Zusammenfassung und Fakten-Check
Der Nachtest hat am Ende doch einige sehr interessante Erkenntnisse zu Tage gefördert. Diese sind im Wesentlichen:
- Messaufbau:
Die verwendete Messtechnik wäre generell in der Lage, recht genaue, stabile und auch reproduzierbare Messergebnisse beim Volumenstrom zu liefern, solange alle Parameter richtig gesetzt wurden und die Nutzung nach den festgelegten Richtlinien erfolgt, was größere Abweichungen ausschließt. Der Testaufbau kann jedoch im derzeitigen Ist-Zustand und mit den vom Tester übergebenen Komponenten keinen validen statischen Druck oberhalb 0.29 hPa ermitteln. Die Messungen der Schalldruckpegel müssen noch separat validiert werden. Der Allgemeinzustand des Aufbaus und der übergebenen Komponenten ist jedoch grundsätzlich zu bemängeln. So kann man mit empfindlicher Technik einfach nicht umgehen. - Varianz:
Der Messaufbau als solcher bietet außerdem zu viele Variablen, die durch unsachgemäße Arbeit (Nachlässigkeit und Fehler bei der Montage, Falscheingabe u.ä.) am Ende zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen können, die vom zu erwartenden Ergebnis mehr oder weniger deutlich abweichen können. - Vergleichbarkeit der Ergebnisse:
Aufgrund dieser Variablen im Messaufbau kann man die Werte im Zweifelsfall auch nicht mehr untereinander oder mit denen Dritter vergleichen. Das bedeutet beispielsweise, dass die Vergleichbarkeit bereits nicht mehr gewährleistet ist, wenn man einen Lüfter links testet und den nächsten rechts. - Strömungsgleichrichter:
Die Verwendung eines Strömungsgleichrichters ist durchaus hilfreich, wurde jedoch vom Tester in der Anwendung offensichtlich komplett missverstanden. Das Testen mit der Wabe muss man in der gegebenen Form somit grundsätzlich hinterfragen, denn wer baut schon in seinem Gehäuse einen solchen Strömungsgleichrichter gleich direkt hinter dem Lüfter ein? Des Weiteren ist auch das auch nur eine weitere, veränderbare Variable im Messaufbau. Wenn man schon mit einem Strömungsgleichrichter testen will/muss, dann muss dieser so verbaut sein, dass er keinen negativen Einfluss auf das Ergebnis nehmen kann. - Manipulationsmöglichkeiten
Es ist erschreckend zu sehen, dass ich nur zweimal kurz (und mit voller Absicht) in die Parameter der Messsoftware eingreifen musste, um ziemlich genau auf die Fabelwerte aus dem Apex-Artikel zu kommen. Dieser Umstand lässt mich allerdings daran zweifeln, dass es eine versehentliche Falscheingabe von Parametern des ehemaligen Testers war, denn man muss diese Werte eigentlich nur ein einziges Mal einstellen, und zwar bei der ersten Inbetriebnahme der Kammer und danach (bis auf den aktuellen Luftdruck) nie wieder. Außerdem müssen sie während der Messungen nicht nur einmal geändert worden sein, um die Ergebnisse so zu produzieren.
Testergebnis des Alphacool 120 mm Apex Stealth Metal Fan
Der Alphacool Apex Stealth Metal Fan liefert trotz seiner 3000 rpm nicht das, was wir alle im Artikel zur Lüfterrevolution gelesen haben und was auch Igor anhand der Unterlagen gutgläubig veröffentlicht hat. Die Werte für den Volumenstrom können, basierend auf meinen langen Messreihen, eigentlich nur über eine mutmaßliche Manipulation der Geräteeinstellungen erzeugt worden sein. Auch eine versehentliche Falschmontage ist auszuschließen, weil man solche Werte damit nicht provozieren kann. Für die ausgewiesenen Werte des statischen Drucks gibt es mit dem mir übergebenen Aufbau überhaupt keine theoretisch oder praktisch nutzbare Möglichkeit der Messung! Hier dürften, mutmaßlich, lediglich vom Testenden hochgerechnete Werte angegeben worden sein, die zudem verblüffend genau mit den ebenfalls falschen Messwerten des Volumenstroms korrelieren.
Wie genau es letztendlich zu den im Artikel veröffentlichten Ergebnissen kam, kann ich nicht mit letzter Gewissheit sagen, denn ich war ja nicht dabei. Somit wird die Wahrheit wohl für immer vor uns verborgen bleiben, zumal auch die Äußerungen des Testers via YouTube diesbezüglich keinerlei plausible Schlüsse zulassen. Fakt ist aber, dass ich die falschen Ergebnisse zumindest reproduzieren konnte. Allerdings gelang dies nur mit völlig falschen Messparametern und Vorsatz. Wobei auch da noch nicht einmal eindeutig klar ist, ob der Tester hier die Maximal- oder die Mittelwerte veröffentlicht hat.
Wenn man den Lüfter richtig montiert und mit fachgerechten Einstellungen des Anemometers misst, dann kann man auch mit diesem Messaufbau beim Ergebnis sehr nah bei den Werten liegen, die der Lüfter wirklich erzeugt und was mittlerweile auch von Dritten valide und professionell belegt wurde. Das kann man mit den echten Messprotokollen, die ich ja alle verlinkt habe, lückenlos belegen. Der entstandene Schaden, vor allem für Alphacool (und in geringerem Maße sicher auch für Igor), sollte einem beispielhaft vor Augen führen, wie wichtig fachgerechtes und ehrliches Arbeiten beim Testen, sowie eine lückenlose und saubere Dokumentation einschließlich Nachkontrolle sind.
