Das NAS ist fertig eingerichtet und nun?
Im ersten Schritt habe ich meine wichtigsten Verzeichnisse in den verschiedenen Systemen zur Synchronisierung konfiguriert. Das Anlegen öffentlicher Verzeichnisse ist ebenfalls einfach, allerdings stört das eher umständliche Handling der freigegebenen Ordner. Warum kann man die nicht dort, wo man sie anlegt, auch wieder löschen? Also so, wie normale Verzeihnisse auch? Der Umweg über die Systemverwaltung ist echt umständlich. Man könnte argumentieren, dass die geteilten Ordner einen essenziellen Bestandteil anderer Programme darstellen könnten (z. B. Drive oder Docker) und somit die Löschung über die Systemsteuerung in erster Linie eine zusätzliche Sicherheitsebene sei, nur würde eine simple Abfrage ja auch ausreichen, um Nutzer z.B. vor versehentlichem Löschen zu schützen.
Das Kopieren der Dateien aller Rechner habe ich komplett neu angestoßen und nicht auf das Backup des alten NAS System zurückgegriffen. Das ging mit der Nutzung beider 1-GBit/s-Anschlüsse am Ende dann doch etwas flotter als die 1:1 Kopie vom QNAP-System über eine Leitung. Außerdem: frisch ist frisch. Mein großes Bilder- und Video-Archiv habe ich allerdings dann direkt vom QNAP übernommen. Alles in allem haben über 10 TB Daten einschließlich des Webservers fast 9 Tage gebraucht, aber nun ist erst einmal Ruhe.
Spätestens nach dieser Aktion wird aber auch klar, warum ich eine bessere Schnittstelle als die standardmäßigen 1 GBit/s brauche. Vor allem beim Schreiben komme ich nämlich ins Schleudern, weil ja nicht nur ein Klient zugreifen kann, sondern einige. Dinge wie Backup, Synchronisierung und 4K-Videostream gleichzeitig sind so eine Sache, die einfach nicht gleichzeitig funktionieren. Dazu kommen noch die VHX-7000 mit den riesigen PNGs und meine beiden Oszillographen, die ich übers Ethernet protokollieren lasse. Alle Daten landen im NAS und ich arbeite nicht selten simultan an verschiedenen Arbeitsplätzen. Es ist also nicht nur die Ersteinrichtung und Sicherung, sondern vor allem auch die tägliche Arbeit mit dem System, was auf mehr Performance dringt.
Deshalb werde ich die vollständigen Benchmarks im zweiten Teil erledigen, wenn auch die Schnittstellenkarte mit ihren 10 GBit/s angekommen ist. Vorher muss ich eben etwas aufpassen und alles schön nacheinander draufschieben. Der Webserver wird aktuell also nur nachts abgezogen, zur Freude meiner Fritz!Box, die dann weniger glüht. Trotzdem will ich ja keinen dumm sterben lassen und habe bereits zwei Tests jeweils mit und ohne Cache gemacht. Bei großen Daten, wie z.B. eimem SSD Image, bringt der Cache herzlich wenig, aber bei vielen kleinen Dateien, die ich geschrieben und dann wieder gelesen habe, schon.
Man muss natürlich immer im Hinterkopf behalten, dass die Daten nach dem Vorgang noch weiter von der SSD auf die HDD geschrieben werden, bis dort alles drauf ist. Man hört es sogar, dass die Platten noch am Schreiben sind, nachdem der Kopiervorgang zum NAS bereits abgeschlossen wurde. Und man muss wissen, dass sich im Cache eigentlich überwiegend Dinge befinden, die häufiger genutzt werden. Wir sehen aber auch, dass bei den großen Dateien die Schnittstelle limitiert, denn die HDDs könnten sicher noch einen kleinen Tick schneller.
Leistungsaufnahme, Lüfter und Standby
Mit etwas über 16 Watt im Idle bei zwei verbauten Festplatten und SSDs ist die DS923+ immer noch recht genügsam. Im Standby sind es mit ErP On keine 0,3 Watt und auch ohne ErP enabled liegt man knapp unter 0,8 Watt. Damit kann man sehr gut leben. Was ein wenig stört, ist das häufige Anspringen vom Sleep Mode mit immerhin noch rund 14 Watt in den Idle Mode mit fast 17 Watt, wo es schon reicht, wenn man in einem mit dem NAS-System verbundenen Verzeichnis eine Datei zum Lesen öffnet. Hier besteht echt noch Handlungsbedarf, denn es gibt gar nichts zu synchronisieren. Außerdem stört mich das häufige Anspringen der Festplatten (Hochlaufen, Klackern), auch wenn es gar nicht nötig gewesen wäre.
Unter Volllast sind es keine 30 Watt, was sich durchaus sehen lassen kann. Der CPU-Lüfter ist definitiv hörbar, wenn das jeweils eingestellte Lüfterprofil meint, er müsse aktiv mitarbeiten. Wer viel kopiert, sollte das Ganze durchaus ernst nehmen und in den Settings eher auf Performance setzen. Dann ist es etwas lauter, aber auch kühler.
