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Xinfrared XTHERM II T2S Plus im Test – Bezahlbare semi-professionelle Infrarot-Kamera für Smartphones und den mobilen Einsatz | 20% Black Friday Rabatt

Ohne richtige Voreinstellung bleibt es ein teures Spielzeug

Die ganzen Einstellungen sind wichtig, sonst messen wir unter Garantie nur Murks. Das Menü the XTherm Software gibt dazu mehr her als man vermuten wurde. Sagen wir es mal so: Ich war positiv überrascht. Betrachten wir nun einmal das erste Bild unten. Unter iOS startet die App in Chinesisch. Das lässt sich aber beheben, indem man links oben das Einstellungs-Menü öffnet und  dann den Eintrag mit einem eingekreisten A anklickt (gelbe Markierung im Bild). Dann kann man noch zwischen Russisch und Englisch wählen. Und wer Angst um meine Daten hat, die sichtbare Mobilfunknummer kann man googeln, die ist öffentlich.

Auch den automatischen Shutter sollte man zwingend aktivieren (grün). Hierbei handelt es sich um einen sogenannten “Shutter-Check” oder auch “Kalibrierungsprozess”. Dieser Vorgang korrigiert und kalibriert den Sensor der Kamera, um sicherzustellen, dass er genaue Temperaturmessungen liefert. Bei diesem Vorgang wird der Shutter kurz geschlossen und die Kamera führt eine interne Kalibrierung durch. Das sollte man die Kamera unbedingt automatisch erledigen lassen. Mit den rot markierten “Temperaturmessungs-Parametern” gelangt man in das wichtigste Menü überhaupt (mittleres Bild). Zum Vergrößern einfach anklicken!

 

Wir sehen auf dem Bild jede Menge Faktoren, die es zu setzen gilt. Im Allgemeinen sind Umgebungstemperatur und Reflektionstemperatur (Mirroring!) identisch, ich würde das also beides gleich setzen, wenn man nicht genau weiß, was vielleicht störend einfließen könnte. Die Luftfeuchtigkeit spielt natürlich eine Rolle, die sollte man ungefähr kennen oder im Normalfall den Standardwert so lassen. Denn solange kein Dunst im Raum ist, sind das kleine Marginalien. Die Entfernung ist ebenfalls wichtig. Infrarotkameras können sie entweder nahes Infrarot (NIR) oder ferneres Infrarot (FIR) erfassen. Die T2S Plus geht hier für die Wärmestrahlung einen Kompromiss ein, der sich durch diesen Faktor aber gut verfeinern lässt

Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt, dem sogenannten Emissionsgrad. Kann man den nicht definieren oder belässt ihn auf 1.0 (schwarzer Strahler), dann sind die ganzen Anzeigewerte komplett unbrauchbar. Dieser gerade erwähnte schwarze Strahler ist ein idealer Körper, der alle auf ihn fallende Strahlung absorbiert und an dem weder Reflexion noch Transmission auftreten. Er strahlt bei jeder Wellenlänge die für alle möglichen Strahler maximal mögliche Energie ab, wobei die Strahldichte winkelunabhängig ist. Doch nichts ist im Leben wirklich ideal, leider. Und da kommt das Menü ins Spiel (Rote Markierung im mittleren Bild).

Denn kaum ein Körper entspricht dem strahlend schönen Ideal des schwarzen Strahlers mit einem sogenannten Emissionsgrad (Erklärung kommt gleich!) von 1.0. Ändert sich nur diese Emissionsgrad, spricht man bei der Quelle auch von einem grauen Strahler. Kommen als verändernde Faktoren noch Temperatur und Wellenlängenabhängigkeit dazu, hat man einen selektiven Strahler. Viele Körper emittieren nämlich wesentlich weniger Strahlung bei der gleichen Temperatur! Der Emissionsgrad ε gibt das Verhältnis aus dem realen Abstrahlwert und dem des schwarzen Strahlers an. Dieser Wert liegt zwischen null und eins und muss für das betreffende Material bekannt sein. Zur Erklärung krame ich mal wieder das Bild von meiner morgendlichen Tasse Kaffee heraus, um Euch das alles zu erklären.

