Brühteststand, Eigenbau Kaffeemaschine

Martin Gut

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Hallo zusammen

Meine eigene Kaffeemaschine ist nun so weit, dass ich sie zeigen kann. Es gibt natürlich noch viel zu optimieren, aber der Kaffee kommt schon ganz gut heraus.

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Beschreibung:

Video:
 
Mit Kaffee hast Du mich... :ROFLMAO:
Geiles Projekt, Hut ab!
 
Mich auch! Sieht schön unkompliziert aus. Wie lange hast du gebaut? Wann geht das Ding in Serie?
 
Witzige Idee (y):coffee: Schmeckt der Kaffee denn auch?
 
Wie lange hast du gebaut?
Vor zwei Monaten sind die ersten Pakete mit Baumaterial eingetroffen. Seither bin ich täglich an der Arbeit. Nach einem Monat hatte ich die Bauteile so weit zusammen, dass ich alles zusammen bauen konnte.
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Dann kam die Elektronik und das Programmieren. Jetzt wechselt das etwas ab. Mal etwas programmieren, dann das Auslassventil bauen, dann wieder etwas in Ordnung bringen und vor allem die Regelung optimieren.

Eigentlich ist der Aufbau recht einfach. Eine Pumpe, ein Brühkopf, etwas Elektronik und man kann Kaffee machen. Es ist aber so schon viel auszutüfteln und zu bauen bis alles läuft.

Alles andere habe ich absichtlich weg gelassen. Es geht ja ums Experimentieren und nicht um ein schönes Gehäuse und eine Mechanik die Bohnen mahlt, einfüllt und wieder ausklopft. Das macht man ja auch bei jeder Siebträgermaschine von Hand. Ich habe ja schon länger eine gut Kaffeemühle damit ich frisches Pulver mit dem richtigen Mahlgrad habe. Auch die Möglichkeit Milch aufzuschäumen habe ich absichtlich weg gelassen. Dafür würde es einen Bolier brauchen, der heisser aufkocht und unter Druck steht. Dann ist aber wieder das Wasser zu heiss um damit Kaffee zu brühen. Man muss sich auf das wichtige der Idee beschränken. Eine Serienproduktion ist nicht mein Ziel.
 
Witzige Idee (y):coffee: Schmeckt der Kaffee denn auch?
Ja, einzelne gute Kaffees habe ich schon geschafft. :cool:

Es läuft aber auch immer wieder etwas nicht optimal. Ich pröble mit günstigen Kaffeepulver. Dann pumpt es einmal zu wenig Wasser durch und einmal zu viel. Dann habe ich bemerkt, dass die Heizung zu kühl eingestellt ist weil das Thermoelement oberhalb des Wassers nur das Rohr gemessen hat. Nun habe ich beim Füllen schon etwas Wasser in den Brühkopf gepumpt obwohl der noch nicht bereit war. So läuft bis jetzt meist noch irgend etwas schief. 🫣
 
interessante Geschichte. Darf man fragen, was der Sinn und Zweck ist?

Warum keine Membranpumpe oder druckstabilere Leitungen? Wie misst du den Durchfluss um die Menge zu bestimmen? Und wie heizt du das Wasser auf?
 
Darf man fragen, was der Sinn und Zweck ist?
Klar darf man fragen. Im verlinkten Artikel habe ich die Idee erwähnt. Mich stört, dass bei den meisten Kaffeemaschinen die Brühparemeter (Durchfluss, Temperatur, Druck) stark vom Mahlgrad des Kaffees abhängig ist. Wenn das Pulver etwas zu grob ist, baut sich zu wenig Druck auf, fliesst mehr Wasser durch und durch mehr heisses Wasser ist auch die Temperatur anders.

Da möchte ich konstante Verhältnisse erreichen um damit experimentieren zu können. Im Kaffee werden verschiedenste Stoffe gelöst. Saure Stoffe lösen sich recht schnell, Fette brauchen eine höhere Temperatur und Druck, damit sie sich gut lösen. Wenn man aber zu heiss und vor allem zu lange brüht, lösen sich mehr bittere Stoffe. Das möchte ich optimieren in der Hoffnung, dass dann die Stoffe in einem guten Verhältnis im Kaffee landen.

Warum keine Membranpumpe oder druckstabilere Leitungen?
Der Silikonschlauche hat bei Kaltwasser einen Berstdruck von 25 Bar. Auch bei Heissem Wasser sollte der noch gut die 9 bis 11 Bar halten, die ich hier erzeuge.

Auf Membranpumpen bin ich bei meiner Suche noch nicht gestossen. Kaffeemaschinen verwenden meist Vibrationspumpen, teurere Modelle Rotationspumpen oder selten Hydraulikpumpen. Käuflich sind vor allem Vibrationspumpen (preiswert, viel Druck, laut).

Ich schaue mir gerade an, wie Membranpumpen aufgebaut sind. Es sind immer etwa 3 bis 4 Kriterien, die erfüllt sein müssen.
- Druck 12 Bar: ist möglich, der Druck pulsiert aber. Ob man solche Pumpen auch langsam laufen lassen kann um den Druck genau zu kontrollieren, müsste man ausprobieren.
- Heisswasser bis 120 Grad: Die Membran dürfte aus einem beweglichen Kunsstoff sein. Solche Kunststoffe sind meist nur etwa bis 80 Grad einsetzbar.
- lebensmittelecht: Die meisten Kunsstoffe sind nicht lebensmittelecht. Wenn es nicht angegeben ist, muss man davon ausgehen, dass es nicht geeignet ist.
Dann muss man auch noch ein geeignetes Modell finden und bestellen können.