Hier geht es um echte Vermögensschäden, aber auch um Imageverlust und die Zukunft der betroffenen Unternehmen. Der Alphacool 120 mm Apex Stealth Metal Fan hat jede Menge Potential, muss in der jetzigen Form aber anders positioniert werden, denn es ist wirklich kein schlechter Lüfter, der ohne Außenring sicher auch anders performt hätte. Auch unter diesem Blickwinkel muss man sich fragen, welche Entwicklung der Lüfter hätte nehmen können, wären korrekte Ergebnisse die Grundlage für die ganzen Iterationen gewesen. Da uns allen keine validen Messprotokolle des Anemometers aus dem Verlauf der Entwicklung seit 2022 vorliegen, ist auch das natürlich rein spekulativ, aber es bleiben nun einmal viele berechtigte Fragen offen.
Fazit
Igor hat im Zuge der Untersuchung meinerseits zum ersten Mal überhaupt korrekte Messprotokolle zum Apex gesehen. Auch Alphacool kannte diese nicht, sondern nur irgendwelche, mit Messdaten manuell gefüllten Excel-Tabellen, die keine Minimal-, Maximal- und Mittelwerte beinhaltet haben. Bereits hier wäre ich persönlich schon skeptisch geworden. Igor hat ja bereits seine Lehren aus den Umständen gezogen und seine Fehler inklusive notwendiger Konsequenz in seinem Statement veröffentlicht. Mehr muss man dazu auch nicht sagen, das war eindeutig genug.
Zum Messaufbau kann ich für mich persönlich sagen: Ja die Idee ist keineswegs falsch. Leider wurden bei der Umsetzung jeglicher FMEA-Gedanke und der Faktor Mensch vernachlässigt. Zu viele Variablen verderben am Ende das eigentlich valide Ergebnis und bieten den Nährboden für solche Fehler. Beabsichtigt oder nicht, das spielt am Ende gar keine Rolle mehr. Ein falsches Ergebnis bleibt falsch. Ich persönlich kann nur sagen, dass die ganze Situation am Ende nur eines hervorgebracht hat – jede Menge Unmut, Ärger und vergeudete Ressourcen auf allen Seiten. Bei den Lesern und Käufern, bei Igor und insbesondere bei Alphacool.
So wie der Aufbau jetzt ist, darf er auf keinen Fall bleiben. Schon allein deswegen, weil man beim Einbauen eines Lüfters schier die Krise bekommt, was bereits Fehler provoziert. Das Handling ist sehr schlicht und bescheiden, um es milde auszudrücken. Auch der Zusammenbau des Ganzen und vor allem sein Zustand nach der einjährigen Nutzung ist hart an der Grenze des Akzeptablen – frei nach dem Motto: Man war stets bemüht den Anforderungen gerecht zu werden. Auch die einfachsten Aufgaben konnten zudem nur unter der Hilfestellung fachkundiger Dritter umgesetzt werden. Das ließe sich an dieser Stelle noch beliebig fortsetzen. So knallhart muss ich es leider sagen, weil es eben die Fakten sind, auch wenn es vielleicht die Gefühle einiger Außenstehender verletzen mag. Aber Business ist Business, da zählen nur Fakten und Zahlen und man muss es wohl selbst gesehen (und gerochen) haben, um meinen Unmut zu verstehen.
Ausblick
Ein Wasserkühlungssystem, wo die Lüfter ihre reale Performance zeigen müssen, ist bereits in Vorbereitung. Auf diesem System wird die Plausibilität geprüft. Ähnlich wie es Roman gemacht hat. Sobald der Aufbau steht, wird es was zum Lesen geben. Des Weiteren würde ich persönlich die aktuelle Kiste gerne in den Ruhestand schicken. Wir brauchen einen valideren Messaufbau, den Igor wiederum selbst finanzieren wird. Dazu habe ich eine Idee zur Diskussion mitgebracht:
Das Thema Lüfter-Tests wird zukünftig nicht bei mir stattfinden, das ist sicher. Igor und ich haben schon eine wirklich befähigte Person ausfindig gemacht, die das übernehmen wird. Das Gute daran ist, dass diese Person bei mir um die Ecke wohnt, ich ihn seit 2015 kenne und auch die örtlich gut realisierbare, direkte Kontrolle ausüben kann. Ich werde natürlich das Projekt weiter unterstützen, bis der Messaufbau validiert ist. Alles weitere kommt dann zum gegebenen Zeitpunkt.
Bis dahin wird es aber noch etwas dauern. In der Zwischenzeit werde ich noch ein paar Tests machen, um das Thema Druckmessung noch nachzureichen sowie die Lautstärke gegentesten. Tim Kutzner druckt mir gerade optimierte Trichter aus einem speziellen Material, mit denen ich eine bessere Abdichtung gewährleisten kann. Ein neues Brett brauch ich auch noch, aber das sollte kein Problem sein. Außerdem steht ja perspektivisch auch noch der komplette Neubau an. In diesem Sinne, bis später im Forum…
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Mein Dank geht an der Stelle an Alphacool, die natürlich genauso an der Aufarbeitung interessiert waren. Der Noctua NF-F12 sowie weitere Lüfter wurden mir von Alphacool kostenlos, ohne Einflussnahme und ohne Auflagen für diese Aufarbeitung zur Verfügung gestellt.
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