Die Geräuschentwicklung muss man in drei Bereiche trennen. Im Idle sind nur die beiden 92-mm-Lüfter aktiv und aus 50 cm Entfernung keine 24 dBA “laut”. Das kann man getrost aus der Liste streichen. Das eher breitbandige Klackern der Festplatte konkurriert mit 37 dBA in der Spitze (Peak-Wert) mit den rund 35 dBA des sirrenden CPU-Lüfters, der aber nur bei echter Last mal anspringt. In der Summe aus Lüfter und Festplattengeratter sind Peak-Werte von knapp 39 dBA durchaus machbar, aber Gott sei Dank nicht die Norm.
Ich kann jedem nur raten, das NAS-System zur Entkopplung auf eine schallisolierende Matte zu stellen, sonst gibt es über den Fußboden eine nette Schallwellenausbreitung. Aber man muss darauf achten. dass nicht etwa der Schaumstoff die Lüftungsöffnungen der SSDs zudeckt. Im direkten Vergleich ist das System nicht lauter als mein altes von QNAP, weil die Festplatten die eigentlichen Lärmbolzen sind. Was man aber am Cache mögen kann, wenn auch die Schreibfunktion aktiv ist: die mechanisch erzeugten Klackergeräusche minimieren sich auch subjektiv, weil es zwar zum “Nachschreiben” kommt, aber die Platten auch konstanter ausgelastet werden.
Zusammenfassung und Fazit
Der Synology DS923+ ist ein leistungsstarkes NAS, das ideal für kleine Büros oder Firmen wie meine geeignet ist. Ein großer Vorteil ist die Erweiterungsmöglichkeit bei wachsendem Speicherbedarf. So kann man weitere Festplatten hinzuzufügen, ohne den Server durch einen größeren ersetzen zu müssen. Eine weitere wichtige Erweiterungsmöglichkeit ist das 10 GbE-Netzwerk, allerdings über eine proprietäre und sehr teure PCIe-Karte. Die beiden NVMe-SSDs können die Leistung insbesondere in Szenarien mit hohen IOPs-Anforderungen steigern. Abgesehen vom Cache, so wie ich ihn nutze, könnten die in den NVMe-Slots installierten SSDs auch als Speicherpools verwendet werden. Ich nutze den Konjunktiv deshalb, weil Synology hier kein offenes System anbietet, sondern auf eine Firmware-Dongle setzt, der nur eigene Produkte zulässt, deren Größe uninteressant ist.
Mich betrifft es zwar nicht, aber der Umstand, dass man das Betriebssystem auf den SATA-Laufwerken installieren muss, spricht gegen eine reine NVMe-Lösung. Das Installieren des Betriebssystems auf schnelleren NVMe-Laufwerken könnte zudem kürzere Bootzeiten ermöglichen, aber nun ja. So oft muss man das ja Gott sei Dank nicht. Außerdem unterstützen die NVMe-Slots (noch) kein Hot-Swapping. Daher sollten man das NAS herunterfahren, bevor man eine der NVMe-SSDs austauscht. Auch wegen des möglichen Schreib-Caches.
Was mich ebenfalls nicht betrifft, ist jedoch ein reines AMD-Problem, nämlich die eingeschränkten Transkodierungsfähigkeiten der AMD-CPU ohne eigene Grafikeinheit. Normalerweise sorgt ein Intel-Prozessor mit integrierter Grafik für die 4K-Transkodierung. Man hätte problemlos auch auf den R1606G mit Vega 3-Grafik setzen können. Plex wird allerdings unterstützt und wenn gerade keine Konvertierungen erforderlich sind, gibt es auch keine Probleme. Als Media-Server würde die DS923+ für mich allerdings ausfallen.
Somit fällt mein Fazit am Ende des ersten Teils dann doch sehr positiv aus. Da mich und meinen Use Case die wenigen technischen Einschränkungen nicht betreffen, muss man sich eigentlich nur über den mickrigen Arbeitsspeicher, das fehlende 10 GBit/s ab Werk und die Restriktionen beim NVMe-Speicherpool ärgern. Mit Festplatten, Speicher, SSDs und Zubehör landet man dann ganz schnell weit über 1000 Euro und muss sich natürlich fragen, was einem diese Sicherheit (und auch Bequemlichkeit!) wert ist. Doch wenn es um die eignen Daten als Betriebskapital geht, sollte man auch nicht knausern. Das System ist nämlich standfest und vor allem auch sehr intuitiv zu bedienen. Das muss man erst einmal so hinbekommen. Und ja, auch das spart Zeit. Und die wiederum ist ja bekanntlich auch Geld.
Synology DiskStation DS923+, 4GB RAM, 2x Gb LAN
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Die DS923+ wurde von Synology zusammen mit den beiden Festplatten für die Tests zur Verfügung gestellt, der Arbeitsspeicher, die SSDs und sonstiges Zubehör bis hin zu 10-GBit-Switch und passenden Kabeln wurden von igor’sLAB gekauft. Eine Einflussnahme auf die Tests und die Bedingung zur Veröffentlichung bestanden nicht.
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