Und wie heizt du das Wasser auf?
Ich koche das Wasser mit einem Pfännlein auf dem Kochherd. Ein Wasserkocher würde natürlich auch gehen. Auf das Rohr habe ich eine Heizfolie 10 x 10 cm mit 90 Watt aufgeklebt um dann die genaue Temperatur zu erreichen.

Ein Kaffeemaschinenboiler, der das Wasser aufwärmt, braucht eine viel stärkere Heizung (um 1000 Watt) und verkalkt viel stärker.

Wie misst du den Durchfluss um die Menge zu bestimmen?
Die Tasse steht auf einer kleinen Waage. So messe ich das Gewicht des Kaffees in der Tasse. Für die Regelung der Pumpe ist das aber etwas trickreich. Wenn Wasser aus dem Ventil pufft, brauch die Waage eine 1/2 bis 1 Sekunde, bis der Kaffee in der Tasse ist und sich die Waage wieder stabilisiert. Wenn das Ventil erst dann schliesst, ist es viel zu lange offen und es sind schon 10 bis 15 ml auf einen Schub.

Wenn das Ventil öffnet, sieht man das zuerst am fallenden Druck. Ich habe es nun so programmiert, dass ein Druckabfall das Ventil für einen Moment nicht mehr weiter öffnen lässt. Da bin ich noch recht am Pröbeln, aber es kommt schon recht gut. Jetzt bin ich schon so weit, dass so im Sekundentakt immer etwa 2 ml heraus pfupfen. Das ist noch nicht ganz gleichmässig, aber doch schon ganz in Ordnung. Der Druck schwankt dabei zwischen 7 und 11 Bar, was ganz gut passt.

Der Linearantrieb der Pumpe hat ein Potentiometer verbaut, mit dem man die Position des Kolbens messen kann. Das ist beim Füllen und Leeren der Pumpe praktisch. Beim Brühen zeigt das aber nur, was der Antrieb macht. Da immer etwas Luft im Brühkopf ist, zeigt das nicht, wie viel Wasser heraus kommt.

Es ist schon toll. Mit den verschiedenen Sensoren sieht man sehr genau, was abläuft und kann die Regelung programmieren.
 
Geil! Ich hoffe sehr, dass zur Erhitzung des Wassers eine Intel-CPU der 14. Generation genutzt wird ;-)
 
Der Silikonschlauche hat bei Kaltwasser einen Berstdruck von 25 Bar. Auch bei Heissem Wasser sollte der noch gut die 9 bis 11 Bar halten, die ich hier erzeuge.
Ich meinte damit, dass der Schlauch den Druck hält und nicht aufnimmt, in deinem Video sieht man deutlich wie die Schläuche dicker werden. Damit verschenkst du Druck in die Leitungen und nicht am Zielort.
- Druck 12 Bar: ist möglich, der Druck pulsiert aber. Ob man solche Pumpen auch langsam laufen lassen kann um den Druck genau zu kontrollieren, müsste man ausprobieren.
- Heisswasser bis 120 Grad: Die Membran dürfte aus einem beweglichen Kunsstoff sein. Solche Kunststoffe sind meist nur etwa bis 80 Grad einsetzbar.
- lebensmittelecht: Die meisten Kunsstoffe sind nicht lebensmittelecht. Wenn es nicht angegeben ist, muss man davon ausgehen, dass es nicht geeignet ist.
Ok, ich hab ans Vollautomatenprinzip gedacht, Kaltwasser pumpen und dann erwärmen und nicht umgekehrt.
Ein Kaffeemaschinenboiler, der das Wasser aufwärmt, braucht eine viel stärkere Heizung (um 1000 Watt) und verkalkt viel stärker.
Vielleicht ein elektronisch geregelter Kleindurchlauferhitzer? Klar braucht der Leistung, die funktionieren aber mit einer normalen Steckdose.
Die Tasse steht auf einer kleinen Waage. So messe ich das Gewicht des Kaffees in der Tasse. Für die Regelung der Pumpe ist das aber etwas trickreich. Wenn Wasser aus dem Ventil pufft, brauch die Waage eine 1/2 bis 1 Sekunde, bis der Kaffee in der Tasse ist und sich die Waage wieder stabilisiert. Wenn das Ventil erst dann schliesst, ist es viel zu lange offen und es sind schon 10 bis 15 ml auf einen Schub.
Und wenn du das Prinzip umdrehst und den Topf auf die Waage stellst und die Abnahme misst?

EDIT:

Noch eine Idee, wie wäre es mit einem einstellbaren Druckregelventil am Ausgang?
 
Zuletzt bearbeitet :
Ich finde es einfach nur bewundernswert mit wieviel Hingabe man sich diesem Thema widmet! Respekt :coffee:
 
Danke. Der Aufwand ist irgendwie schon übertrieben. Aber wenn man mal an etwas ist, dann will man es auch richtig machen. Es wird immer interessanter, je mehr man sich in das Thema vertieft. :rolleyes:

Gestern hatte ich einen Vergleich mit etwas älterem, etwas zu grob gemahlenem italienischem Pulver das ich geschenkt bekommen habe. Mit der alten Handhebelmaschine konnte ich keinen Druck mehr aufbauen, weil das Wasser einfach durchfloss. Der Kaffee war dem entsprechend wässrig. Die neue Maschine hat daraus einen starken Espresso gemacht, so wie man es sich vorstellt.

Es ist natürlich nicht die Idee, altes Pulver zu verwerten, aber es zeigt das Potential den Brühprozess zu optimieren.
 
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