Das erste Exemplar, das ich bei Office Partner GmbH gekauft habe, hatte unten links einen ganzen Kluster mit mindestens drei toten schwarzen Pixeln, was ich bis dato in dieser Form noch nie gesehen hatte. Also wurde alles wieder säuberlich eingepackt und zurückgeschickt. Immer in der Hoffnung, es wird alles besser.
Das Austauschexemplar habe ich allerdings nicht mal in Betrieb genommen, weil die obere linke Ecke und entsprechend ein Teil des linken und des oberen Randes bereits offen waren.
Es war sogar schlimmer, als es auf dem Foto aussieht, denn man konnte ins Innere des Monitors blicken. Anscheinend wurde der hintere Teil des Rahmens nicht richtig angebracht, das war zumindest meine Vermutung. Bis ich dann beim dritten und vierten Exemplar feststellen musste, dass sie ein ähnliches Problem hatten. Bei den späteren Exemplaren war allerdings die obere rechte Ecke betroffen. Nach genauem Hinschauen habe ich gesehen, dass die Rückseite mit Clips befestigt war. Nun waren diese an der Ecke abgesprungen. Vorsichtig und mit etwas Kraft habe ich die obere rechte Ecke wieder befestigt.
Der Grund der offenen Ecke in drei von vier Exemplaren desselben Monitors bleibt ungewiss. Vielleicht wurde in der Fabrik unsauber gearbeitet. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Plastikclips während des Transports durch Erschütterungen abgesprungen sind. Alle Verpackungen hatten keine sichtbaren Schäden und die Monitore waren brandneu und ungeöffnet. Das Styropor rund um das Panel fand ich allerdings eher dünn und mein Eindruck ist, dass eine robustere Verpackung dem Monitor mit Sicherheit gutgetan hätte. Dieses zweite Exemplar habe ich auch bei Office Partner GmbH retourniert und den Händler gewechselt.
In der Annahme, dass ich einfach Pech hatte, wurde der MSI-Monitor ein drittes Mal bei Computer Universe bestellt. Das dritte Exemplar hatte keine toten Pixel, dafür aber die schlechteste Ausleuchtung und helle Homogenität, die ich bei einem Monitor je gesehen habe.
Die Bildmitte war rechts gelblich, wie Backlight-Bleed auf einem hellen Hintergrund oder ein „dirty screen effect“, und links blaustichig. Die Bereiche um die Ränder waren deutlich dunkler und ebenso blaustichig, und als ob das nicht genug wäre, gab es entlang des gesamten linken, oberen und rechten Bildrandes einen hellblauen Streifen, eine Art „vignetting effect“.
Dazu kamen die Gamma-Werte, die mit dem EIZO-Monitor Test bei 2.6, 2.7 lagen und somit ziemlich daneben. Grundsätzlich ist eine homogene Ausleuchtung bei größeren Panels ab 27 Zoll schwieriger zu erreichen und entsprechend bei Ultrawide Monitoren am schwierigsten. Hat sich aber der Hersteller Mühe gegeben und die Panels einigermaßen selektiert, halten sich die Abweichungen in Grenzen. Auch bei den besten LCD-Panels gibt es kleine Abweichungen in der Homogenität, diese sind jedoch messbar und nicht wahrnehmbar. Beträgt die Differenz zwischen der hellsten Bildmitte und den dunkleren Rändern oder anderen Bereichen des Bildfeldes mehr als circa 8-10%, sind diese Unterschiede sichtbar.
Die schlechte Ausleuchtung hat mich dermaßen gestört, dass ich den MSI-Support angeschrieben habe. Mir wurde angeboten, den Monitor abzuholen und ihn ins Service-Zentrum (ich glaube, das ist in Polen) zum Überprüfen zu schicken, ob die Abweichungen innerhalb der „Fertigungstoleranzen“ liegen oder nicht. Da es zwei Wochen vor Weihnachten war und die Prozedur wahrscheinlich einige Wochen in Anspruch genommen hätte mit dem Risiko, dass das Service-Zentrum den Monitor „in Ordnung“ findet, habe ich mich dazu entschieden, auch dieses dritte Exemplar zurückzuschicken, mit dem ich ohnehin unzufrieden war, und die ganze Geschichte ein und für allemal abzuschließen und mir einen anderen Monitor zu suchen. Bis ich dann am Ende Dezember gesehen habe, dass der Monitor bei Alternate im Angebot war und ich ihn ein viertes Mal bestellt habe. Eine kolossale Fehlentscheidung, die aber über die Verantwortung von MSI als Hersteller dieses Monitors nicht hinwegtäuschen soll. Das vierte Exemplar habe ich trotz seiner Mängel behalten, die eindeutig innerhalb der „Fertigungstoleranzen“ liegen, sie sind aber trotzdem Mängel.
