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Roundup: Thermalright TF4, TF7, TF8, TF9 und TFX im Test – Wärmeleitpaste von Fließestrich bis Bunkerbeton

Die Wärmewiderstände Rth

Beginnen wir mit dem wichtigsten Aspekt, dem Wärmewiderstand Rth. Die wichtigste Eigenschaft von Rth ist, dass dieser schön linear mit der Schichtdicke korreliert, während die Wärmeleitfähigkeit eine ganz andere Kurve beschreibt und alles andere als linear bleibt. Aber der geübte Leser weiß das natürlich alles bereits. Uns interessieren auf der CPU Schichtstärken von 200 µm und darunter, bei der GPU sind es meist sogar 100 µm und deutlich weniger, je nach Bending.

Die Kurve der TF8 liegt fast deckungsgleich auf den Kurven der DOWSIL TC-5888 und TX-5500, was nicht nur verblüfft, sondern wohl auch der Grund sein könne, warum man manchen Pasten die DOWSIL TC-5888 nachsagt, obwohl eigentlich vielleicht eher das drin ist, was Thermalright für die TF8 einkauft. Diese Paste ist nicht umsonst lange Spitzenreiter meiner Messungen gewesen. Die TF9 und TFX sind hier jedoch unterhalb von 50 µm mit Vorsicht zu bewerten, denn die dafür notwendigen Drücke sind einfach sinnlos und praxisfern.

Ich habe nun noch einmal die relevanten Schichtstärken von 50 bis 400 µm als Balkendiagramm für Rth im Vergleich. Und warum messe vergleiche ich nicht bis runter zu 25 µm? Die Erklärung ist einfach, denn die TF9 und die TFX haben mit der minimalen Schichtstärke ein Problem! Beide Pasten sind unter 50 µm mit normalen Anpressdrücken kaum noch weiter zusammenzudrücken und bei 35 µm ist eigentlich Schluss. Dazu schreibe ich aber später noch etwas, auch zu den Ursachen.

Minimal mögliche Schichtdicke

Genau deshalb wollte ich wissen, wie weit man mit etwas Druck gehen kann und wie sehr sich eine Paste noch zusammenpressen lässt. Ich nutze hier die üblichen 60 Psi (41 N) auf der Messfläche von 1 cm², was völlig ausreicht und mehr ist als das, was z.B. ein GPU-Kühler erreicht. Bis auf die TF9 und die TFX. Hier habe ich eine Ausnahme gemacht, und die Kraft sogar verdoppelt (TF9) bzw. verdreifacht (TFX). Das erreicht noch nicht mal ein Intel-Kühler auf den aktuellen Sockeln! Eigentlich wäre hier schon bei 35 bzw. 50 µm Schluss. Genau deshalb liegt es nicht an den Skills der Anwender, sondern am Wärmeleitbeton. Die Schicht bleibt, auch unter Hitze, eindeutig zu dick. In diesem Diagramm liste ich allerdings nicht die mit Gewalt erzeugten Werte, sondern die realen Werte bei maximal 60Psi (41 N pro cm²):

Interface Resistance

Was auch noch interessant scheint, ist der Kontaktwiderstand, also in unserem Fall der Interface-Widerstand. Hier sieht man nämlich, wie gut sich die Oberfläche des Materials an die Kontaktflächen (IHS, Heatsink) “anschmiegt”. Auch diese Werte sind gut vergleichbar und aussagefähig,  da es immer dieselben, kalibrierten Referenzblöcke sind. Gröbere Mahlgrade bzw. eine ungünstigere Mikrostruktur können genauso ein negativer Faktor sein, der dann den effektiven Wärmewiderstand und damit auch die Leitfähigkeit beeinflusst, wie zu niedrige Temperaturen und eine zu hohe Viskosität.

 

Kommentar

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Nulight

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273 Kommentare 183 Likes

Danke für den sehr ausführlichen Test.
Hier sieht man sehr schön, dass der Tatsächliche Unterschied eben im einstelligen Bereich ist. (2-5)

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Fortschritt ist immer begrüßenswert und wichtig.
Für mich lohnt sich es aktuell nicht den Build auseinander zu nehmen, wegen im besten Fall 2-5 Grad.
Aber beim nächsten Mal ist eine Empfehlung hier nachzusehen welches Wärmeleitmittel es wird ein muss.

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echolot

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1,163 Kommentare 914 Likes

Top Überblick und erstaunlich, dass eine eher im Lowbudgetbereich angesiedelte Firma wie Thermalright ein ganzer Artikel gewidmet ist. Woran man mal wieder sieht, dass günstig nicht mit schlecht gleichzusetzen ist. TF8 gefällt. TFX rollt sich auf? Testet man die Produkte überhaupt noch bevor sie auf den Markt geschmissen werden? Wenn Applizierbarkeit auch für den Nicht-Laien ein Problem darstellt, dann sollte das zu R&D zurück.

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big-maec

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955 Kommentare 569 Likes

Schön das die TF7 zu gebrauchen ist, die liegt kostenfrei dem Thermalright CPU Kühler bei, zumindest bei meinem gekauften Thermalright Peerless Assassin 120 CPU Kühler.

