Testaufbau und Test
Zum Einsatz kommt ein Intel Core i9-13900K, der schon so oft mit Paste und Kühlern bestückt wurde, dass er seinen Buckel nicht noch weiter krümmt. Was heißen soll, dass er das Endstadium seiner Spondylose mit Sicherheit erreicht hat. Damit ist die Montage auch reproduzierbar. Ich habe das gute Stück auf exakt 200 Watt gedrosselt, damit die CPU mit der alten Paste nicht ins thermische Limit rennt und damit das Delta zur aktuellen Paste signifikant verfälscht wird. Zum Einsatz kommt eine Be Quiet! Pure Loop II 360 mit einer fest einstellten Lüfterdrehzahl von 66%. Die schafft das locker und hat nur zwei Montagepunkte mit festem Endanschlag. Reproduzierbarkeit geht vor Schönheit.
Ich lese für den Vergleich mehrere unterschiedliche Temperaturen aus, denn die Deltas sind ebenfalls abweichend. Beginnen wir mit der CPU-Temperatur, also dem Durchschnittswert aus allem. Das Delta zwischen den Pasten beträgt rund 8 bis 9 Grad, was bereits Welten sind. Wohlgemerkt: Eine auf Haltbarkeit ausgelegte Referenzpaste aus der Industrie mit garantierten 4 W/mK performt da sehr ähnlich (schlecht) und liegt im Endwert auch bei rund 85 °C.
Bei dem Vergleich der Recheneinheiten liegt das Delta dann nur noch bei rund 6 Grad, aber auch das ist noch eine ganze Menge. Bei modernen, guten Pasten messen wir gerade noch einmal 1 bis 2 Grad Unterschied, wenn überhaupt.
Vergleichen wir abschließend noch die sogenannte Sockeltemperatur, wo es noch rund 5 Grad Differenz sind. Auch das sind noch große Unterschiede, aber nicht mehr ganz so extrem.
Wir sehen, dass die alte Paste, auch wenn sie neu gewesen wäre, nie den Hauch einer Chance hatte. Wobei es ja eigentlich nur darum ging, ob sie auch heute noch funktioniert. Und ja, das tut sie – im Rahmen ihrer doch etwas beschränkten Möglichkeiten.
Fazit
Lügen haben kurze Beine bzw. kleine Tuben. Dass man heute auch als Reviewer an einer Materialprüfung fast nicht mehr vorbeikommt, ist einigermaßen ernüchternd. Auch die Performance der damaligen “Hochleistungswärmeleitpaste” kann einen schon deprimieren. Im Vergleich zu einer TCTG-4,0 von MCT, die als industrielle Paste eine ähnliche Zusammensetzung aufweist wie die Arctic Paste, performt die alte Silicone Paste sehr ähnlich und ist somit im Bereich um die 4 W/mK einzuordnen. Sie sollte auch nicht deutlich gealtert sein, auch wenn man solche Pasten mit maximal 12 Monaten Lagerfähigkeit angibt (optimal wären 3 bis 6 Monate). Die Falschaussage mit den “20% Carbon” war damals einfach nur frech, nur konnte es keiner nachweisen. Einmal mehr ist das aber auch ein Grund, in Zukunft einfach genauer hinzusehen.
Dass heute auch technisch mehr möglich ist, zeigt der Gegentest mit der Apex. Allerdings sind die Performance-Unterschiede in der oberen Preisklasse mit den Jahren immer kleiner geworden, solange es sich um Pasten mit mehr als 70% Korund handelt. Auch Mischungen aus Korund und ZnO performen wirklich gut und meist machen die Skills beim Auftragen dann mehr aus als die minimalen Unterschiede bei der tatsächlichen Wärmeleitfähigkeit. Denn die kann man ja ebenfalls nur schwer überprüfen, so dass sie nach wie vor eine traurige Spielwiese fürs Marketing bleibt, leider.
Ich sage es mal so: wer heutzutage 10 Euro oder mehr für ein Gramm Wärmeleitpaste ausgibt, hat etwas zu verschenken und ist ein (meist von Influencern) fehlgeleitetes Marketing-Opfer, denn das geht auch in günstiger und in größeren Tuben für deutlich weniger Geld. Aber zu billig sollte man auch nicht einsteigen. Nur war das ja eigentlich heute gar nicht das Thema. Fakt ist, dass die Arctic Cooling Silicone Paste auch nach satten 20 Jahren noch so performt wie damals. Im Vergleich zu heutigen Pasten hat sie aber überhaupt keine Chance. Was auch zu beweisen war.
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