Gemeint ist der dunkle, tote Pixel links mittig, der glücklicherweise wenig auffällt. Er ist kleiner und heller als ein Punkt in Word. Die Ausleuchtung und helle Homogenität sind besser, Abweichungen sind allerdings noch wahrnehmbar.
Der linke Rand ist dunkler und blaustichig und die hellblaue Vignette entlang aller Ränder ist auch präsent, wenn auch schwächer. Was bei diesem Exemplar deutlicher leidet, ist die schwarze Homogenität. Ich lese immer wieder in Foren die pauschale Aussage „IPS-Glow/BLB“. IPS-Glow ist eine Schwäche der Technik und gehört (leider) dazu. Backlight Bleed ist hingegen ein Mangel, da die Ausleuchtung inhomogen ist. Betroffen beim vierten Exemplar ist der Bereich oben links und ferner unten links .
Entnervt von der ganzen Geschichte habe ich beschlossen, wie oben geschrieben, den Monitor zu behalten. Nichtdestotrotz habe ich bei Alternate angefragt, ob ein zusätzlicher Rabatt wegen des Pixelfehlers möglich ist. In der Tat wurden mir 50€ zurückerstattet und zusammen mit dem Angebot kostete mich am Ende der Monitor 519 statt 679€. Hier meine Empfehlung an alle: Wenn euer neuer Monitor kleine Mängel aufweist, wie einen toten, dunklen Pixel an einem Rand, und ihr das Gerät doch behalten möchtet, sprecht den Händler an (der Fall soll auch möglichst mit Fotos dokumentiert sein). Es ist durchaus möglich, einen kleinen Rabatt zu bekommen, denn die Händler müssen sowieso mangelhafte und retournierte Monitore als B-Ware verkaufen.
Fazit und Zusammenfassung
Diesen MSI-Monitor würde ich selbstverständlich nicht noch einmal kaufen, auch wenn der Preis bei 300€ wäre. Als Kunde hat man auch bei einem günstigen Monitor Anspruch auf ein mangelfreies Produkt. Mein Samsung, Full-HD, 60 Hz, TN-Monitor hat 2011 gerade mal 190€ gekostet. Außer der grundsätzlichen TN-Schwäche in Kontrast und Farbdarstellung hatte er keine Mängel, läuft bis heute noch und wurde inzwischen in der Familie untergebracht. Der MSI ist meinem bisherigen Asus-Monitor in jeder Hinsicht überlegen. Verbaut ist allerdings ein Panel minderwertiger Herstellungsqualität, die den aktuellen Preis von mindestens 649€ keinesfalls rechtfertigt.
Aus dieser Perspektive besitzt mein älterer Asus IPS das bessere homogene Panel und es hat insgesamt eine bessere Verarbeitung: Standfuß und Vorderseite sind aus Aluminium, die Rückseite aus hochwertigem Kunststoff. Der MSI besteht dagegen aus billig wirkendem Plastik und füllt sich keineswegs wie ein WQHD-Monitor von 649€ an. Wegen des Panels könnte man hier Sharp kritisieren, auf dem Monitor steht allerdings MSI, das ich in der Pflicht sehe, eine anständige Qualitätskontrolle durchzuführen. Was MSI mit diesem Monitor geliefert hat, kann ich nur als Schande bezeichnen.
Durch meine Arbeit in der Wissenschaft habe ich in den letzten 20 Jahren mit etlichen Monitoren an Universitäten, Bibliotheken, Archiven und Museen gearbeitet, im letzten Jahrzehnt ausschließlich mit IPS. In aller Regel handelte es sich um wesentlich günstigere Office-Monitore im Vergleich zum MSI. Nie habe ich eine so konsequent schlechte Ausleuchtung bei diversen Exemplaren desselben Monitors gesehen. Pixelfehler habe ich wiederum seit ca. 15 Jahren auch nicht mehr gefunden, dieses Mal hatten das zwei von den vier Exemplaren, das erste davon sogar mehrere. Privat ist es überhaupt das erste Mal, das ich einen Monitor zurückgeschickt habe, geschweige denn mehrere davon.
