Anmerkung zum Testablauf
Wie bereits auf der vorigen Seite angemerkt notierten wir teilweise niedrigere Benchmark-Werte als erwartet und entschlossen uns wie beschrieben dazu, die Ryzen-Test sowohl im Windows-Energieprofil “Ausbalanciert” als auch unter “Höchstleistung” durchzuführen. Wir haben die Durchläufe in letzterem Profil in den Charts-Grafiken mit HP gekennzeichnet. Die Intel-CPUs im Test wurden im Ausbalanciert-Profil getestet – also so, wie die meisten Gamer ihren Rechner nutzen.
Die Zen-Architektur ist AMDs erster Schritt in echtes Multi-threading. Daher haben wir den Ryzen 7 1800X sowohl mit als auch ohne SMT getestet, um die entsprechenden Leistungsunterschiede aufzeigen zu können. In einigen Games ergaben sich allerdings bessere Werte, wenn SMT abgeschaltet war.
Schließlich haben wir die Taktraten der getesteten CPUs aneinander angepasst, um Leistungsunterschiede bei identischer Taktung aufzeigen zu können. Spiele-Engines und DirectX 11 skalieren nicht immer linear, so dass die von uns festgehaltenen Werte bei 3,8 GHz nur als grobe Referenz gewertet werden sollten.
Aufgrund der unerwarteten Ergebnisse möchten wir an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Ursachen auch an anderer Stelle zu suchen sein können – beispielsweise bei der Mainboard-Firmware oder beim frühen Micro-Code. Andererseits sind das Produkte, die von AMD und seinen Partnern verkauft werden, so dass dies ein Risiko ist, dem Early Adaptors nun einmal ausgesetzt sind.
Ashes of the Singularity
Ashes of the Singularity skaliert vorbildlich mit mehr CPU-Kernen sowie einer höheren Taktfrequenz. Folglich kann der Core i7-6900K dank der generösen Bestückung mit acht Kernen (16 Threads) eine sehr gute Performance abliefern.
Überraschenderweise kann der Ryzen 7 1800X nicht die gleichen Ergebnisse einfahren. An dieser Stelle hätten wir bei einem derart CPU-intensiven Titel aufgrund der gleichen Kernanzahl und der höheren Taktfrequenz mehr Leistung von AMDs Flaggschiff erwartet. Letztlich kann der Core i7-6900K dem Ryzen mit Standard-Einstellungen trotz der scheinbar überlegenen Spezifikationen des 1800X die Rückleuchten zeigen.
In einem weiteren Testdurchlauf deaktivierten wir das SMT-Feature des 1800X und konnten einen Anstieg der durchschnittlichen Framerate auf 70,9 FPS notieren. Zum Vergleich: Wird bei der Intel-CPU Hyper-Threading (und somit das Äquivalent zu AMDs SMT) deaktiviert, führt das in einem kurzen Gegentest des i7-6900K zu einem Leistungseinbruch um sieben FPS.
Überraschenderweise konnte selbst ein Core i7-7700K mit lediglich vier Kernen (acht Threads) den Ryzen R7 1800X deutlich ausbooten – selbst nach mehreren Versuchen, bei denen wir den Durchlauf von den Settings her so Ryzen-freundlich wie möglich gestalteten.
Wir notierten außerdem einen leichten Leistungszuwachs, als wir den 1800X auf 3,8 GHz auf allen Kernen übertakteten. Wegen der automatischen XFR-Funktion und dem Fakt, dass wir XFR nicht deaktivieren können, ohne alle Precision-Boost-Funktionalität zu verlieren, konnten wir nicht bei AMDs Basistakt von 3,6 GHz testen.
AMD selbst hatte im Vorfeld Benchmarks in 4K-Auflösung bereitgestellt, die aufgrund der hohen Auflösung aber durch die Grafikkarte limitiert sind. Wir haben daher unter WQHD (2560 x 1440 Pixel) getestet, um diesen Flaschenhals zu umgehen und die Leistungsunterschiede zwischen den CPUs im Testfeld besser herauszustellen.
Auch bei dieser Auflösung konnten wir ein ähnliches Leistungsungleichgewicht wie schon unter Full-HD feststellen; der R7 1800X läuft dem Testfeld in allen Durchläufen und Szenarien mit deutlichem Abstand hinterher.
Das Verhalten vom AMDs R7 1800X legt insgesamt nahe, dass dieses Spiel momentan einfach noch nicht für die Zen-Architektur optimiert wurde. Oxide Games gab uns dieses Statement:
“Oxide games is incredibly excited with what we are seeing from the Ryzen CPU. Using our Nitrous game engine, we are working to scale our existing and future game title performance to take full advantage of Ryzen and its eight-core, 16-thread architecture, and the results thus far are impressive. These optimizations are not yet available for Ryzen benchmarking. However, expect updates soon to enhance the performance of games like Ashes of the Singularity on Ryzen CPUs, as well as our future game releases.” – Brad Wardell, CEO Stardock and Oxide
Battlefield 4
Bereits in der Full-HD-Auflösung geraten wir in Battlefield 4 in grafiklimitierte Bereiche. Der Ryzen 7 1800X ist bei Standard-Einstellungen die einzige CPU, die nicht den Grenzwert von 160 FPS erreicht. Im Durchlauf mit dem Höchstleistungs-Energieprofil arbeitet er allerdings schneller: Der Unterschied zwischen dem 1800X und dem auf 3,8 GHz übertakteten i7-6900K beträgt dann gerade einmal 1,4 FPS.
Bei einer Taktfrequenz von 3,8 GHz hinkt der AMD FX-8350 hinterher – aber das liegt teilweise auch an dem Downclocking; schließlich liegt sein Basistakt normalerweise bei von vier Gigahertz. Der ähnlich taktende Ryzen 7 1800X stellt im Vergleich zum alten FX-8350 einen deutlichen Leistungszuwachs dar.
AMDs R7 1800X bietet die gleiche Leistung wie Intels Core i7-6900K und bringt die verwendete EVGA GeForce GTX 1080 FE ans Limit. Wer vornehmlich grafiklimitierte Spieletitel zockt, kann hier bei der Anschaffung einer CPU mit acht Kernen leicht 500 Dollar sparen, die auch in vielen anderen Programmen einiges an Gewicht in die Waagschale werfen kann (oder noch einmal 175 Dollar sparen und zu einem Quad-Core-chip greifen, mit dem sich ebenfalls sehr gut zocken lässt).
- 1 - Das Ryzen-Debüt
- 2 - AMD SenseMI Suite & XFR
- 3 - Die AM4-Plattform
- 4 - Overclocking und Test-Setup
- 5 - Power States und Cache-Tests
- 6 - Benchmarks: Ashes of the Singularity & Battlefield 4
- 7 - Benchmarks: Hitman, Project CARS & Metro: Last Light
- 8 - Ergebnisse: Desktop und Office
- 9 - Ergebnisse: Workstation
- 10 - Ergebnisse: Wissenschaftlich-technische Berechnungen und HPC
- 11 - Ergebnisse: Leistungsaufnahme und Abwärme
- 12 - Fazit
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