Prozessor Testberichte

Sparsamkeit gabs schon einmal: AMD FX-8370E im Test und mehr Effizienz dank angezogener Handbremse | Rückblick

AMD FX-8370E bei 4.5 GHz

4,5 GHz sind wie immer eine Art magische Grenze bei FX-Prozessoren, die man möglichst erreichen möchte. So auch in diesem Fall – ganz egal, ob es nun aus Effizenzsicht noch einen wirklichen Sinn ergibt oder auch nicht. Machbar wären mit Sicherheit auch noch viel höhere Werte und wir verraten auch, dass wir die 5-GHz-Schallmauer mit 1,4 Volt zumindest für den Windows-Start geschafft haben. Um dann aber auch langzeitstabil benchmarken zu können, sind aberwitzige 1,5 Volt fällig, deren Sinnhaftigkeit wir an dieser Stelle einfach anzweifeln. Deshalb ist in diesem Review auch bei 4,5 GHz Schluss, da die explodierende Leistungsaufnahme durch den immer kleiner werdenden Performance-Zuwachs kaum noch zu rechtfertigen ist. Wir schauen in Richtung FX-9590, erkennen den Zusammenhang und lassen es einfach sein.

1. Kernspannung (Vcore)

Voreingestellt waren im BIOS 1,315 Volt, was am Ende eine reale Kernspannung von 1,26 Volt ergibt. Auch wenn dieser Wert jetzt schon recht hoch erscheint – im Verhältnis zum gerade eben Beschriebenen ist er noch recht zurückhaltend, was die weitere Übertaktung wirklich ad absurdum führt.

2. Leistungsaufnahme

Mit 116 Watt für CPU und Spannungswandler liegt man noch gut im Trend, da auf die CPU selbst erfahrungsgemäß deutlich unter 100 Watt entfallen dürften und wir uns einmal mehr über das Board und fast 80 °C heiße Kühlkörper der Spannungswandler ärgern. Wenn mit diesem Prozessor wirklich höhere Übertaktungen ins Auge gefasst werden, sollte man besser Wert auf ein sparsameres und effizienteres Mainboard mit einem besseren Design legen.

3. Temperaturen

Uns verwundert auch nicht die Package-Temperatur von nur 47 °C, denn die Leistungsaufnahme ist immer noch relativ moderat. Die Temperatur unter dem Heatspreader liegt mit 53 °C kaum höher (Sensormessung), so dass wir der CPU selbst beim ziemlich massiven Overclocking noch eine einfache Kühlbarkeit bescheinigen können.

Die Infrarot-Aufnahme bringt es an Tag: Der massive Be Quiet! Dark Rock Pro 3 ist etwas überdimensioniert. Aber er agiert so souverän, dass man die beiden Lüfter kaum hört. 39 °C – an der Heatpipe, wohlgemerkt! – sind jedenfalls geradezu verschwindend wenig.

Eine Vergleichsmessung bestätigt dann auch, dass selbt im eingebauten Zustand weniger Geräusche entstehen, als die meisten Wasserpumpen gängiger AIO-Waserkühlungen allein erzeugen. Hut ab vor dem Kühler und der CPU, die (noch) mitspielt!

Effizienzbetrachtung und Zwischenfazit

Mehr Takt, mehr Spannung mehr Leistung? Jain, denn wenn man die einzelnen Kurven betrachtet, dann kristallisieren sich mehrere Dinge sehr klar heraus. Erstens ist die CPU, wenn man sie manuell auf 3,5 GHz übertaktet, bei gleicher Vcore ohne Änderung jeglicher Mainboard-Einstellungen bei fast gleicher Leistungsaufnahme leicht schneller, was wir dem Mainboard ankreiden müssen. Zweitens steckt der Sweet-Spot, also der Punkt, ab dem die Effizienz zu sinken beginnt, bei ca. 3,8 GHz. Und drittens sehen wir, dass sich ein sinnvolles Übertakten oberhalb von rund 4,2 GHz in Richtung sinnloser Verschwenung elektrischer Energie verabschiedet.

