Lastspitzen und Kappung
Schauen wir uns zunächst einmal die fließenden Ströme am 12VHPWR an. Ich habe hier bewusst eine Verteilung auf drei einzelne 6+2-Pin-Kabel am CableMod-Adapter gewählt, weil es noch eine gewisse Eigenheit im Zusammenspiel mit dem Netzteil zeigt. Zunächst werfen wir einen Blick auf die fließenden Ströme beim Gaming und rund 320 Watt Leistungsaufnahme. Gemessen wurde in gröberen 20-ms-Intervallen, also rund 50 Mal pro Sekunde, um die Last am Supervisor-Chip der Netzteile zu simulieren (Abschaltung). Wir sehen, dass ALLE Lastspitzen bei spätestens 34 A abgekappt werden.
Trotzdem müssen wir noch einen Blick auf die Spannungen werfen, bzw. das Produkt aus Spannung und Stromfluss. Ich schrieb ja bereits, dass ich hier an drei verschiedenen Netzteilanschlüssen gemessen habe, auch wenn sich am Ende auf der Platine der Grafikkarte alle drei Anschlüsse wieder treffen (bzw. im Adapter). Das, was wir hier jetzt als viel deutlichere Schwankungen und Spitzen erkennen können, liegt am partiell übervoltenden Netzteil und somit an der Spannung und nicht den Strömen. Das ist technisch bedingt, jedoch kein Beinbruch.
Beim Torture-Test sieht es auf Seiten der Grafikkarte sogar noch besser aus. Die Karte kappt die Ströme bereits bei rund 33 Ampere gnadenlos. Außer den Drops, die ja unschädlich sind und zum Schutz der Karte dienen, gibt es keinerlei Auffälligkeiten.
Nimmt man jetzt wieder die Spannung mit hinzu, dann sieht man eine stärkere Welligkeit (Ripple), die sich wiederum aus der etwas hibbeligen Betriebsspannung ergibt. Allerdings muss man zur Ehrenrettung des Netzteils auch sagen, dass dies alle aktuellen Produkte aller Hersteller betrifft und sicher auch kaum zu vermeiden ist. Auch hier gibt es wieder den Vergleich ohne und mit OC.
Weil ich es aber noch ganz genau wissen möchte, löse ich das Ganze einmal noch höher auf und nehme mir 20 ms als gesamte Laufzeit vor. Die Intervalle von 10 Mikrosekunden sind gerade noch sinnvoll messbar und wir sehen hier als pinke Kurve auch einmal die Spannung, deren Mittelwert zwar bei 12 Volt liegt, die aber nichtsdestotrotz im Rahmen des Zulässigen etwas alterniert.
Rechnet man das dann auf die Leistungsaufnahme in Watt um, dann erhält man dieses Bild:
Das Ganze habe ich auch noch einmal für den Torture-Loop gemacht, bei dem wir die regelmäßigen Drops bewundern dürfen. Zunächst wieder die Ströme:
Und dann wieder gesamte Watt-Zahl:
Netzteilempfehlung
Kommen wir nun zu dem Punkt, der die erwartete Sensation explodierender Netzteile samt des ATX-3.0-Geblubbers komplett ad absurdum führt. Selbst WENN man die Karte hoffnungslos überpowern würde (was hier nicht mal geht), braucht eigentlich kein Mensch ATX 3.0 Netzteile über 1000 Watt, es sei denn, die CPU frisst mehr als 300 Watt. Das ist wirklich eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die darbende Netzteilindustrie und befriedigt nur die kranke Phantasie einiger Normierungs-Fetischisten.
Das muss man wirklich mal so hart formulieren. Gut, diese Karte zieht selbst bei Volllast keine 330 Watt am 12VHPWR, aber fast. Ich konnte diese Last auch nur mit Furmark erreichen, so dass hier die Transienten nur sehr minimal ausfallen, weil es auch kaum Lastwechsel gibt. Man sollte also auch zusammen mit der CPU immer unter 650 Watt bleiben.
Dahingehend formuliere ich auch meine Netzteilempfehlung, die bei den 320-Watt-Modellen der GeForce RTX 4080 so lautet, dass man mit einem modernen 650-Watt Gold- oder Platin-Netzteil recht sicher hinkommen sollte, wenn der Spannungsversorger kein absoluter Schrott ist. Wer die vollen 420 Watt PL ausnutzen will, kommt auch mit einem guten 850-Watt-Netzteil sicher klar.
- 1 - Einführung, technische Daten und Technologie
- 2 - Test System im igor'sLAB MIFCOM-PC
- 3 - Teardown: Platine und Kühler
- 4 - Gaming-Performance
- 5 - Leistungsaufnahme und Lastverteilung
- 6 - Lastspitzen, Kappung und Netzteilempfehlung
- 7 - Temperaturen, Taktraten, Lüfter und Lautstärke
- 8 - Zusammenfassung und Fazit
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