System-Setup
Mit was vergleicht man eigentlich eine mobile Workstation, die eigentlich ein ganz normales Consumer-Notebook mit zusätzlich integrierter, mobiler Quadro-Grafik ist? Der verbaute Intel Core i7-7700HQ unterstützt keinen ECC-Speicher und auch sonst ist die Ausstattung zwar Workstation-like, besteht aber fast ausschließlich aus normalen Consumer-Komponenten.
Um bei der CPU wenigstens ansatzweise vergleichbar zu bleiben, haben wir uns einen Intel Core i7-7700T besorgt, dessen Basistakt mit 2,9 GHz nur minimal höher ausfällt und dessen Turbo-Takt ebenfalls bei 3,8 GHz endet. Gekühlt wird mit dem Standard-Boxed-Kühler. Dazu haben wir 32 GB DDR4 2400 genutzt und setzen dabei auf unspektakulären Kingston Value RAM. Als Basis dient ein MSI Z270 Gaming M7, bei den Datenträgern nutzen wir eine 512 GB große M.2 Samsung 960 Pro als NVMe-Version.
Quadro P4000 Max-Q | Quadro P4000 Desktop |
Als vergleichbare Grafiklösung setzen wir auf eine dedizierte Quadro P4000 und eine Quadro P2000 von Nvidia. Die im Notebook verbaute Quadro P4000 taktet etwas niedriger und auch der Speicher muss auf 400 MHz verzichten, was ja automatisch auch zur Verringerung der Speicherbandbreite führt. Inwieweit die Karte dann bei der Performance Federn lassen muss, sehen wir gleich noch. Die Quadro P2000 setzt auf einen GP106 statt des GP104 und rundet das Bild ab. Rein informativ ist auch die integrierte Grafik der Intel-CPU in Form der HD Graphics 630
Quadro P2000 Desktop | Intel HD Graphics 630 |
Benchmark-Auswahl
Wir verzichten bewusst auf die üblichen Standard-Synthetics, zumal ja bei den Grafikinhalten totoptimierte Treiber für fast schon bizarre Verfälschungen sorgen. Gaming fällt genauso aus, wie die üblichen Verdächtigen im Compute-Bereich. Stattdessen setzen wir auf lizensierte und zertifizierte Workstation-Anwendungen und -Suiten, denn wer nur Filme generiert oder mit DirectX-basierten Anwendungen hantiert, ist in der Consumer Ecke besser und vor allem auch preisgünstiger aufgehoben.
Als Gegenstück platzieren wir mit der P2000 und P4000 zwei dedizierte Quadro-Workstationkarten von Nvidia, wobei die mobile Quadro P4000 Max-Q laut Datenblatt dazwischen liegen dürfte – eher mit der Tendenz zur Quadro P4000 hin. Doch es ist ja das Schöne an echten Anwendungen, dass oft erst alle Komponenten im direkten Zusammenspiel miteinander ein objektives Gesamtbild ergeben. Und es kommt oft anders, als man denkt.
CPU-lastige 2D-Grafikausgabe
Um einige der späteren Ergebnisse besser verstehen zu können, stellen wir einen guten alten Bekannten voran. Mit unserem GDI/GDI+-Benchmark testen wir zunächst noch einmal zwei unterschiedliche Ausgabemethoden für 2D-Objekte, wie man sie zum einen in älteren Anwendungen und auch Druckausgaben findet und wie sie heute noch in gleicher oder abgewandelter Form für die Darstellung der meisten Benutzeroberflächen und beim Drucken genutzt wird.
Betrachten wir das direkte Schreiben auf einen Device. Hier nutzt der Grafiktreiber die CPU ziemlich extensiv, jedoch überwiegend nur mit wenigen Threads. Schließlich gibt es ja seit der Einführung der Unified-Shader-Architektur keine echte 2D-Hardwarebeschleunigung mehr und auch das Windows-Treiber-Modell ist diesbezüglich eine echte Bremse. Da hier jede einzelne Aktion komplett durchs ganze System laufen muss, ist es auch ein sehr gutes Abbild der Systemperformance an sich, die das Chipset mit einschließt:
Jetzt bringen wir den Speicher mit ins Spiel und nutzen die einzige verbliebene 2D-Funktion in Hardware: das Umkopieren der im Speicher erstellten Grafik an den Ausgabedevice. Wir absolvieren exakt die gleichen Abläufe, zeichnen jedoch zunächst in eine virtuelle Bitmap und nicht auf den Monitor. Erst die komplette Grafik blitten wir dann an das Ausgabegerät. Jetzt spielt die Grafikkarte die entscheidende Rolle und die CPU tritt etwas in den Hintergrund.
Der 2D-Test in AutoCAD 2017 offenbart zudem jegliche Schwächen bei der IPC-Performance. Damit ist dieser Test eigentlich nichts anderes, als die praktische Umsetzung und logische Weiterführung unser beiden vorangegangenen synthetischen Tests.
Eines unserer getesteten Programme ist Solidworks von Dassault Systemès. Man sieht beim CPU-Composite sehr deutlich, dass sowohl Single- als auch Multithread-Szenarien mehr oder weniger stark beeinflusst werden, obwohl auch Rendering-Ergebnisse ins Gesamtergebnis einfließen. Die Grafikkarte selbst spielt somit auch eine gewisse Rolle, wobei die CPU natürlich im Fokus steht.
Das Gleiche gilt im Prinzip auch für Creo 3.0 von PTC. Immerhin ist es, wie Solidworks auch, nun mal eine exemplarisch wichtige Standardsoftware im Entwicklungsbereich.
Der CPU-Composite für das 3ds Max ist deutlich unabhängiger von der Grafikleistung und zeigt sehr schön den Performance-Vorteil des PC-Systems mit dem Core i7-7700T. Lediglich die fußlahme Intel-iGP zieht das Ergebnis in deren Durchlauf komplett ins Kellergeschoss.
Kommen wir nun zu einem sehr CPU-lastigen Programm, das gegensätzlicher nicht sein könnte. Wir benchmarken das System mit einer auf langjährigen Wetterdaten und Sonnenständen basierenden Verschattungs- und Ertragsberechnung einer komplexen Photovoltaik-Anlage, die auch auf mögliche Betriebsfehler und Leistungsabfälle eingeht. Insgesamt acht Threads lasten das System fast zu 100% aus, wobei die grafische 3D-Ausgabe der jeweiligen Zwischenergebnisse nur geringfügigen Einfluss hat. Das Notebook hat eindeutig das Nachsehen.
- 1 - Einführung, technische Daten und Details
- 2 - Tear Down, Komponenten und Kühlsystem
- 3 - Benchmarks: 2D und CPU-lastige Szenarien (Compute Rendering)
- 4 - Benchmarks: Komplexe Workloads und Suiten
- 5 - Benchmarks: Grafik-lastige 3D-Szenarien (OpenGL)
- 6 - Leistungsaufnahme, Laufzeit und Geräuschentwicklung
- 7 - Temperaturen, Takt und Infrarotmessung
- 8 - Zusammenfassung und Fazit
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