Wer den Sweet-Spot treffen möchte, der liegt bei 3,8 GHz und weniger als 90 Watt Leistungsaufnahme für CPU und Spannungswandler goldrichtig. Wer mehr Takt möchte und eine wenigstens lindgrün gefärbte Seele besitzt, der hört bei spätestens 4,2 GHz besser auf.  Die Hartgesottenen können 4,5 GHz noch locker nutzen, auch wenn dann mit der Erderwärmung mit circa 116 Watt dann schon deutlicher Vorschub geleistet wird.  Dann begeht man auch nicht den Fehler, den AMD mit den aktuellen Spitzenmodellen begeht, indem man Rechenleistung mit Gewalt erzwingt und die Leistungsaufnahme dabei glatt vergisst.

 

Kommentar

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DrDre

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248 Kommentare 98 Likes

Die liefen gar nicht schlecht. Ich hatte den 8320E, oc auf 4,2GHz noch bis vor ca 3 Jahren. Lief schön kühl und hat alles mitgemacht.

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Derfnam

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Sag mal: haste da über mir jetzt mehr abgesetzt als AMD damals von dem Prozessor?

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ChaosKopp

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Der Rückblick ist fast interessanter, als der zu erwartende Test.

Ein weiter Weg, den AMD überlebt hat seit Bulldozer.

Die neue CPU ist zwar für Spieler die interessanteste, aber man kann ja grob erahnen, wo diese performancetechnisch landet.

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Casi030

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Ich würde sagen bei gleicher Leistung 10Watt.:ROFLMAO:

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big-maec

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Rückblicke finde ich gut, hat mich daran erinnert, dass ich auch noch ein altes AMD AM3+ System habe.

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Gamer_One

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16 Kommentare 3 Likes

Hi,
Auf Seite 6. sind 2 Zahlendreher 3870E
- Auch die APU zeigt dem FX-3870E nämlich die Rücklichter
- dem FX-3870E in allen drei Taktstufen

Ich selbst hab nicht viel von den FX-CPUs gehalten, war da nur mit Intel zufrieden in der Zeit.
Habe aber als HTPC einen A10-7800 gehabt und immer noch im Schrank. Wobei das System nur mit dem entsprechenden Speicher auch schnell war (2R/DualRank/2133)

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LurkingInShadows

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220W, hat da ein Designer von AMD zu Intel gewechselt?

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eastcoast_pete

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1,698 Kommentare 1,031 Likes

Aus meiner Sicht eher ein leichter Gasfuß als eine angezogene Handbremse 😁. Die (Handbremse, wenn sie nicht ganz löst) kostet nämlich deutlich Sprit; eine Uralt Karre die ich als Student hatte war ein Beispiel dafür (Bowdenzug nachgeölt, dann war's wieder gut).
Aber - zurück zu CPUs- , gerade bei denen skaliert die Rechenleistung eben nicht linear mit dem Takt und Stromverbrauch. Sieht man ja wieder mit den Alder und Rocket Lake CPUs von Intel. Die letzten ~100 W die man da durchprügeln kann bringen nur wenige Prozent mehr Leistung.

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LurkingInShadows

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Festgerostete Trommelbremsen haben auch was nettes (nicht).

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Mr.Danger

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77 Kommentare 43 Likes

Zufälligerweise habe ich in der letzten Woche den original Artikel gelesen.
Ich habe hier auch noch ein 8370E in einem 2. System bei 4.45 GHz und 1.35V laufen. Der läuft mit einer meiner auf 170W gedrosselten RTX 3080TI bei B2042 bei ca. 400W und 35 FPS😜 Lastverhältnis CPU/GPU 100/40% 🦧

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eastcoast_pete

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1,698 Kommentare 1,031 Likes

Hatte ich glücklicherweise nie. Wenn die richtig festgerostet sind, hilft wohl nur noch: heiß machen - brachiale Gewalt (Hammer) - Kriechöl - mehr brachiale Gewalt usw.
Dafür war bei meinen Billig Kisten aber vieles andere ver- und durchgerostet. Aber, was soll man machen, wenn das Geld knapp ist; das vermisse ich auch nicht.