An dieser Stellte möchte ich mich herzlich und ausdrücklich bei @FritzHunter bedanken, der großes Interesse für meinen Fall durch eine Diskussion im Forum gezeigt hat. Dies führte dazu, dass er alle meine Fotos und Mängelbeschreibungen samt der Seriennummer aller vier Monitore an MSI geschickt hat, damit überprüft wird, was in der Herstellung und/oder in der Qualitätskontrolle schiefgelaufen ist. Falls es Ergebnisse durch die interne Untersuchung gibt, weiß das nur MSI (oder auch nicht). Jedenfalls kann ich vom MSI Optix MAG274QRX nur abraten. Zu hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man zwar einen funktionierenden Monitor bekommt, dafür aber mit diversen Mängeln: Pixelfehler, unsaubere Verarbeitung und allem voran eine schlechte Ausleuchtung mit sichtbaren Abweichungen in der hellen und schwarzen Bildhomogenität. Was ich mit den vier Exemplaren dieses Monitors erlebt habe, übersteigt bei weitem jegliche „Panel-Lotterie“.
Grundsätzlich werde ich es mir in der Zukunft sehr gut überlegen, ob ich wieder einen MSI-Monitor kaufen werde, unabhängig davon, was für ein Panel verbaut ist. In meinem Fall gab es keine Qualitätskontrolle oder eben eine, die erst beim Kunden stattgefunden hat. Laut den Aufklebern auf der Rückseite wurden alle vier Exemplare im Januar/Februar 2022 hergestellt. Hier könnte man eine „schlechte Charge“ vermuten. Der Sinn der Qualitätskontrolle ist gerade zu verhindern, dass Produkte einer „schlechten Charge“ bei den Kunden ankommen. Immer wieder lese ich in Foren die ebenfalls pauschale Aussage „LCD/IPS-Schrott“. Wenn etwas Schrott ist, dann betrifft das vor allem die Qualitätskontrolle der Hersteller und weniger die Paneltechnik.
In Bezug auf die Qualitätskontrolle möchte ich hier das Forum Mitglied @ccr zitieren, der zum Review vom Cooler Master Tempest GP27U geschrieben hat: „Was ich nicht so toll finde: das Panel biegt sich zu den Seitenrändern nach hinten weg, das wirkt wie die gebogenen Edge Displays von Samsung Handies. Laut Foren ein häufiger Produktionsfehler, mangels Verfügbarkeit wollte ich aber nicht den Versuch eines Austausches wagen. In der Praxis und bei normalem Sitzabstand merke ich es nicht störend, aber es ist da, man kann es nicht übersehen, und es sollte bei einem Monitor in der Preisklasse nicht sein.“ Ja, es sollte bei einem Monitor dieser Preisklasse nicht sein und grundsätzlich sollte sowas nur vereinzelt vorkommen und kein „häufiger Produktionsfehler“ sein, der seinen Weg auf den Markt findet, weil anscheinend keine Qualitätskontrolle stattfindet.
Wichtige Nachbemerkung der Redaktion
Der heutige Artikel stammt vom Community-Mitglied Wellenbrecher und wurde von uns natürlich geprüft. Wir haben zu diesen Fällen bereits im August mit MSI Deutschland gesprochen und nunmehr drei Monate lang auf detailliertes Feedback gewartet. MSI hat uns gegenüber versichert, dass ihnen keine Häufung derartiger RMA-Fälle bekannt sei, so dass man vermuten muss, dass die defekten Monitore von den Händlern gar nicht an MSI geschickt wurden, sondern intern repariert und dann erneut (vielleicht als B-Ware) wieder in den Handel gelangten. Solange aber nichts an die Hersteller zurückgemeldet oder retourniert wird, können diese natürlich auch keine Häufung von Fehlerbildern registrieren. Und so glaubt am Ende jeder, er hätte den elegantesten Weg gefunden. Bis auf den Kunden, der alles mögliche bekam, nur keinen funktionierenden Monitor. Hier sollte das Qualitätsmanagement auch auf Seiten der Hersteller dringen nachbessert werden und ich bin mir sicher, es hätte wohl jeden Anbieter gleichermaßen treffen können.
Schreibt gerne in die Kommentare, wie es bisher mit euren Monitoren war. Seid ihr sofort zufrieden gewesen oder habt ihr auch die eine oder andere Monitor-Odyssee hinter euch? Um fair zu sein, kann ich mir gut vorstellen, da die meisten von euch zufrieden mit ihren Bildschirmen sind, auch mit MSI-Monitoren. Dabei möchte ich euch bitten, sachlich zu bleiben und pauschale Aussagen gegen Paneltechniken und einzelne Hersteller zu vermeiden.
MSI Optix MAG274QRXDE, 27" (9S6-3CA88A-073)
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