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Roundup: Thermalright TF4, TF7, TF8, TF9 und TFX im Test – Wärmeleitpaste von Fließestrich bis Bunkerbeton

Thermalright TF4

Die TF4 ist aus meiner Sicht eine recht schwache Paste, auch wenn die Bulk-Wärmeleitfähigkeit einigermaßen stimmt. Im Bild 3 sehen wir auch nach 20 Zyklen bis 120 °C eine noch schmierfähige und auch nur leicht angetrocknete Paste, die sich trotz der 20 Zyklen noch besser anfühlt, als viele andere Wunderpasten. Die Performance ist unteres Mittelfeld, aber man hat sich beim Marketing und dem Preis auch nicht so extrem verhoben wie viele Pasten, die mit Feenstaub und UFO-Granulat werben. Trotzdem würde ich statt der TF4 lieber die TF7 verwenden, wenn es etwas arg Günstiges von Thermalright sein soll. Einfach deshalb, weil sie einen solideren Eindruck hinterließ und für nur einen klitzekleinen Aufpreis bereits im guten Mittelfeld verortet ist.

Thermalright TF7

Diese preiswertete Paste performt besser als die  dünnflüssige TF4 und wird wohl auch länger halten. Ja, sie ist nicht so fluffig wie die TF4 und der Anwender muss sich sicher auch etwas mehr Mühe beim Applizieren geben, wird aber mit einer deutlich besseren Performance und Konsistenz auf längere Zeit hin belohnt. Optisch erinnert die Paste eher an die Corsair XTM70, ist jedoch nicht ganz so leistungsfähig. Dafür aber deutlich billiger und völlig ausreichend. Mehr muss man dazu nicht schreiben, denn außer der unzeitgemäßen Kunststofftüte gibt es nichts an der Paste auszusetzen. Ok, die Angabe von sportlichen 12.8 W/(m·K) ist auch arg Märchen-lastig, aber an dieser Marketing-Lüge wird die Paste nicht scheitern. Kategorie: Kann man durchaus machen.

Thermalright TF8

Die Thermalright TF8 ist in Bezug auf die thermischen Eigenschaften aktuell mit das Beste, was ich testen konnte und sie liegt punktgenau auf der von mir erwähnten Grenze von 5W/(m·K), wo sie sich dann auch mit der DOWSIL TC-5888 und der DOWSIL TC-5550 (fast) trifft. Man kommt hier eigentlich bei einer Silikon-basierten Paste auch nur noch höher, wenn man sie noch viskoser macht, als sie ohnehin schon ist. Nur kann das dann keiner mehr verarbeiten. Ja, ich gebe zu, ich war überrascht, wie gut diese Paste abliefert, aber T-Global als mutmaßlicher Urheber ist durchaus keine schlechte Adresse, auch wenn die selbst nichts herstellen.

Im Rahmen des Preises ist sie wirklich eine Empfehlung, wobei ich trotzdem unerfahrene Anwender warnen muss, wenn es darum geht, wirklich dünne Schichten hinzubekommen. Diese Paste benötigt echte Skills, so dass sie in Bezug auf die Verarbeitung weit hinter den sehr guten Pasten von Dow Chemical zurückfällt. Die neuere TC-5550 wird voraussichtlich spätestens ab Anfang Oktober auch durch ein neues Brand in Deutschland angeboten, so dass man hier entscheiden muss, was man sich am Ende selbst zutraut und was man bezahlen möchte. Doch sei es, wie es sei, einen Versuch ist diese Paste wirklich wert.

Thermalright TF9

Das mit der Quelle und T-Global trifft auch hier zu, allerdings ist diese Paste für die meisten Anwender und Anwendungen bereits zu viskos. Die Mehrperformance gegenüber der TF8 ist überschaubar, der Schwierigkeitsgrad aber viel zu hoch. Ich kann vor dieser Paste im normalen PC-Alltag nur warnen, auch wenn sich sicher einige Wenige an dieser Aussage stören dürfte. Wer weiß, worauf er sich einlässt, kann es ja machen, aber allein der grobe Mahlgrad der Aluminiumoxid-Partikel schreckt mich komplett ab. Für den Normalverbraucher kann man hier bereits eine Kaufwarnung aussprechen, denn der Misserfolg ist quasi fast immer vorprogrammiert.

