Noch nie gab es für die Realisierung kleinster, aber sehr leistungsfähiger Systeme so viele Offerten an ITX-kompatiblen Grafikkarten wie gerade jetzt. Die Palette reicht dabei von der Einsteiger- und Mittelklasse bis hin zur unteren Oberklasse bzw. Oberklasse – je nach Standpunkt des Betrachters. Die Preise reichen dabei von ca. 160 Euro bis 335 Euro für die Nvidia-Karten und von 185 bis 600 Euro für die AMD-Karten.
Damit ist der Einstieg in kleine und schnelle Systeme durchaus günstig, denn vor allem bei den von uns getesteten Karten von Gigabyte handelt es sich nicht um aufgepeppte Gaming-Karten, bei denen man allein für den Begriff als solchen schon einen Aufschlag zahlen muss, sondern eigentlich um Low-Cost-Lösungen für Systemintegratoren, die es irgendwie auch in den Einzelhandel geschafft haben. Dass der Hersteller sie aus – zumindest aus unserer Sicht falsch verstandenen – Image-Gründen eher nicht bewirbt ist schade, denn gerade für solche kleinen Projekte sind sie oftmals die bessere Wahl.
Im OEM- und SI-Business zählen nicht nur Preis und Abmessungen, sondern vor allem durchdachte Lösungen und eine gewisse Haltbarkeit. Schließlich sind gerade die massenhaft gebauten Fertig-PCs nicht gerade mit Gehäusen der Airflow-Weltmeisterklasse gesegnet, sondern eher räumlich gesehen total verbaut und zugestopft. Was dort hält, schafft es auch in der ITX-Parallelgesellschaft – garantiert.
Die AMD-Empfehlung: Sapphire Radeon R9 380 ITX Compact
Am Ende wird für die breite Masse die psychologisch wichtige Marke von 200 Euro nicht fallen dürfen, so dass nur zwei Grafikkarten wirklich ins Raster passen. Wer auf AMD-Silizium steht, für den führt kein Weg an der Sapphire Radoen R9 380 ITX Compact vorbei, auch wenn sie von allen hier getesteten Karten am schwierigsten zu kühlen sein dürfte.
Dem unverändert übernommen Kühler, der schon auf der Sapphire R9 285 Compact seinen Dienst versah, ist die erneute Taktsteigerung als R300-Serie nicht wirklich gut bekommen, denn die Karte stößt recht oft an ihre thermischen Grenzen. Wir empfehlen sie jedoch trotzdem, denn alles ist mit ein wenig Planung zu beherrschen und wenn wir ehrlich sind: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist das mit Abstand beste im Testfeld.
Die Nvidia-Empfehlung: Gigabyte GeForce GTX 960 Mini OC
Ein ungefähr gleicher Preis wie die Sapphire-Karte, jedoch bei der Performance oft einen kleinen Tick hinter der Radeon R9 380 – so stellt sich Maxwell erst einmal hinter GCN an. Wenn es jedoch um Leistungsaufnahme, Abwärme und Lautstärke geht, dreht sich das Bild komplett. Sucht man wirklich eine vertretbare Lösung für das heimische Wohnzimmer, dann führt an der Gigabyte GeForce GTX 960 Mini OC (fast) kein Weg vorbei.
Beide hier empfohlenen ITX-Grafikkarten ermöglichen entspanntes Gaming bei Full-HD-Auflösung mit höheren Grafikeinstellungen, ohne dass man dabei den finanziellen Kollaps erleiden dürfte. Letztlich ist es eine reine Kopf-Entscheidung, denn es ginge ja bei beiden Chip-Herstellern auch noch eine Stufe höher. Dass wir diese Karten nicht empfehlen, liegt auch nicht daran, dass sie nichts leisten würden, sondern dass man sie sich ja erst einmal leisten können muss – und genau da wird für viele der Sinn schnell in Frage gestellt. Vor allem die Radeon R9 Nano ist einfach zu teuer, um sie in solch einem Projekt massenkompatibel zu verplanen.
Fazit
Klein ist sexy, keine Frage. Man muss nicht dem Megaübermonster-Tower zusammenschrauben, um auf recht hohem Niveau spielen zu können. Angefangen von Mainboard und CPU bis hin zu CPU-Kühler, Netzteil und Gehäuse gibt es mittlerweile so viele interessante Kaufobjekte, dass der geneigte und gewillte Bastler schon fast den Überblick verlieren könnte. Nur bei den passenden Grafikkarten herrscht nur all zu oft noch Ratlosigkeit.
Wir wollten mit diesem Artikel deshalb ein wenig Licht ins Dunkel bringen und vielleicht auch den einen oder anderen zum Selbstbau animieren. Es muss wirklich nicht immer der überteuerte Cube für Full-Size-Karten sein – es geht auch kleiner. Definitv.
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