Spannungen und Takt
Wir wissen bereits, dass die Radeon RX Vega64 von AVFS deutlich profitiert, weil die Telemetrie bestrebt ist, ein mögliches Gleichgewicht zu wahren. Wir sehen, dass z.B. die Werte bei den beiden Durchläufen mit maximalem Power Limit ohne manuelle Spannungsänderung erwartungsgemäß fast deckungsgleich übereinanderliegen. Die anderen drei Werte sind hingegen viel interessanter.
Deshalb haben wir diese in einer zweiten Grafik noch einmal zusammen dargestellt und verglichen. Wo die Karte samt AVFS im “Balanced Mode” ihrer Regelwut noch uneingeschränkt nachkommen kann, interessieren uns jetzt die beiden Werte, die wir bei einer Spannungsvorgabe von 1,0 Volt messen konnten.
Während sich bei maximiertem Power Limit nämlich wirklich ca. 1 Volt im Durchschnitt ergeben, ist das Verhalten der Radeon Vega64 beim Standard-Power-Limit geradezu paradox! Sie übervoltet nämlich plötzlich auf deutlich höhere Werte als im Automatik-Modus und kann auch die Absenkungen bei wechselnder Last nicht mehr so filigran vornehmen.
Die effektive Spannung über die gesamte Laufzeit liegt somit nicht nur deutlich oberhalb (der voreingestellten) 1,0 Volt, sondern auch noch deutlich über der Effektivspannung des Balanced Mode!
Trotzdem hat exakt dies negative Auswirkungen auf den Takt. Wir sehen sehr deutlich, dass unsere Spannungsvorgabe ohne Anhebung des Power Limits geradezu kontraproduktiv wirkt, weil sie die komplette Telemetrie völlig unkoordiniert aushebelt. Im Gegenzug kann man erstaunt vermerken, wie genau die gleiche Vorgabe bei maximalem Power Limit plötzlich brauchbare und vor allem auch stabile Taktraten erlaubt, die nur knapp unter dem liegen, was die Automatik mit deutlich höherer Leistungsaufnahme hinzaubert.
Die erste Schlussfolgerung dieses Tests lautet somit, dass ein manuelles Untervolten durch die Vorgabe einer gerade noch stabil arbeitenden Spannung ohne signifikante Anhebung des Power Limits überhaupt nichts bringt, sobald man die Temperatur als störenden Faktor ausklammern kann. Die manuelle Verringerung des Power Limits ohne manuelles Untervolten ist somit jederzeit vorzuziehen (z.B. Verwendung des “Save Mode”). Der Rest ist eine Urban Legend.
Leistungsaufnahme in Detail
Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf, betrachten wir nun die Leistungsaufnahme. Zunächst fällt positiv auf, dass es AMD endlich gelungen ist, die Leistung im Idle signifikant abzusenken. Die gemessenen 11 Watt sind mittlerweile im Bereich der GeForce GTX 1080 FE, was einen deutlichen Zugewinn und eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Launch-Zustand darstellt.
Was wir nun auch in Balken bestätigt finden, ist die Sinnlosigkeit des manuellen Untervoltens bei normalem Power Limit. Wir sparen nämlich keine zwei Watt, büßen aber deutlich an Takt ein. Diesen Umstand und dessen Auswirkungen auf die Gaming-Performance werden wir später bei der Effizienzanalyse noch einmal genauer hinterfragen.
Viel interessanter sind jedoch die weiteren Werte, bei denen uns die untervoltete Version bei maximalem Power Limit am positivsten überrascht hat. Auch dieser Wert belegt unsere Aussage, dass sich Untervolten, wenn man es denn überhaupt so nennen kann, erst in den oberen Grenzbereichen des Power Limits positiv auswirkt. Die Gründe für AMDs großzügige Spannungszugabe sind wohl eher beim großzügigeren Binning zu suchen, wo es durch diesen Kniff zu einer etwas höheren Ausbeute an Chips kommen dürfte.
Anhang: Die Verläufe der Leistungsaufnahme
Wir haben nun noch einmal alle fünf Messungen in aufsteigender Reihenfolge der Leistungsaufnahme einsortiert und stellen diese als Verlaufskurven dar.
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