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PCGH Gear Carbonite Ultra im Test – Generell nicht schlecht aber mit Fragezeichen

Die effektive Wärmeleitfähigkeit

Und jetzt kommen wir zur Widerlegung der Märchenstunde, denn ich schrieb ja immer wieder, dass man anhand der Wärmeleitfähigkeit fast nichts erkennen oder vergleichen kann. Wer jetzt noch glaubt, die Wärmeleitfähigkeit wäre ein konstanter Wert, der irrt gewaltig. Aber das haben ich ja auch schon im Grundlagenartikel lang und breit erklärt. Wenn man Rth hat, braucht man λeff,  also die effektive Wärmeleitfähigkeit eigentlich gar nicht. Und die reine Angabe für den idealisierten Bulk-Wert ist sowas von realitätsfern, dass man sich immer wieder über diese Zahlen wundern muss. Siehe Arctic-Zitat auf der ersten Seite. Die Carbonite Ultra liegt leistungsmäßig zwischen der Alphacool Apex und der besseren Arctic MX-6.

Das Ganze natürlich auch noch einmal als Balkendiagramm für die vier wichtigsten Schichtstärken:

Mal abgesehen davon, dass ich auch die Temperaturen des Heaters und der Wassers habe, die uns aber nichts nützen, weil sie immer konstant bleiben, habe ich ja meinen Messaufbau mit den Temperaturfühlern 1 bis 6 (siehe Schema auf Seite 2). Mit diesen Werten kann man jetzt auch noch ganz nette Überlegungen anstellen.

GPU-Emulation

Nehmen wir zunächst die Werte von T3 und T4, die uns die beiden Temperaturen an den jeweiligen Kontaktflächen ausweisen, zwischen denen sich die Paste befindet. Diese Kurven sind nicht mehr ganz linear, denn auch der Interface-Widerstand ändert sich ein wenig. Und wir rechnen ja nicht mehr mit 6 Punkten, sondern nur mit 2 absoluten Werten für die Temperaturdifferenz statt eines Gradienten wie bei TTim, wobei die Sample-Temperatur ja konstant bleibt. Und wozu nun das Ganze? Das Verhalten ist so ähnlich wie bei einer Grafikkarte, die ja ohne einen IHS auskommen muss und wo man das Delta meist zwischen dem Substrat und der Wassertemperatur misst. Das kann man recht gut projizieren, denn ich teste ja den Temperaturunterschied an den beiden Flächen, zwischen denen sich die Paste befindet. Die Carbonite Ultra schlägt sich wacker.

CPU-Emulation

Jetzt vergleiche ich jeweils T1 der Referenz mit T1 der Gaming Paste A. Während der Heater hier konstant bleibt, haben wir hier bereits einen ausreichenden Wärmewiderstand im Referenzblock aus Kupfer, um die CPU-Temperatur und deren Unterschiede mit verschiedenen Pasten im Vergleich zur Referenz und in Abhängigkeit zur Schichtstärke der Paste zu simulieren. Denn genau diese variable Bewertung kann kein Test auf einer CPU bieten, weil es immer individuell anders ausfällt und damit nicht wirklich reproduzierbar bleibt. Im TIMA5-Test aber schon. Und die Carbonite Ultra liefert in den üblichen Schichtdicken fast genauso gut ab wie die MX-6 von Arctic.

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eastcoast_pete

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1,874 Kommentare 1,180 Likes

Das wird in der Tat bis jetzt produktpolitisch brisanteste Pastenanalyse sein. Allerdings finde ich es, gerade bei dem Preis, schon etwas unschön, daß die Paste dann nicht einmal richtig homogen ausfiel, denn Klumpen stören auch den Wärmetransfer. Ist das schlechte Mischung ab Werk, oder passiert das beim Lagern mit der Zeit?
Ebenso ist, wie von Dir (@Igor Wallossek ) geschrieben, der viel zu großzügige Einsatz von Silikonöl auch bedenklich. Aber, Silikonöl ist eben billig, v.a. wenn man's in großen Mengen kauft.
Weißt Du denn, welcher OEM die Paste produziert? Wenn ja, wäre ein Hintergrund Artikel, vielleicht nach den nächsten 6-8 Tests zu dem Thema (Wo die Pasten wirklich herkommen) interessant!

