Ohne richtige Voreinstellung bleibt es ein teures Spielzeug
Die ganzen Einstellungen sind wichtig, sonst messen wir unter Garantie nur Murks. Das Menü the XTherm Software gibt dazu mehr her als man vermuten wurde. Sagen wir es mal so: Ich war positiv überrascht. Betrachten wir nun einmal das erste Bild unten. Unter iOS startet die App in Chinesisch. Das lässt sich aber beheben, indem man links oben das Einstellungs-Menü öffnet und dann den Eintrag mit einem eingekreisten A anklickt (gelbe Markierung im Bild). Dann kann man noch zwischen Russisch und Englisch wählen. Und wer Angst um meine Daten hat, die sichtbare Mobilfunknummer kann man googeln, die ist öffentlich.
Auch den automatischen Shutter sollte man zwingend aktivieren (grün). Hierbei handelt es sich um einen sogenannten “Shutter-Check” oder auch “Kalibrierungsprozess”. Dieser Vorgang korrigiert und kalibriert den Sensor der Kamera, um sicherzustellen, dass er genaue Temperaturmessungen liefert. Bei diesem Vorgang wird der Shutter kurz geschlossen und die Kamera führt eine interne Kalibrierung durch. Das sollte man die Kamera unbedingt automatisch erledigen lassen. Mit den rot markierten “Temperaturmessungs-Parametern” gelangt man in das wichtigste Menü überhaupt (mittleres Bild). Zum Vergrößern einfach anklicken!
Wir sehen auf dem Bild jede Menge Faktoren, die es zu setzen gilt. Im Allgemeinen sind Umgebungstemperatur und Reflektionstemperatur (Mirroring!) identisch, ich würde das also beides gleich setzen, wenn man nicht genau weiß, was vielleicht störend einfließen könnte. Die Luftfeuchtigkeit spielt natürlich eine Rolle, die sollte man ungefähr kennen oder im Normalfall den Standardwert so lassen. Denn solange kein Dunst im Raum ist, sind das kleine Marginalien. Die Entfernung ist ebenfalls wichtig. Infrarotkameras können sie entweder nahes Infrarot (NIR) oder ferneres Infrarot (FIR) erfassen. Die T2S Plus geht hier für die Wärmestrahlung einen Kompromiss ein, der sich durch diesen Faktor aber gut verfeinern lässt
Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt, dem sogenannten Emissionsgrad. Kann man den nicht definieren oder belässt ihn auf 1.0 (schwarzer Strahler), dann sind die ganzen Anzeigewerte komplett unbrauchbar. Dieser gerade erwähnte schwarze Strahler ist ein idealer Körper, der alle auf ihn fallende Strahlung absorbiert und an dem weder Reflexion noch Transmission auftreten. Er strahlt bei jeder Wellenlänge die für alle möglichen Strahler maximal mögliche Energie ab, wobei die Strahldichte winkelunabhängig ist. Doch nichts ist im Leben wirklich ideal, leider. Und da kommt das Menü ins Spiel (Rote Markierung im mittleren Bild).
Denn kaum ein Körper entspricht dem strahlend schönen Ideal des schwarzen Strahlers mit einem sogenannten Emissionsgrad (Erklärung kommt gleich!) von 1.0. Ändert sich nur diese Emissionsgrad, spricht man bei der Quelle auch von einem grauen Strahler. Kommen als verändernde Faktoren noch Temperatur und Wellenlängenabhängigkeit dazu, hat man einen selektiven Strahler. Viele Körper emittieren nämlich wesentlich weniger Strahlung bei der gleichen Temperatur! Der Emissionsgrad ε gibt das Verhältnis aus dem realen Abstrahlwert und dem des schwarzen Strahlers an. Dieser Wert liegt zwischen null und eins und muss für das betreffende Material bekannt sein. Zur Erklärung krame ich mal wieder das Bild von meiner morgendlichen Tasse Kaffee heraus, um Euch das alles zu erklären.
Der frisch gebrühte heiße Kaffee kommt für den Testaufbau mit ca. 80 °C in ein mit heißem Wasser bereits vorgewärmtes Glas samt heißem Edelstahllöffel und etwas Kaffeesahne, um die jeweiligen Temperaturunterschiede möglichst gering zu halten und ein zu schnelles Abkühlen zu verhindern. Ich warte trotzdem noch einige Minuten, bis Kaffee, Glas und Löffel in etwa gleich warm sind. Dann nehme ich den Löffel heraus, wische längsseits eine Hälfte mit dem Küchentuch ab und es ergibt sich das obenstehende Infrarot-Bild.
Jede Oberfläche (verschiedene Materialien und Strukturen) besitzt einen bestimmten Emissionsgrad, den man erst einmal kennen muss, um überhaupt etwas exakt messen zu können. Bessere Handhelds können manuell kalibriert werden oder man nutzt gleich eine passende Software des Herstellers. Dummerweise ist hierbei per Default fast immer ein Wert von 1.0 voreingestellt, der in der Realität nie oder nur ganz selten anzutreffen ist. Somit kann man zumindest alle Messungen, bei denen der Emissionsgrad auf 1.0 eingestellt wurde, getrost unter teuer bezahltem Entertainment verbuchen, das niemandem nützt. Denn: Ohne vorherige Ein- bzw. Angabe des betreffenden Emissionsgrades eines Messpunktes ist jede durchgeführte Messung komplett wertlos!
Was man so alles voreinstellen kann., zeigt das dritte Bild in der oben stehenden Galerie, wo in der Software bereits zu wichtigsten Faktoren hinterlegt wurden. Oder man nimmt den Wert seines Messlacks und fügt ihn der Galerie manuell zu. Die App kann einmal angelegte Werte leider nicht wieder löschen, also Vorsicht. Ich habe es dem Anbieter bereits kommuniziert, dass man da unbedingt etwas ändern sollte.
24 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Urgestein
1
Urgestein
1
Mitglied
1
Neuling
Urgestein
Urgestein
1
Neuling
Neuling
Urgestein
1
Neuling
Neuling
Neuling
Neuling
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →