Was wirklich drin ist!
Hochtechnologie oder Plunder? Genau das wollte ich nun herausfinden! Wir erwarten laut Aufdruck 50% Silikon, 20% Carbon (also irgendeine eindeutige Kohlenstoffverbindung) und 30% eines nicht näher bezeichneten Metalloxids. Ich habe insgesamt 40 Messungen in verschiedener Flächenausdehnung (25-Punkte-Matrix) und Tiefe (15x Drill) gemacht und immer die fast identischen Ergebnisse erhalten. Selbst die Suche nach nur kleinsten Spuren von Elementen mit maximaler Laser-Leistung haben an diesem Ergebnis nichts geändert.
Ich hätte mich schon anhand der fast weißen Farbe gewundert, überhaupt Spuren des ausgelobten Carbons zu finden. Und siehe da, zumindest die 50% Silikon stimmen fast genau! Nur dass es sich bei der anderen Hälfte ausschließlich um billiges Zinkoxid handelt. Carbon? Fehlanzeige. Carbon ist auch sehr Langzeit-stabil und hätte sich auch nicht zersetzen oder aus der Tube verflüchtigen können. Es war einfach keins drin! So viel zum Thema Marketing. Es ist also eine Tube mit verkettetem und deshalb auch etwas viskoserem Silikon, abgeschmeckt mit ganz viel Zinkoxid (ZnO). Das war auch damals schon nicht wirklich innovativ, aber es ließ sich mit dem Carbon-Trick sicher besser verkaufen.
Auch die Konsistenz bzw. Mischung kann man ja testen, indem man den Anfang und das Ende der herausdrückbaren Paste misst. Ich habe hier quasi den ersten und den letzten Zentimeter der enthaltenen Paste in Wurstform analysiert. Und ja, es wurde zum Ende hin schon etwas dünner, so dass man darauf schließen kann, dass sich die Paste mittlerweile doch ein ganz klein wenig aufgelöst hat. Das ist allerdings für eine 20 Jahre andauernde Lagerung nicht einmal schlecht:
Fakt ist: Damals wie heute war in dieser Paste nie im Leben auch nur ein Krümelchen Carbon. Allein schon die weiße Farbe steht für einen sehr hohen Anteil an Zinkoxid, den Rest hat mir das Gerät mittels LIBS nachgewiesen. Natürlich funktioniert auch ZnO als Wärmeleiter und Silikon kann die Luft ersetzen, doch “Hochleistungswärmeleitpaste” ist das noch nicht einmal im Ansatz. Und es ist auch heute immer wieder schön, solche alten Mythen zu zerstören und die Marketing-Lügen zu entlarven. Ja, es ist nur ein Zufallsfund, aber was für einer!
Gegentest mit einer modernen Paste
Nehmen wir einmal eine aktuelle Korund-Paste mit sehr ausgewogenen Mahlgraden und nur rund 20% Silikon als Bindemittel. Die Alphacool Apex ist hierfür ein nahezu ideales Test- und Vergleichsobjekt. Betrachten wir dazu erst einmal nur die Fläche, dafür reicht schon die nur 300-fache Vergrößerung der Laser-Optik. Wir liegen hier bei realen 83% Korund (Al2O3) und nur 17% Silikon als Mittelwert aus 25 Messungen. Die Konsistenz ist sehr ähnlich, obwohl der Silikonanteil deutlich niedriger ist. Das liegt auch daran, dass das Silikon bei weitem nicht so viskos gewählt wurde wie bei der Paste von Arctic.
Vergleichen wir nun beide Pasten direkt miteinander (man kann auch das Bild zum Vergrößern anklicken):
So sollte eine Hochleistungswärmeleitpaste aussehen! Doch was bringt uns die chemische Zusammensetzung nun in der Praxis? Wir messen eine Runde! Auf der nächsten Seite…
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