 

Testaufbau: Unterschiedliche Emissionsgrade, Transmission und Reflexionen

 

Der frisch gebrühte heiße Kaffee kommt für den Testaufbau mit ca. 80 °C in ein mit heißem Wasser bereits vorgewärmtes Glas samt heißem Edelstahllöffel und etwas Kaffeesahne, um die jeweiligen Temperaturunterschiede möglichst gering zu halten und ein zu schnelles Abkühlen zu verhindern. Ich warte trotzdem noch einige Minuten, bis Kaffee, Glas und Löffel in etwa gleich warm sind. Dann nehme ich den Löffel heraus, wische längsseits eine Hälfte mit dem Küchentuch ab und es ergibt sich das obenstehende Infrarot-Bild.

Jede Oberfläche (verschiedene Materialien und Strukturen) besitzt einen bestimmten Emissionsgrad, den man erst einmal kennen muss, um überhaupt etwas exakt messen zu können. Bessere Handhelds können manuell kalibriert werden oder man nutzt gleich eine passende Software des Herstellers. Dummerweise ist hierbei per Default fast immer ein Wert von 1.0 voreingestellt, der in der Realität nie oder nur ganz selten anzutreffen ist. Somit kann man zumindest alle Messungen, bei denen der Emissionsgrad auf 1.0 eingestellt wurde, getrost unter teuer bezahltem Entertainment verbuchen, das niemandem nützt. Denn: Ohne vorherige Ein- bzw. Angabe des betreffenden Emissionsgrades eines Messpunktes ist jede durchgeführte Messung komplett wertlos!

Was man so alles voreinstellen kann., zeigt das dritte Bild in der oben stehenden Galerie, wo in der Software bereits zu wichtigsten Faktoren hinterlegt wurden. Oder man nimmt den Wert seines Messlacks und fügt ihn der Galerie manuell zu. Die App kann einmal angelegte Werte leider nicht wieder löschen, also Vorsicht. Ich habe es dem Anbieter bereits kommuniziert, dass man da unbedingt etwas ändern sollte.

 

Kommentar

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big-maec

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Danke für den Test, das Model werde ich mir mal für später vormerken, bei Amazon ist die aber nur was für Ingenieure.:giggle:

https://www.amazon.de/Wärmebildkamera-Ingenieure-Xinfrared-PCB-Ausrichtungsmessgerät-Schaltkreise-Erkennen/dp/B0BJQ2HG9N

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Igor Wallossek

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Das ist ja die Crux mit solchen Titeln auf Amazon. Aber sie ist auch unkalibriert gut zu verwenden und eben nicht nur was für Ingenieure, aber eben auch. Die Software bietet genügend Settings, um die Resultate dem eigenen Wissenstand anzupassen. Und das Teil ist immer noch besser als ein FLIR-Handheld für 500 Euro :D

Ja, zu meckern gibt es immer was, aber das ist hier schon recht hohes Niveau. Und der Black Friday kommt ja auch bald...

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echolot

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Erst einmal ein Dankeschön für den Test. Diese Gerätschaften kommen ja auch immer mehr für den Ottonormaluser in Mode. Für was auch immer.
Das Problem ist schlicht das die wenigsten ein kalibriertes Referenzgerät zur Hand haben und eine Kalibrierung bzw. Nachjustierung sehr wahrscheinlich den Preis des Gerätes übertreffen wird. Wer mit +/- 2°C Abweichung leben kann soll damit glücklich werden. Wäre mir persönlich zu viel, wobei das ja auch von der Anwendung abhängt.

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Igor Wallossek

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Lesen, es sind Prozent. Bei 50 Grad wäre es noch +/- 1 Grad. 😂

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Selaya

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256x192? hui
fast 50,000 pixels, ist ja schon eine hausnummer

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Igor Wallossek

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Die FLIR-Dinger haben nur 80x60 :D

Außerdem laufen die Videos mit 25 FPS. FLIR schafft ganze 9 FPS (US Waffenembargo, was für ein Käse)

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J
John hill

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Sehr interessante Kommentare. Ich denke, es ist ein großartiges Werkzeug für Wärmebild-Enthusiasten und professionelle Ingenieure gleichermaßen, und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist wirklich gut (im Vergleich zu einigen der traditionellen Bosse der Branche😆).
Wissen Sie übrigens, wie viel Xinfrared dieses Produkt auf der BF-Veranstaltung anbietet?

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echolot

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1,127 Kommentare 884 Likes

Ja sorry. Habs falsch hingeschrieben.

