Lastspitzen und Kappung
Schauen wir uns zunächst einmal die fließenden Ströme an. Gemessen wurde in gröberen 20-ms-Intervallen, also rund 50 Mal pro Sekunde, um die Last am Supervisor-Chip der Netzteile zu simulieren (Abschaltung). Wir sehen, dass ALLE Lastspitzen bei spätestens 33 A abgekappt werden. Die kolportierte Gaming-Karte sollte hier maximal 2 Ampere darüber liegen.
Trotzdem müssen wir noch einen Blick auf die Spannungen werfen, bzw. das Produkt aus Spannung und Stromfluss. Ich schrieb ja bereits, dass ich hier an drei verschiedenen Netzteilanschlüssen gemessen habe, auch wenn sich am Ende auf der Platine der Grafikkarte alle Anschlüsse wieder irgendwie treffen. Das, was wir hier jetzt als viel deutlichere Schwankungen und Spitzen erkennen können, liegt am partiell ein klein wenig übervoltenden Netzteil und somit an der Spannung und nicht den Strömen. Das ist technisch bedingt, jedoch kein Beinbruch. Wir sehen jedoch auch, dass die wenigen Spitze bei knapp 450 Watt nicht durch den fließenden Strom bedingt ist (Grafikkarte), sondern eigentlich vom Netzteil her resultiert! Das liegt auch an der Topologie und vor allem den Eingangsfiltern. Die RX 7800XT könnte mit dieser Topologie locker bis zu 480 Watt spiken.
Beim Torture-Test sieht es kaum anders auch, auch wenn man hier die niedrigere TBP der RX 7900XT sieht. Doch die einzelnen Spannungsspitzen sehen eher uncool aus, übrigens bei beiden Karten.
Nimmt man jetzt wieder die Spannung mit hinzu, dann sieht man eine stärkere Welligkeit (Ripple), die sich wiederum aus der etwas hibbeligen Betriebsspannung ergibt. Allerdings muss man zur Ehrenrettung des Netzteils auch sagen, dass dies alle aktuellen Produkte aller Hersteller betrifft und sicher auch kaum zu vermeiden ist.
Weil ich es aber noch ganz genau wissen möchte, löse ich das Ganze einmal noch höher auf und nehme mir 20 ms als gesamte Laufzeit vor. Die Intervalle von 10 Mikrosekunden sind gerade noch sinnvoll messbar und wir sehen hier als graue Kurve auch einmal die Spannung, deren Mittelwert zwar bei knapp über 12 Volt liegt, die aber nichtsdestotrotz im Rahmen des Zulässigen noch etwas alterniert. Wir sehen eine echte Kappung bei rund 34 Ampere. Bei der RX 7800XT wären es sicher 35 Ampere oder mehr.
Rechnet man das dann auf die Leistungsaufnahme in Watt um, dann erhält man dieses Bild:
Das Ganze habe ich auch noch einmal für den Torture-Loop gemacht, bei dem wir die regelmäßigen Drops bewundern dürfen. Zunächst wieder die Ströme, die aber in jedem Anstieg noch jede Menge eigenartiger, sporadisch wiederkehrender Drops aufweisen. Das sieht aus wie ein heftiger Schluckauf, bevor die Leistung kurz darauf wieder richtig gedrosselt wird.
Und dann wieder gesamte Watt-Zahl:
Netzteilempfehlung
Kommen wir nun zu dem Punkt, der die erwartete Sensation explodierender Netzteile komplett ad absurdum führt. Selbst WENN man die Karte hoffnungslos überpowert, braucht eigentlich kein Mensch ATX 3.0 Netzteile über 1000 Watt, es sei denn, die CPU frisst mehr als 300 Watt. Das ist wirklich eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die darbende Netzteilindustrie und befriedigt nur die kranke Phantasie einiger Normierungs-Fetischisten. Das muss man wirklich mal so hart formulieren. Ich würde für die Radeon Pro W7800 rund 400 Watt für die GPU-Leistung veranschlagen, für die kolportierte RX 7800XT dann 450 Watt. Je nach CPU und Peripherie sollte das Gesamtsystem mit 650 bis 700 Watt ausreichen.
Dahingehend formuliere ich auch meine Netzteilempfehlung, die bei beiden Modellen so lautet, dass man mit einem modernen 650-Watt Gold- oder Platin-Netzteil recht sicher hinkommen sollte. Wer alles knallhart übertakten möchte, sollte noch einmal 100 Watt mehr einplanen, was vor allem auch für die möglichen Boardpartner-Karten gilt.
- 1 - Einführung, technische Daten und Technologie
- 2 - Test System im igor'sLAB MIFCOM-PC
- 3 - Gaming Performance Full-HD (1920 x 1080)
- 4 - Gaming Performance QHD (2560 x 1440)
- 5 - Gaming Performance UHD (3840 x 2160)
- 6 - Details: Leistungsaufnahme und Lastverteilung
- 7 - Lastspitzen, Kappung und Netzteilempfehlung
- 8 - Zusammenfassung und Fazit
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