Der sparsame und der geizige Joe: zwei Enermax-Brüder mischen Stand-By-City auf
Der Auftritt erfolgte unspektakulär, aber zukunftsweisend. Wir erinnern uns: ErP (Lot 6) der Energiesparrichtlinen, verlangt einen maximalen Stand-By-Verbrauch von weniger als 1 Watt. Und so bekommt der geizige Joe über Nacht als abgeänderter Nachfolger den ErP-Gütestempel, während sein sparsamer Bruder, der bereits seit einiger Zeit im Archiv sein Lager aufgeschlagen hatte, neidisch in die Abendsonne der Energiesparlampe schaut. Die Rede ist von der Modu 82+ II Serie von Enermax, die zur Durchsetzung der Richtlinien mittlerweile auf das Niveau der Forderungen für das Jahr 2010 angepasst wurde. Das Schöne an der ganzen Aktion: wir testen zwei eigentlich identische Netzteile und extrahierten den einzigen Unterschied in meßbaren Zahlen: den gesenkten Stand-By-Verbrauch.
Der geizige Joe (links) und der sparsame Joe (rechts)
Enermax gehört neben einigen anderen Netzteilanbietern zu den Protagonisten der schnellen Umsetzung der Energiesparrichtlinien. Auch wenn der Anschaffungspreis über dem einfacher Budget-Geräte liegt – die Dokumentation und die Verfügbarkeit eindeutiger Informationen war und ist beispielgebend. Qualität hat ihren Preis, den wir im Bezug auf Transparenz und Produktkennzeichnung auch gern zahlen – natürlich nur, solange sich der Vorteil unterm Strich auch rechnet.
Die Brüder treffen auf den gemeinen Stromklau – der Showdown
Betrachten wir die nachfolgenden Diagramme, die eigentlich bereits ohne Kommentar für sich allein sprechen:
Die Daten und Verbräuche haben wir mit dem Voltcraft SBC-500 von Conrad Electronic gemessen. Dieses erstaunlich preiswerte Gerät wurde speziell für das Aufspüren von Stand-By-Verlusten entwickelt und misst den tatsächlichen Verbrauch sogar im Milliwatt-Bereich ausreichend genau. Dies als Tipp an alle, die noch nach einem Spürhund für die elektrischen Groschengräber suchen, der seinerseits nicht teurer als 25 Euro sein darf.
Rechnen wir noch einmal nach:
Hardwaremania:
• 14 Stunden Stand-By * 16 Watt = 224 Wh
• 2 Stunden Idlebetrieb * 72.1 = 144.2 Wh
• 5 Stunden Normalbetrieb * 102.5 = 512.5 Wh
• 3 Stunden Lastbetrieb * 136.4 = 409.2 Wh
Gesamt: 1,29 kWh/Tag * 365 Tage * 0,22 Ct = 103.59 Euro
Enermax Modu82+ II:
• 14 Stunden Stand-By * 5.4 Watt = 75.6 Wh
• 2 Stunden Idlebetrieb * 63.2 = 126.4 Wh
• 5 Stunden Normalbetrieb * 90.5 = 452.5 Wh
• 3 Stunden Lastbetrieb * 120.5 = 361.5 Wh
Gesamt: 1.02 kWh/Tag * 365 Tage * 0,22 Ct = 81.91 Euro
Enermax Modu82+ II ErP:
• 14 Stunden Stand-By * 0.8 Watt = 11.2 Wh
• 2 Stunden Idlebetrieb * 62.8 = 125.6 Wh
• 5 Stunden Normalbetrieb * 89.9 = 449.5 Wh
• 3 Stunden Lastbetrieb * 120.5 = 361.5 Wh
Gesamt: 0.95 kWh/Tag * 365 Tage * 0,22 Ct = 76.29 Euro
Errechnet man die Differenz, so spart man man mit dem ErP-Gerät im Vergleich zum Billig-Netzteil pro Jahr ca. 27,30 Euro ein, in 5 Jahren ergibt sich dann schon eine erkleckliche Summe von 136,50 Euro. Weit mehr, als ein vernünftiges Netzteil für diese Leistungsklasse je gekostet hätte. Falls dieses minderwertige Teil überhaupt so lange überlebt. Auch der Vergleich der beiden Joes ist nicht ohne: 28 Euro liegen zwischen den Brüdern. Ebenfalls mehr, als die Differenz im Einkauf.
Netzteil + Mainboard = ErP-System
Ein Netzteil mit “ErP ready” Aufdruck allein reicht natürlich nicht aus, denn es wird immer das liefern, was das Mainboard abfordert. Nur ein ErP-konformes Mainboard kann gemeinsam mit dem geeigneten Netzteil zu einem ErP-konformen System assembliert werden. Im Umkehrschluss liegt also auch ein geeignetes Mainboard erst einmal auf Eis, falls das Netzteil nicht mit mitspielt. Im Falle des Off-Modus lässt sich der Rechner also nur noch über den Netztaster einschalten, da alle USB- und PS2-Anschlüsse spannungslos sind, sowie die WOL-Funktion (Wake-On-Lan) deaktiviert wurde. Zusätzlich sollte das Netzteil laut Intel-Spezifikation im 5-Volt Bereich bis 100 mA eine Effizienz von über 50% aufweisen, so dass bei 500 mW abgerufener Leistung weniger als 1 Watt aus dem Netz gesaugt wird.
Böse Falle: Boards mit deaktivierten Standardeinstellungen
Nicht jedes Mainboard bietet die standardmäßige Aktivierung dieser Stromsparfunktion in den Ausgangseinstellungen (default settings). Nachfolgend zwei Beispiele aus einem BIOS, wie die betreffende Funktion aussehen könnte. Im Zweifelsfall hilft natürlich auch das Handbuch weiter.
- 1 - Einführung
- 2 - CE-Zeichenschwindel mit China-Export
- 3 - Praxistest: Katastrophe Office-PC
- 4 - Praxistest: einmal mit und einmal ohne ErP
- 5 - Online-Shops im Test:
- 6 - VV-Computer: Bei Mail Anruf samt Theorie
- 7 - Planet4One: die Pauschal-Kompatiblen
- 8 - CSV-Computer: das gibts doch (gar) nicht
- 9 - NorskIT: Wir sind billig, also nicht willig.
- 10 - Hardwareversand: Wissen ja, aber...
- 11 - Alternate: Kundenkonto statt Auskunft
- 12 - Mindfactory: Schraps hat den Hut verloren
- 13 - PCAnymore: Chef antwortet selbst
- 14 - Atelco: Seltsames Gleichnis und 80+ = Erp?
- 15 - Aussitzer: diese Shops schweigen komplett
- 16 - Mit Hilmar im Media Markt
- 17 - Fazit: Hersteller Top, Handel Flop und ein Ratschlag von
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