“North Star”, das zweite Kapitel von “Alan Wake 2: Night Springs”, stellt aus meiner Sicht einen geringfügigen Rückschritt dar, auch wegen seines surrealen, offenen Endes und all den Fragen, die es aufwirft.
In diesem Kapitel kehrt übrigens Jesse Faden, die Protagonistin aus “Control”, zurück, als sie in Coffee World ihren entfremdeten Bruder sucht, der anscheinend von einem Kult entführt wurde. Da dies aber ein alternatives Universum ist, hat sie nicht alle Kräfte aus ihrem Spiel, aber es ist dennoch ein Genuss, ihre einzigartige Art von Voiceover zu hören, wie sie auf die Welt von Alan Wake reagiert.
In dieser Episode entdeckt sie eine seltsame, kaffeebasierte Verschwörung im berühmten Themenpark der Kosekla-Brüder. Es ist eine klassische Mischung aus Seltsamkeit und Bedrohung, die Remedy wirklich perfekt beherrscht, und sie spielt sich mit einigen unterhaltsamen narrativen Wendungen und Drehungen ab. Gegen Ende gibt es sogar eine kleine Variation der Spielmechaniken, die für ein spannendes Szenario sorgt. Diese Episode fühlt sich am meisten im Einklang mit der Stimmung des Hauptspiels an, insbesondere mit Sagas Abschnitten, fügt aber eine gesunde Dosis “Control”-Flair hinzu, um das Ganze zu versüßen. Und gestorben werden kann natürlich auch. Die beiden Kaffeekannen am Schluss sind durchaus würdige Endgegner.
Dieses Kapitel ist das kürzeste der “Night Springs”-Episoden und konzentriert sich hauptsächlich auf Rätsel und Erkundung. Es gibt einige nette Tricks und ein sehr cooles Stealth-Segment, aber Jesse bleibt eher im Hintergrund. Aber es spoilert ganz offensichtlich auch etwas Control 2 an, hoffen wir es mal. Womit wir endlich bei Teil 3 angelangt wären.
“Time Breaker”, das letzte Kapitel von “Alan Wake 2: Night Springs”, ist ein wesentlich stärkerer Beitrag im Kanon von Alan Wake, der trotz aller Surrealität Auswirkungen auf dieses und andere Universen zu haben scheint. Es scheint zunächst eine Fortsetzung für Sheriff Tim Breaker zu sein, doch tatsächlich tritt der Schauspieler Shawn Ashmore als fiktionalisierte Version seiner selbst auf, der mit dem Regisseur Sam Lake von “Poison Pill Entertainment” an einer neuen Multimedia-Videospielfranchise arbeitet.
Es ist die meta-reichste von allen drei Teilen, mit Anspielungen, wenn auch nicht offensichtlichen Verweisen, auf “Quantum Break”. Man führt „den Schauspieler“ durch viele verschiedene Universen, einschließlich eines Stopps im ikonischen Oceanview Hotel, und durchquert überraschende Genres auf seinem Sprung. Obwohl viel von dem klassischen Taschenlampen- und Gewehr-Spielprinzip, das wir gewohnt sind, dabei ist, warten einige interessante Variationen des Gameplays auf einen in diesem Kapitel, die am besten ungespoilert bleiben. Es ist aufregend und kreativ, führt einen immer an unvorhersehbare Orte.
Natürlich ist das alles nur eine Fassade für etwas viel Tieferes und Dunkleres, da Ashmore in eine multiversale Geschichte verwickelt wird, in der eine seltsame, dunkle Kraft seine Alter Egos jagt und in jedem Universum tötet. Jesse Faden taucht auf, um vor einer kommenden Dunkelheit zu warnen, und es wird auf “Quantum Break” in ihrem Auftreten Bezug genommen. “Time Breaker” ist ein unglaubliches, lebendiges Erlebnis und schließt die DLC-Erweiterung “Night Springs” ab. Obwohl es keinen großen narrativen Zusammenhang zwischen allen Kapiteln gibt, ist “Night Springs” dennoch eine folgerichtige und gut umgesetzte Erweiterung von “Alan Wake 2” und seiner Meta-Erzählung.
Aber ja, oder aber besser doch nicht? Mein Fazit!
Es gibt aber auch ein kleines Aber: Die Wiederverwendung von bekannten Levels war ein kleiner Dämpfer für mich, da ich naiverweise erwartet hatte, neue exotische Orte zu erkunden – so wie in den DLCs von “Control”. Aber natürlich hat Remedy mit ein paar kleinen Tricks alten Wein in neuen Schläuchen serviert und die bekannten Welten frisch und von bonbonfarben bis rabenschwarz neu lackiert. Ein Highlight war die rosarote Farbpalette, die den gesamten Bereich von “Number One Fan” in ein Instagram-taugliches Pink tauchte, und die zusätzlichen Spooky-Elemente in Coffee World, die noch eine Schicht Grusel auf eine bereits dunkle Ebene auftrugen. Wer da vor einem OLED sitzt: viel Spaß im Nichts!
Offensichtlich hatte Remedy mit “Night Springs” einfach nur einen Heidenspaß. Die Vielfalt der Genres, die erkundet wurden, erlaubte es ihnen ganz offensichtlich, ihre kreative Muskeln zu spielen und sich in dem zu sonnen, was sie am besten können: Weltenbau und Storytelling. Es ist vielleicht ein wenig enttäuschend, altbekannte Gebiete wiederzubeleben, aber bei so einem charmanten Überzug aus Zuckerglasur oder Grusel kann man nicht wirklich böse sein. Wenn man ein Fan der Welt und der Charaktere von Alan Wake bist, wird man es also galant ertragen können. Die Geschichten sind allesamt amüsant genug, dass ich diesen DLC jedem empfehlen würde, der noch ein bisschen mehr von diesem typischen Remedy-Zauber erleben möchte. Immer vorausgesetzt, die Hardware macht nicht schlapp.
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