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Igor Wallossek

1

10,930 Kommentare 20,715 Likes

Das OEM Business ist so eine Sache. Die ganz großen Hersteller sind ja mehr oder weniger bekannt, die kleineren Panscher sind im Flow. Da ist ein Kommen und Gehen und man fragt sich manchmal, ob nicht jede Batch eines eingeführten Produktes von wo anders herkommt :D

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djrobinson

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43 Kommentare 28 Likes

Ich kann mir gut vorstellen, was bei erscheinen dieser tests, in den marketingabteilungen abgeht.
Da wird sicher die eine oder andere videokonferenz kurzfristig anberaumt. 🙃

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DMHas

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Danke für den Test! PCGH kocht bzw. lässt auch nur mit Wasser kochen ...
Auf die Langzeittests freue ich mich schon jetzt!

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S
SpotNic

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Wollt ihr nicht mal Waschmaschinen, Spülmaschinen, Herde usw testen? Auch so totentwickelte Produkte wo einem dauernd X Mehrwerte versprochen werden und man Ende nur den Namen und Spielerreien in der Steuerung bezahlt :D

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echolot

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1,195 Kommentare 938 Likes

Igor deckt auf...für mich der Preisleistungsbrecher schlechthin bis dato ist ganz klar Arctic MX-6. Die machen nicht nur Superlüfter zum Schnäppchenpreis. Ich verwende bisweilen noch immer die Noctua NT-H1, da noch Restbestände da sind.

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big-maec

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Erinnert mich ein bisschen an mein Haferflocken-Blaubeerjoghurt Müsli, das zieht auch Fäden.

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DigitalBlizzard

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Danke @Igor Wallossek , ich bastele schon mal eine vereinfachte Käuferformel

Marketing Wmk :4-5=reale Wmk

Im Ergebnis zeigen die bisherigen Messwerte alle das, was die meisten Tests quasi auch aufgeben, mal 1-2 Grad Differenz in der Realität, egal ob Marketing Zweistellig etc. Real liegen sie bei 2 Komma - 3 Komma.
Das Zünglein an der Waage macht also am Ende eher nicht die "Bessere" Paste, sondern viel mehr die Schichtdicke in der realen Anwendung und die Langzeitstabilität und schon gar nicht der Preis.
Das ist ein erstes Fazit, welches sich vereinfacht ableiten lässt.
Oder noch krasser ausgedrückt, die Viskosität und chemische stabile Zusammensetzung einer Paste ist am Ende viel ausschlaggebender für den Anwender als irgendwelche Marketing Wmks.
Auch wenn's nervt, deckt sich mit meiner Erfahrung aus den X-Apply Tests aus den letzten Monaten, wir haben 23 verschiedene Pasten von 6-18 Wmk ( Nominal ) getestet, quasi alle haben das gleiche Temperaturergebnis geliefert, Differenz max 1K, die schlechteren Werte kamen von den sehr Viskosen Pasten, und nicht von denen die laut Marketing weniger oder mehr Wmk
Die Messwerte der Pasten jetzt, liefern uns dafür eine ziemlich schlüssige Erklärung.
Bitte berichtigt mich, wenn ich da einen Denkfehler habe.

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grimm

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3,238 Kommentare 2,189 Likes

Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung als Endanwender - von Alphacool Apex über Arctic Cooling (alt) / Arctic MX-4 (neu) oder Noctua - ich kann da keine großen Unterschiede feststellen. Lediglich auf der Langstrecke hab ich mit der aktuellen Tube MX-4 die Erfahrung gemacht, dass man die jährlich erneuern sollte.

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DigitalBlizzard

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Ich denke chemische Stabilität und Langzeithaltbarkeit sind die entscheidenden Faktoren und natürlich die möglichst geringe Schichtdicke in der realen Anwendung.

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Nulight

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Ich freue mich schon auf die Tests der Festen Produkte mit der besten Langzeitstabilität.
zB. KryoSheet / EC360 Graphite / Honeywell PTM 7950 u.s.w

Grund: Ich hätte gerne eine: ``Ein mal Einbauen und Vergessen bis zur nächsten CPU Lösung´´ 😀(y)

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noir.

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Einfach öfter ne neue CPU kaufen, dann ist die Haltbarkeit der WLP nicht so wichtig 😜

Aber ja, die Pads reizen mich auch sehr.