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L
LGTT

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Ich mag die aktuelle Testreihe. Aktuell verbrauche ich noch die letzten Arctic MX 4 reste. Bis das geschafft ist ist vermutlich die große Liste fertig, und ich kann mir einen würdigen Nachfolger aussuchen, ich bin gespannt.

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Igor Wallossek

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Database incoming :D

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chris.

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17 Kommentare 10 Likes

Vielen Dank für den Test und die Bestätigung, mit dem vorangegangenen Test und Kauf der TF8, nichts falsch gemacht zu haben. 🙂
Inzwischen hatte ich zwar DOW bzgl. Bezugsquellen kontaktiert und zwei Unternehmen aus D benannt bekommen, aber bis Oktober kann man ja nun auch noch warten. 😬

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e
eastcoast_pete

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1,787 Kommentare 1,120 Likes

1-2 gute Quellen für die Dowsil Paste wären jetzt auch noch sehr schön. Wenn jemand hier weiß, wo man die als nicht-Großkunde erwerben kann, bitte reinstellen!

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Igor Wallossek

1

10,724 Kommentare 20,274 Likes

Frag doch mal Digital Blizzard :D

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B
Besterino

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7,034 Kommentare 3,605 Likes

Dankeschön. Bin mal gespannt, wo sich die Preise mittelfristig einpendeln. Die TF8 hatte ja schon merklich angezogen, als ich zuletzt geschaut hatte.

@Igor Wallossek: auf Seite 1 steht noch einmal Thermaltake statt Thermalright. Ich mag TT zwar, aber die Pasten sind wohl nicht von denen… :)

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Igor Wallossek

1

10,724 Kommentare 20,274 Likes
s
samhayne

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115 Kommentare 81 Likes

Hier entsteht was echt gutes. (y) , Igor.

Irgendwie würd ich ja gern mal sehen, wie man sich mit der TFX abmühen muss…
So wie ich das verstehe, ist sie so zäh, dass man kaum eine ausreichend dünne Schicht hinkriegt und die Paste beim Verstreichen schnell reißt?

Diskreter Hinweis auf kleinen Typo:

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Igor Wallossek

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10,724 Kommentare 20,274 Likes

Ja, ist alles bissls stressig grade, paralleles Arbeiten am VHX, dem TIMA und dem Editor am Desk sind echt zu viel :D

BTW:
Ich arbeite mich gerade an Thermal Hero ab. Briefkastenfirma, die mit "Engineered in Germany" wirbt, keine Sicherheitsdatenblätter, Datasheets auf der Webseite ergeben eine 404... Überteuerter Schrott für gutgläubige Kunden. Ein paar englischsprachige Reviews auf Noname-Seiten und trotzdem gibts auch in DE-Foren glühende Liebhaber. :D

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chris.

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DOW hat mir folgende Kontaktdaten benannt:

Biesterfeld Spezialchemie GmbH,
Ferdinandstr. 41, 20095 Hamburg
Germany
[email protected]
www.biesterfeld-spezialchemie.com

oder

Tewipack
Marcus Rathfelder
Business development specialist
Email: [email protected]
Website : https://tewipack.de/startseite

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Midnight Angel

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98 Kommentare 66 Likes

Wow, das Zeug bringt nicht nur den Chip zum glühen, sondern sogar den Anwender?

Die Pampe scheint ja echt was zu können... :P

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Midnight Angel

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98 Kommentare 66 Likes

Der verkauft doch derzeit lediglich NochniX. (ichmussweg)

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chris.

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17 Kommentare 10 Likes

Im Zusammenhang mit Igor´s "überteuerter Schrott"-Aussage wahrscheinlich eher ein glühen vor Wut. 😆

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B
Besterino

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7,034 Kommentare 3,605 Likes
komatös

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127 Kommentare 102 Likes

@Igor Wallossek bei Amazon wird auch bei Produkten von Thermal Grizzly mit der "Bulk-Wärmeleitfägkeit" gelogen, äh geworben.

Amazon Grizzly

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MojoMC

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123 Kommentare 145 Likes

Und zack, hat die grausame Realität wieder zugeschlagen.
Die TF7 liegt im "offiziellen" Amazon-Shop jetzt schon bei 7,29€ für 2 Gramm, und die TF8 bei 12€ oder mehr, aber nur erhältlich bei noch dubioseren Marketplace-Händlern als dem "offiziellen" Shop.

Das ist für den Kunden halt echt doof:
Kein Distributor, nur ein einzelner kleiner "offizieller" Marketplace-Shop. Der hat dann Verfügbarkeitsprobleme; andere Shops haben die Pasten auch, aber nur teilweise vertrauenswürdig bei so leicht gefälschten Produkten mit Riesenmargen; und das ganze durch die Versorgungslage mit stark schwankenden Preisen überall.
Da macht sich das Fehlen eines Distributors doch sehr negativ bemerkbar.

Samstag sah das ganze noch anders aus, da gab es eine kleine Tube TF7 im "offiziellen" Shop noch für unter 5€. So sind die Thermalright-Pasten in meinen Augen noch keine "no-brainer"-Empfehlung für die Allgemeinheit...

PS: Höchstinteressant, die Konsistenz der TF9 und TFX.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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