Da ein einziger Durchlauf der nun folgenden Benchmarks für Office, Workstation und HPC (High Performance Computing) über 18 Stunden dauert, haben wir uns auf insgesamt vier CPUs mit jeweils zwei Durchläufen (Stock, 3,8 GHz fix) beschränkt. Alle Systeme werden dabei im Windows-Energieprofil “Performance” getestet und für die alte AMD-Generation tritt nun der bis zu 5GHz schnelle FX-9590 an, der nur wassergekühlt sinnvoll nutzbar ist.
Um einige der späteren Ergebnisse besser verstehen zu können, stellen wir einen guten alten Bekannten voran. Mit unserem GDI/GDI+-Benchmark testen wir zunächst noch einmal zwei unterschiedliche Ausgabemethoden für 2D-Objekte, wie man sie zum einen in älteren Anwendungen und auch Druckausgaben findet und wie sie heute noch in gleicher oder abgewandelter Form für die Darstellung der GUI genutzt wird. Zum Einsatz kommt eine Quadro P6000 von Vidia, deren Grafikperformance momentan mit das Beste ist, was man für Geld kaufen kann. Ein GPU-Limit können wir also fast immer ausschließen.
Betrachten wir das direkte Schreiben auf einen Device. Hier nutzt der Grafiktreiber die CPU ziemlich extensiv, jedoch überwiegend nur mit wenigen Threads. Schließlich gibt es ja seit der Einführung der Unified-Shader-Architektur keine echte 2D-Hardwarebeschleunigung mehr und auch das Windows-Treiber-Modell ist diesbezüglich ein echte Bremse. Es ist interessant zu sehen, dass sich der Ryzen 7 1800X trotzdem vor den Core i7-6900K setzen kann. Da hier jede einzelne Aktion komplett durchs ganze System laufen muss, ist es auch ein sehr gutes Abbild der Systemperformance an sich, die das Chipset mit einschließt:
Jetzt bringen wir den Speicher mit ins Spiel und nutzen die einzige verbliebene 2D-Funktion in Hardware: das Umkopieren der im Speicher erstellten Grafik an den Ausgabedevice. Wir absolvieren exakt die gleichen Abläufe, zeichnen jedoch zunächst in eine virtuelle Bitmap und nicht auf den Monitor. Erst die komplette Grafik blitten wir dann an das Ausgabegerät. Auch wenn die momentane CPU-Auslastung etwas höher ausfällt, weil ja der Flaschenhals des restlichen Systems wegfällt, ist das Ergebnis einigermaßen verblüffend. Der alte FX-9590 kann sich sogar noch knapp vorbei schieben und hat nur bei 3,8 GHz das Nachsehen. Zusammen mit dem Core i7 6900K wohlgemerkt.
Wer sich jetzt wundert, warum der Core i7-6900K mit Originaltakt soweit abfällt, erhält die Begründung, wenn er sich den CPU-Takt anschaut. Da die Last auf relativ viele Threads verteilt wird, bleibt die CPU auf Grund der geringen Lasten pro Thread fast nur im Leerlauf-Takt! Der Core i7-7700K taktet hingegen hoch, weil die Last pro Thread ja bereits doppelt so hoch ausfällt. AMD hat es beim Ryzen 7 1800X besser gelöst, denn man tkatet deutlich feiner angestuft und regiert vor allem sehr schnell auf derart kurzfristige Lasten (<30ms).
Wir merken uns das eben Gelesene jetzt für die nächste Seite, wenn wir über AutoCAD sprechen werden, denn dieses Programm macht beim Zeichnen ja nichts anderes, als zunächst in den Speicher zu zeichnen, bevor alles im Stück auf dem Bildschirm ausgegeben wird.
2. DTP und Präsentation
Mit Adobes Creative Cloud nutzen wir einen exemplarischen Benchmark, der sowohl die Einzel- als auch die Mehrkernperformance gut abbilden kann. Dieser Test einer Produktivanwendung ist allemal sinnvoller als synthetische Benchmarks
3. Enkodierung und Multimedia
Bei unserem augewählten Test mit Handbrake kann der Ryzen 7 1800X sein Potential voll ausspielen, egal welche Qualitätseinstellung gewählt wurde, denn die CPU ist ein echter Cruncher.
4. Kompression und Dekompression
Diese Eigenschaft nutzt auch beim Komprimieren großer Dateien, wo sich der Ryzen 7 1800X als wahrer Cruncher entpuppt und bei gleichem Takt mit dem Core i7-6900K gleichziehen kann. Nur beim Dekomprimieren ist der Intel Core i7-7700K auf Grund des hohen Taktes im Vorteil. Nur ist das Auspacken ja auch einfacher als das Einpacken:
5. Programmierung mit Python
Diese Anwendungsmöglichkeit steht bereits an der Grenze zur Workstation und bereitet damit auch den eher nahtlosen Übergang zum nächsten Kapitel vor. Bis auf die Bibliothek für die visuelle Ausgabe (z.B. grafisch aufwändiger Charts), die etwas an der bekannten Ursachen (schlechte Parallelisierbarkeit) krankt, ist es vor allem der Einsatz bei wissenschaftlich-technischen Berechnungen, die dem Ryzen 7 1800X besonders liegen.
Da viele Bibliotheken zudem nicht explizit Intel-CPUs bevorzugen, ist Ryzen hierfür eine recht gut geeignete CPU für Entwickler und Anwender im gleichem Maße.
6. Zwischenfazit
Mit Ryzen hat AMD in vielen Anwendungsbereichen (wenn auch nicht in allen gleichermaßen) eine wirklich konkurrenzfähige CPU am Start, die sich definitiv nicht hinter Intels aktuellem 8-Kerner verstecken muss. Das Preis-/Leistungsverhältnis macht sie zudem auch im gewerblichen Einsatz interessant, wenn es denn nicht anwendingsbedingt unbedingt eine Intel-CPU sein muss.
- 1 - Das Ryzen-Debüt
- 2 - AMD SenseMI Suite & XFR
- 3 - Die AM4-Plattform
- 4 - Overclocking und Test-Setup
- 5 - Power States und Cache-Tests
- 6 - Benchmarks: Ashes of the Singularity & Battlefield 4
- 7 - Benchmarks: Hitman, Project CARS & Metro: Last Light
- 8 - Ergebnisse: Desktop und Office
- 9 - Ergebnisse: Workstation
- 10 - Ergebnisse: Wissenschaftlich-technische Berechnungen und HPC
- 11 - Ergebnisse: Leistungsaufnahme und Abwärme
- 12 - Fazit
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