Thermalright TFX

Wie macht man Beton noch härter? Die TFX ist die brettharte Antwort und eine Paste, von der man nur abraten kann, wenn man kein performantes Putty im Bereich zwischen 200 und 500 µm sucht.  Aber auch das würde ich aufgrund der riesigen Partikel nicht machen, denn die TFX ist eigentlich eine fast schon perfekte Schleifpaste. Diese Monster-Partikel mit stellenweise deutlich weit über 10 µm haben die Oberfläche der Testköper sogar stark beschädigt, weil ich natürlich mit sehr hohen Drücken arbeiten musste. Diese Testkörper kann ich mir jetzt wieder polieren und sicher auch kalibrieren lassen. Naja, selber schuld.

Fazit

Betrachtet man das komplette Portfolio, würde ich die noch normal zu verarbeitende TF7 im Mittelklasse-Segment empfehlen und wer es noch etwas performanter und haltbarer möchte, greift dann eben zur TF8. Die TF4 ist hingegen eine flüssige Suppe, die schneller ausblutet und ausgepumpt wird, als es einem lieb sein kann. Zusammen mit den sehr zähen Spachtelmassen in Form der TF9 und TFX sind das die drei Pasten, die ich definitiv nicht kaufen würde, wenn es etwas von Thermalright sein soll. Damit wären wir auch mal wieder durch und fertig.

Ich verweise aber auch an dieser Stelle noch einmal auf meine Bitte nach weiteren Pasten, Pads und Putties, denn die Auswahl und der Vorrat können nie groß genug sein. Allerdings sind diese Dinge bitte vorher per PN abzusprechen, um Doubletten zu vermeiden!

 

Kommentar

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Nulight

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273 Kommentare 183 Likes

Danke für den sehr ausführlichen Test.
Hier sieht man sehr schön, dass der Tatsächliche Unterschied eben im einstelligen Bereich ist. (2-5)

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Fortschritt ist immer begrüßenswert und wichtig.
Für mich lohnt sich es aktuell nicht den Build auseinander zu nehmen, wegen im besten Fall 2-5 Grad.
Aber beim nächsten Mal ist eine Empfehlung hier nachzusehen welches Wärmeleitmittel es wird ein muss.

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echolot

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1,163 Kommentare 914 Likes

Top Überblick und erstaunlich, dass eine eher im Lowbudgetbereich angesiedelte Firma wie Thermalright ein ganzer Artikel gewidmet ist. Woran man mal wieder sieht, dass günstig nicht mit schlecht gleichzusetzen ist. TF8 gefällt. TFX rollt sich auf? Testet man die Produkte überhaupt noch bevor sie auf den Markt geschmissen werden? Wenn Applizierbarkeit auch für den Nicht-Laien ein Problem darstellt, dann sollte das zu R&D zurück.

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big-maec

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955 Kommentare 569 Likes

Schön das die TF7 zu gebrauchen ist, die liegt kostenfrei dem Thermalright CPU Kühler bei, zumindest bei meinem gekauften Thermalright Peerless Assassin 120 CPU Kühler.

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L
LGTT

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Ich mag die aktuelle Testreihe. Aktuell verbrauche ich noch die letzten Arctic MX 4 reste. Bis das geschafft ist ist vermutlich die große Liste fertig, und ich kann mir einen würdigen Nachfolger aussuchen, ich bin gespannt.

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Igor Wallossek

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Database incoming :D

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chris.

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Vielen Dank für den Test und die Bestätigung, mit dem vorangegangenen Test und Kauf der TF8, nichts falsch gemacht zu haben. 🙂
Inzwischen hatte ich zwar DOW bzgl. Bezugsquellen kontaktiert und zwei Unternehmen aus D benannt bekommen, aber bis Oktober kann man ja nun auch noch warten. 😬

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e
eastcoast_pete

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1-2 gute Quellen für die Dowsil Paste wären jetzt auch noch sehr schön. Wenn jemand hier weiß, wo man die als nicht-Großkunde erwerben kann, bitte reinstellen!