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Nulight

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277 Kommentare 185 Likes

7800X3d , da brauchst lang nix Neues Xd

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DigitalBlizzard

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3,255 Kommentare 2,257 Likes

Ich wäre da eher nicht zu euphorisch, horizontal leiten viele gut, vertikal siehts da ganz schnell anders aus, mal ganz abgesehen von ein paar anderen Nachteilen.
Ghyped wurde schon so oft so viel an Pasten, Pads und auch Kühlern etc, und alleine die Werte von Igors Messungen zeigen ganz klar, das noch lange nicht alles Gold ist was glänzt.

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LurkingInShadows

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Gold kann ich mir nicht leisten Silber reicht mir.

kA was die damals beim ditech 2014 draufgetan haben, aber mir ist der 4770k bis heurigen Februar afaik nie ins thermische Limit gelaufen. (Kann aber auch an den Anwendungen liegen. WoT, STO, diverse Städte u.Ä. Sims)

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Feen-Schubser

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58 Kommentare 22 Likes

Dankeschön für die Testreihe aktuell.
Darauf haben viele gewartet.

Ich habe noch 2 volle Tuben (also 2x 8G) MX5.
Ich traue mich nicht sie zu benutzen, weil ich nicht weiß ob sie fehlerhaft sind und wie Kleber am Ende wirken.
Reste von einer alten PK2.
Master Gel Maker fast voll
Master Gel Maker Nano fast voll

Über 8 Jahre alt, bin mir aber nicht sicher.

Ich würde es spenden wollen.
Wo kann ich die hinschicken oder wie läuft das ab, wohne in Thüringen
Für die Wissenschaft.

Mich interessiert sehr der Vergleich zu Wärmeleitpasten in der Zusammensetzung und vor allem Langlebigkeit im vergleich zu PTM7950 auf CPU oder GPU.

Gibt im Luxx was spanendes mit einer 4090 und PTM7950

und CPU:

Zitat:
Its fine.
Bit better than paste, slightly worse than Galium
A better idea might be lapping of both surfaces with 600 & 1200 grit ~ then polish with Flitz Paste
And buy a kryosheet from Roman (der8auer)
Above 100 microns , which is pretty much every CPU - PTM is better than kryosheet.

Besonders im Bezug auf den neuen NH D15 G2 LBC und AMD.
Wobei der LBC ist für mich fast wie Lapping vom Kühler früher.
Hab heute mal einen D14 als Test übers Schleifpapier gezogen mit 320 da blieb der stehen, bei 600 war nach 4x schieben oder so das blanke Kupfer da.
Entweder hat der Vorgänger schon mal biss was gemacht oder der ist so weich :)

Lapping 4650G hat was gebracht (der war auch extrem), Kühler weniger.
Als Anmerkung.

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Igor Wallossek

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Ich schreibe es ja immer wieder: nur neue Pasten. OVP und im MHD. Sonst ist es angreifbar

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Gregor Kacknoob

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548 Kommentare 456 Likes

Dito, gerade für Grakas. Interessiert mich stark, ob die teils gottlosen Preise auch nur im Ansatz berechtigt sind.

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noir.

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266 Kommentare 178 Likes

Sicher, das wird auch immer so sein. Und bis es mal Tests wie diese (mE verdammt gute) Reihe hier gab, hat sich auch schon oft gezeigt, das es bei den gängigen, am Markt etablierten keine allzu grossen Unterschiede gab - unabhängig vom Versprechen der Hersteller. Wenn nun noch die Materialanalyse dazukommt und man somit gute Schlüsse auf Langzeithaltbarkeit machen kann, deckt das den bisher für mich fehlenden Punkt mehr als gut ab.

Daher schliesse ich mich @LurkingInShadows Aussage an: Gold muss gar nicht immer sein. Silber reicht - wenn das Gesamtpaket passt. Lieber 2°C höhere Temperaturen dafür aber konstant über einen langen Zeitraum. Mag aber auch daran liegen, das ich den PC im Laufe der Jahre immer weniger als Hobby-Bastelobjekt zum daddeln, dafür sehr viel mehr als Werkzeug sehe. Und das muss eben in allererster Linie zuverlässig funktionieren. Natürlich darf der dann auch kühl und leise sowie vernünftig zusammengebaut sein - das spielt dann aber erstmal zweite Geige.

Das der Punkt nach Langzeithaltbarkeit immer interessanter wird, ist wohl auch den ganzen Fällen über minderwertige Pads (siehe zB ausblutende Billigpads etlicher RTX 30x0) oder jüngst die sich (billiges Wortspiel) verdünnisierende WLP auf vielen RTX 40x0 GPUs.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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