Kühlung Testberichte Wärmeleitpaste und Pads

AMeCh STG-4 im Test – Koreanische Wärmeleitpaste mit Gratis-Essig als Preis-/Leistungs-Sieger?

Ich wäre fast drauf reingefallen, wären mir bei der STG-4 von AMeCh nicht im Verlaufe meines Tests ein paar Dinge aufgefallen. Erstens überprüfe ich jetzt immer auch die Adressen und Zweitens schaue ich mir auch die Mailadressen und die eingetragenen Eigentümer genauer an. Allerdings habe ich das diesmal erst gemacht, nachdem ich die Paste bei Amazon bestellt und auch geliefert bekommen hatte. Dann habe ich diese Paste, einen vermeintlichen Preis-/Listungskracher mit nur 5.40 Euro für sage und schreibe 4 Gramm Paste natürlich auch gleich getestet und wurde dabei das erste Mal stutzig. Denn aus dem TIMA schlug mir bereits beim Erwärmen der Probe bereits ein leichter Essiggeruch entgegen. Das wiederum macht natürlich nicht nur die Nase frei, sondern auch neugierig…

Doch immer schön der Reihe nach… Denn es gilt ja zunächst immer die Unschuldsvermutung. Ich habe den Verkäufer bereits während des Tests via Amazon kontaktiert und um ein Sicherheitsdatenblatt und die Dokumente zu RoHS / REACH gebeten. Misstrauisch wurde ich zunächst, als ich gebeten wurde, den Verkäufer außerhalb von Amazon zu kontaktieren. Zugesandt wurden mir dann auch zwei Dokumente, die auf den ersten Blick durchaus authentisch aussahen. Wie gesagt, beim flüchtigen Drüberlesen. Aber es wude eine ganz interessante Mailkonversation.

Auf Spurensuche

Natürlich hatte mich bereits an dieser Stelle die verwendete Mailadresse stutzig gemacht, denn auch nach einer genaueren Suche war diese Firma unter der angegebenen Adresse überhaupt nicht zu finden. Auch das Handelsregister schwieg beharrlich. Oder würdet Ihr hier ein Technologieunternehmen vermuten, das in Südkorea gar keiner kennt? Ja, es gibt ähnlich klingende Firmen, aber dann stimmen Logo, Adresse und Kontaktinformationen nicht überein. Ich habe mittlerweile einen längeren Mailverkehr mit dem Unternehmen, das sich am Ende dann als nettes 2-Mann-Startup herausstellte, wobei keiner einen echten Plan zu haben schien, wie hoch die Hürden in Europa für den korrekten und gesetzeskonformen Verkauf von Wärmeleitpaste liegen. Ich erinnere da in diesem Zusammenhang mal an EC360 aka Jaden Technologies, die nach meinen Tests mittlerweile ihr gesamtes Portfolio offline genommen haben und sich neu aufstellen wollen.

Sagen wir es mal so: Die im Sicherheitsdatenblatt angegebene Adresse führte mich zu einer Marktfläche und einigen angefangenen Neubauten, aber man muss mit Google auch vorsichtig sein, weil man nie weiß, wie alt die Informationen wirklich sind. Falls man großzügig sein möchte und dem Absender wohlwollend entgegenkommt, dann war es kein Imbisstand sondern ein Haus auf der anderen Straßenseite. Ob und wie die beiden das (wie behauptet) selbst produzieren, weiß ich nicht, aber im “Handbtrieb” und mit einfachen Geräten schafft man vielleicht 10 Kilo am Tag. Ich gehe davon aus, dass man hier irgendwie günstig eingekauft und sich die Dokumente anhand der Unterlagen des eigentlichen OEM zusammengebastelt hat. Oder irgendetwas dazwischen in der Mitte. Ich weiß es leider nicht.

Hier stelle ich jetzt auch einmal das Sicherheitsdatenblatt zur allgemeinen Diskussion, wobei ich eine gmail.com-Adresse jetzt auch nicht besonders smart finde. Dazu kommen unterschiedliche Schriftarten und diverse Formfehler, die auf ein Copy-Paste-Schriftstück schließen lassen. Aber egal, hier wäre erst einmal die Lektüre zur werten Kenntnisnahme:

MSDS_AMECH SGT-4(EN)

 

Kommentar

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echolot

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Igor macht auf Interpol und WLP für den Salat. Besser wird es heute nicht mehr. :D

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DigitalBlizzard

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3,276 Kommentare 2,287 Likes

Das kommt dabei raus wenn man Muttis alte KitchenAid und jede Menge Restmaterial von der letzten Bad-Renovierung übrig hat.
Da kann man schon mal "so ne Art Paste" basteln und in Umlauf bringen.
Das Silikon ist mal ne harte Nummer.
Ich warte auf den ersten Mischer der das Gel aus alten Brustimplantaten recycelt.

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Igor Wallossek

1

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Das gibt dann TittiX 69

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komatös

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Bei dem Logo habe ich sofort an das von Arctic gedacht,

@Igor Wallossek Bezüglich Amazons passivität: Eine Meldung an die Verbraucherzentrale könnte helfen!

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S
Silbersturm

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Aber das Logo ist relativ hübsch (y)😄

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e
eastcoast_pete

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Ich war schon bei "Essigsäure" raus. Aluminium (so nicht eloxiert) korrodiert im Kontakt mit Essigsäure. Wer will, kann zu Hause den Versuch selbst machen, Alufolie in einem mit Essig gefüllten geschlossenen Behälter stecken, ein paar Tage bei Raumtemperatur inkubieren, und dann die Alufolie ansehen.
Allgemein haben flüchtige Säuren in elektronischen Geräten nichts zu suchen, bzw sind nicht gut für die Geräte.

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DigitalBlizzard

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3,276 Kommentare 2,287 Likes

Und auch noch so umweltfreundlich recycled, du kannst die Aufgedonnerte Fregatte später sauber beerdigen und musst sie nicht beim Sondermüll entsorgen lassen 😆

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R
RazielNoir

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477 Kommentare 233 Likes

Wenigstens kann man dann die Masse mit Spüligetränktem Finger gut auf dem IHS verteilen 😁 😉

Apropos Datenbank, gibt es eigentlich einen neuen Zwischenstand zum Lüfterprüfstand?

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Igor Wallossek

1

10,957 Kommentare 20,783 Likes

Ist bereits im Probelauf. :)

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echolot

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1,203 Kommentare 944 Likes

Froi! bitte alles detailliert dokumentieren. Flitzebogen...gespannt...weißt schon.

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Lagavulin

Veteran

270 Kommentare 237 Likes

Vielen Dank für's Aufdecken diese Schweinerei. Ich bin gespannt, wann der erste Anbieter Senf mit Silikon mischt und das dann als "grüne Bio-Wärmeleitpaste" verkauft.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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