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big-maec

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923 Kommentare 544 Likes

Mmmh kommt darauf an, es wird ja auch beworben für die Jagd. So ein Teil an der Drohne.

View image at the forums

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Igor Wallossek

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Die US-Produkte haben nur 9 FPS. :D

Ich hatte damals meine Pi450 an TH US geschickt, aber die waren zu doof, das zu benutzen. Rücksendung nach DE ging nicht, wegen des US-Waffenembargos. Das ging dann nur als deklariertes elektronisches "Ersatzteil" ;)

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ryanmi

Neuling

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Als Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik ist die Wärmebildkamera ein Werkzeug, das Sie nicht oft verwenden, aber wenn Sie es brauchen und es haben, werden Sie dankbar sein. Die Kosten sind deutlich gesunken und sogar die, die Sie mit Ihrem Telefon verwenden, funktionieren wirklich gut. T2S+ ist eine tolle Option.

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T
Theresa W Chavez

Neuling

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Great Thermal Camera from Infiray.

I have the Flir one and I can say that for macros and dynamic range of T2S surpasses my Flir one.

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G
Guest

Wenn Du die Kamera am Handy fix auf der B&T MP9 montiert hast, hast nettes warmes Bild von
0,5 bis 20 Meter. Ausreichend für "allesindienackbrar"...
Wenns größer wird, wirds schwerer, das Loipold auf der 223er oder Scar dann mit 2 Kilo.
dafür auf 300 Meter nett .) Peace :)

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e
eastcoast_pete

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1,730 Kommentare 1,062 Likes

@Danke, sehr interessant! Zwei Fragen an Dich und die anderen hier im Forum; eine davon ist wahrscheinlich etwas naiv:
1. Gerade mit KI jetzt überall, gibt es denn eine Webseite oder App, die einem von einem Bild des Gegenstandes das wahrscheinliche Material sowie die Eckdaten (Strahler) vorschlagen kann, damit die Kalibrierung klappt?
2. Hier die eventuell naive Frage: wie empfindlich ist die Kamera gegen intensives sichtbares Licht? Ist die Optik entsprechend beschichtet?
Beispiel wäre, man will eine Wandtemperatur messen an einem richtig sonnigen Tag.

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Igor Wallossek

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Zum Thema Mirroring habe ich was geschrieben und Du siehst auf der ersten Seite, dass Bolometer nur Strahlungen unterhalb des sichtbaren Lichts in einem eng definierten Band aufzeichnen. Aber: Auch Sonne hat infrarote Anteile, die man aber geschickt abschatten kann. Die Optik ist zwar vergütet, aber gegen direkte Strahlung hilft sowas bei keiner Kamera. :)

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L
Lisa J Thibodeaux

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Als Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik ist die Wärmebildkamera ein Werkzeug, das Sie nicht oft verwenden, aber wenn Sie es brauchen und es haben, werden Sie dankbar sein. Die Kosten sind deutlich gesunken und sogar die, die Sie mit Ihrem Telefon verwenden, funktionieren wirklich gut. T2S+ ist eine tolle Option.

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*
*T*A*N*K*

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Endlich mal eine gescheite Alternative zu den SeekThermal-Modellen!
Ich habe Jahrelang in der Produktion aktiver Thermografiesysteme gearbeitet und da haben wir natürlich die Möglichkeit der Überprüfung der 'billigen' Modelle genutzt. FLIR ist bei diesen mobilen Lösungen recht praktisch, aber auch sehr ungenau. Die Modelle von Seek Thermal waren damals schon genauer und zugleich preiswerter. Nachteil: sie haben auch die Einschränkung auf 9Hz (inzwischen auch mit 15 Hz verfügbar). Aber einen preiswerteren Einstieg in die Thermografie wird man nicht finden, zumindest nicht wenn das Gemessene nicht nur *bunt* sondern auch einigermaßen genau sein soll.

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J
John hill

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yes it means that technology is developing very fast and the benificial is us😂

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T
Timothy S McGraw

Neuling

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Got my T2S+ last week - and my initial tests seem to confirm my expectations: Great camera (for the price)! Crappy Android app The included pistol grip is nicely made - but it seems unnecessary and bulky and I would rather have saved the odd 20 EUR. You can just hold the small camera in the end of the included cable instead. Now, if only the app allowed manual rotation of the image...

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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