für das private System sparen. Das ist eine Summe, die man natürlich im Hinterkopf behalten sollte, bevor man sein nächstes Gaming-Rig plant. Eventuell läuft dann vielleicht auch irgendwann Mal Counter Strike 2 mit 240 FPS in 1080p flüssig, wenn auch die Server-CPU mitspielt. Hier besteht meine Hoffnung, dass sich der Anbieter in Zukunft zu einem doch mehr kundenorientierten Dienst entwickelt und eventuell auch mal die Tagespässe vom Preis her anpasst, denn 8,79 Euro für einen Tagespass stehen in einem extrem schlechten Verhältnis zu der einmonatigen Testversion von 21,99 Euro beim Ultimate Paket.
Bei Nutzern, die maximale Bildqualität oder auch viele FPS mit geringer Gesamtlatenz des Systems benötigen, ist der Umstieg auf Cloud Gaming per GeForce Now aktuell leider überhaupt keine Option. Hier muss man dem heimischen, Watt-fressenden Rechner aktuell immer noch treu bleiben, wenn man sich PC-Enthusiasten und echten FPS-Gamer bezeichnen möchte. Daher ist es wichtig, dass man sich wirklich vor dem Kauf im Klaren ist, was man überhaupt spielen will, sich über die unterstützen Spiele bei GeForce Now informiert und auch darüber, wie hoch die Messlatte des eigenen Anspruchs für das Hobby PC-Gaming wirklich ist.
Besonders Modder oder Spieler, die gerne mit Savegames arbeiten, haben mit Cloud Gaming generell keinerlei Freude, denn es ist nicht möglich irgendwelche Spieldateien auf dem lokalen GeForce Now Server auszutauschen oder zu verändern. Es fehlen zudem leider immer noch viele bekannte Spiele und es ist noch nicht alles dabei, was sich in der Community des Online Portals auf GeForce (oder dem eigenen Geschmack) gewünscht wird . Oftmals liegt die Schuld dafür aber nicht bei GeForce Now selbst, sondern bei den Firmen hinter den Spielen, die noch mauern. Zum aktuellen Stand (April 2024) befinden sich über 1.500 verschiedene Spiele im Streaming-Angebot auf GeForce Now, Tendenz weiter steigend. Erfreulich. Also warten wir einmal ab und bleiben immer schön neugierig und leisten uns etwas gesunde Skepsis mit dem Wunsch, irgendwann dann doch positiv überrascht zu werden.
Für diesen Test hier habe ich keinerlei Geld von NVIDIA als Vergütung erhalten und er spiegelt nur meine eigene, freie Meinung wider.
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