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Igor Wallossek

1

10,724 Kommentare 20,274 Likes

Frag doch mal Digital Blizzard :D

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B
Besterino

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Dankeschön. Bin mal gespannt, wo sich die Preise mittelfristig einpendeln. Die TF8 hatte ja schon merklich angezogen, als ich zuletzt geschaut hatte.

@Igor Wallossek: auf Seite 1 steht noch einmal Thermaltake statt Thermalright. Ich mag TT zwar, aber die Pasten sind wohl nicht von denen… :)

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Igor Wallossek

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10,724 Kommentare 20,274 Likes
s
samhayne

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115 Kommentare 81 Likes

Hier entsteht was echt gutes. (y) , Igor.

Irgendwie würd ich ja gern mal sehen, wie man sich mit der TFX abmühen muss…
So wie ich das verstehe, ist sie so zäh, dass man kaum eine ausreichend dünne Schicht hinkriegt und die Paste beim Verstreichen schnell reißt?

Diskreter Hinweis auf kleinen Typo:

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Igor Wallossek

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Ja, ist alles bissls stressig grade, paralleles Arbeiten am VHX, dem TIMA und dem Editor am Desk sind echt zu viel :D

BTW:
Ich arbeite mich gerade an Thermal Hero ab. Briefkastenfirma, die mit "Engineered in Germany" wirbt, keine Sicherheitsdatenblätter, Datasheets auf der Webseite ergeben eine 404... Überteuerter Schrott für gutgläubige Kunden. Ein paar englischsprachige Reviews auf Noname-Seiten und trotzdem gibts auch in DE-Foren glühende Liebhaber. :D

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chris.

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DOW hat mir folgende Kontaktdaten benannt:

Biesterfeld Spezialchemie GmbH,
Ferdinandstr. 41, 20095 Hamburg
Germany
[email protected]
www.biesterfeld-spezialchemie.com

oder

Tewipack
Marcus Rathfelder
Business development specialist
Email: [email protected]
Website : https://tewipack.de/startseite

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Midnight Angel

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98 Kommentare 66 Likes

Wow, das Zeug bringt nicht nur den Chip zum glühen, sondern sogar den Anwender?

Die Pampe scheint ja echt was zu können... :P

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Midnight Angel

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98 Kommentare 66 Likes

Der verkauft doch derzeit lediglich NochniX. (ichmussweg)

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chris.

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17 Kommentare 10 Likes

Im Zusammenhang mit Igor´s "überteuerter Schrott"-Aussage wahrscheinlich eher ein glühen vor Wut. 😆

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B
Besterino

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7,034 Kommentare 3,605 Likes
komatös

Veteran

127 Kommentare 102 Likes

@Igor Wallossek bei Amazon wird auch bei Produkten von Thermal Grizzly mit der "Bulk-Wärmeleitfägkeit" gelogen, äh geworben.

Amazon Grizzly

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MojoMC

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123 Kommentare 145 Likes

Und zack, hat die grausame Realität wieder zugeschlagen.
Die TF7 liegt im "offiziellen" Amazon-Shop jetzt schon bei 7,29€ für 2 Gramm, und die TF8 bei 12€ oder mehr, aber nur erhältlich bei noch dubioseren Marketplace-Händlern als dem "offiziellen" Shop.

Das ist für den Kunden halt echt doof:
Kein Distributor, nur ein einzelner kleiner "offizieller" Marketplace-Shop. Der hat dann Verfügbarkeitsprobleme; andere Shops haben die Pasten auch, aber nur teilweise vertrauenswürdig bei so leicht gefälschten Produkten mit Riesenmargen; und das ganze durch die Versorgungslage mit stark schwankenden Preisen überall.
Da macht sich das Fehlen eines Distributors doch sehr negativ bemerkbar.

Samstag sah das ganze noch anders aus, da gab es eine kleine Tube TF7 im "offiziellen" Shop noch für unter 5€. So sind die Thermalright-Pasten in meinen Augen noch keine "no-brainer"-Empfehlung für die Allgemeinheit...

PS: Höchstinteressant, die Konsistenz der TF9 und TFX.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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