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iljalein

Neuling

1 Kommentare 1 Likes

Da kommt mit das alte Boockheizkraftwerk FX 8350 in den Sinn. Er lief bei mir mit 5,2 GHz und 1,55 V unter Wasser zu ca. 450 Watt an seiner Grenze. Schöne Zeiten.

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P
Pu244

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31 Kommentare 11 Likes

Naja, ich würde da viele Worte benutzen, aber "Effizienz" käme nicht vor. Zum Vergleich: der i7 3770K hatte eine TDP von 77W und hat damit alle FX 8000er vernichtend geschlagen.

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Aleister

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@Igor Wallossek
Na da hast Du für Deinen damaligen Test aber ein blödes Mainboard bekommen!!!
Der 8370E war eine hervorragende CPU, wenn man denn etwas über das Übertakten lernen wollte. Habe den mit einem guten Mittelklasse Mainboard unter einem sehr aufgeräumten Windows 10 System im Cinebench R15 einen Wert von 113, bzw. 110(denn wegen Spectre und Meltdown) im Single-Threaded Test entlocken können!!!
Und wir reden hier noch nicht über absurde Verbrauchswerte! Man musste nur beim HT bzw. Speichertakt ein wenig rechnen können, denn einen hatte er bei mir im Bios nicht umgerechnet, wenn man denn den BLCK angehoben hatte. Der eigentliche Trick bei der CPU war, mit dem BLCK, dem Multiplikator und dem HT Takt rumzuspielen ;-)
(Der HT Takt[+?da gabs glaub ich auch noch einen 2. Systemtakt?!] musste hoch bei dem Ding....das brachte Vorschub)
Dazu einen DDR3 Takt von ca. 2050-2200MHz und schon lief die Kiste ;-) die CPU lag dann so bei knapp unter 4450MHz. Auch konnte man unter Windows 10 schön die Abschaltung der Kerne und ein Runtertakten der CPU auf weit unter Basistakt hinbekommen. Das hat dem Cinebench R15 Test, wenn man denn alle Kerne getestet hat, auch keinen Abbruch getan. Klar haben Intel Cpu´s, zu ihrer Zeit, den armen kleinen Kerl in einiger Hinsicht geschreddert - doch war dieses Teil bis heute meine heimliche lieblings CPU.
Aber um fair zu bleiben muss ich zugeben, dass ich meinen 8370E erst kurz vor Erscheinen von Ryzen1 gekauft hatte.
Trotzdem cooler Artikel, der einige Erinnerungen daran weckte wie man aus einer CPU die annähernd beste Leistung rauskitzelt, ohne zum nächsten Fernwärmeerzeuger in der hiesigen Nachbarschaft zu werden ;-)
---Grüße---

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Klicke zum Ausklappem
Igor Wallossek

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10,485 Kommentare 19,651 Likes

Ein Kollege einer heute noch existierenden großen deutschen Webseite hatte sogar Brandblasen von Chipsetkühler dieses Drecksboards :D
Meine Haut war auch ab, als ich die Grafkkarte gewechselt habe und mit den Fingern auf genau diesen "Kühler" gekommen bin. 105 °C waren schon pervers...

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Aleister

Mitglied

19 Kommentare 3 Likes
Aleister

Mitglied

19 Kommentare 3 Likes

Naja, das erklärt auch recht gut, warum ihr damals nicht die internen Systemtakte in die Höhe katapultieren konntet. Wie warm soll so ein Chip noch werden?!!
Mit einem Mainboard wie dem ASUS M5A97 R2.0 gab es solche Probleme absolut nicht ¯_(ツ)_/¯

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T
Thomas2605

Mitglied

31 Kommentare 13 Likes

Interessant wäre wie sich so ein "quasi" 8-Kerner in heutigen Spielen und Anwendungen gegen seine damaligen P/L Konkurenten i5-4570 schlagen würde...
damals waren ja sogar die i5 durch die noch nicht so verbreitete Mehrkernunterstützung schneller...
Wenn ich Zeit finde versuche ich mal paar Benchmarks zu machen... Habe noch einen [email protected] mit einer GTX1060 laufen und auch noch einen i5-4570 und einen i7-6700 mit Boards im Schrank liegen...

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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