Hallo, ich bin Bernhard, leitender Entwickler für Hardware bei ELITKon GmbH, Freizeitautor, Community-Mitglied, verheiratet, gestresst und noch vieles mehr. Zu meinem Arbeitgeber, der dieses Hilfsaktion freundlicherweise hat durchlaufen lassen, muss ich natürlich auch noch ein paar Worte verlieren. Die Elektro- und Informationstechnik Konrad (kurz ELITKon) ist ein ausgegliederter Entwicklungsarm der Firma IMPKON, die wiederum EZModding betreibt und sich auf den Vertrieb von Wasserkühlungskomponenten spezialisiert hat.
Letztes Jahr kam dann die Idee auf, die Entwicklung eigener Produkte im Endkundenbereich zu intensivieren. Kevin Konrad, der Geschäftsführer der ELITKon GmbH fusionierte dann mit mir, Bernhard Baumgartner und meinem Unternehmen namens CrankzWare. Nachdem die Übernahme und der Technologieaustausch vollzogen waren, konnte es mit der Entwicklung und der strategischen Ausrichtung unserer kleinen Firma weitergehen. Fokuspunkte sind hierbei die Entwicklung von Computerhardware und Elektronik für den Endkunden und die Reparatur von PC-Hardware. Wir haben mittlerweile sowohl Industrie- als auch Privatkunden. Um unsere eigene Prägung nicht zu vergessen, bieten wir für Einzelprojekte aus dem Bereich Optoelektronik und Casemodding auch attraktiv günstige Engineering-Preise für den Privatanwender an. So, reicht.
Heute nehme ich (Bernhard) euch einfach mal an die Hand und mit in mein Labor. Dort beleuchten wir die Reparatur einer AMD-GPU aus der IgorsLab Community (siehe Bild oben) mal als ein schönes praktisches Beispiel.
Wichtiges Vorwort zum gern genommenen Backofen
Lasst mich bitte vorher noch ein Wort an euch und eure Gesundheit richten: Bitte hört damit auf, elektronische Komponenten im hauseigenen Backofen neu verlöten zu wollen. Als Bild hänge ich euch ein jetzt einmal ein sogenanntes Reflow-Profil nach JEDEC-Spec an und dann wisst Ihr auch, warum man nicht immer das machen sollte, was in YouTube so einfach aussieht:
- Ihr setzt euch und eurem Backofen gefährlichen Gasen aus, die Ihr nie wieder aus dem Ofen bekommt (Formaldehyd, Acetaldehyd sowie Harz- und ggf. Bleigase), welche dann bei jeder Nahrungszubereitung wieder erhitzt werden
- Ihr könnt weder zeitlich noch temperaturtechnisch auch nur im Entferntesten das Reflow-Profil einhalten, wodurch eure Hardware und die Komponenten darauf zusätzlich leiden.
So, nun aber genug der Worte meiner eindrücklichen Warnung, lasst uns aufbrechen ins ELITKon-Labor:
Wie Ihr seht, besteht mein kleines Labor aus einem Arbeits-PC zum Entwickeln von Hardware, ein SMD-Rework-Platz ist genauso vorhanden wie eine Heißluftlötstation und auch ein normaler Lötkolben. Für die knisternde Spannung beim Arbeiten sorgen zwei getrennte Labornetzteile, fehlende Fingerfertigkeit gleicht eine dritte Hand mit Lupe und Beleuchtung aus. Eine mobile Absaugung ist vorhanden, genau wie Atemschutz und ein Oszilloskop. Für mein Tägliches Arbeitskontingent habe ich noch viele andere kleinere, zum Teil aber auch teure Werkzeuge, welche hier auf diesem Bild nicht ersichtlich sind.
Was aber ist eigentlich das große Problem mit der Reparatur von PC-Komponenten, welches uns dazu bewegt, enorm restriktive AGB durchzusetzen? Erstens ist da die Dokumentenlage. Man bekommt wieder Schaltplan, noch Platinenlayout von diesen Karten, wir haben also kein Hilfsmittel zur Orientierung, wie die einzelnen Bauteile genau miteinander verschaltet sind. Gerade das wäre aber für eine zielsichere Reparatur absolut von Nöten. Weiter erschwert wird unsere Arbeit aufgrund der schieren Komplexität der Hardware.
Mehrere tausend Kondensatoren, Widerstände und Chips, welche alle eine andere Aufgabe und andere Werte aufweisen sind nicht einfach in einen logischen Aufbau zu bringen. Auch vorhergehende Schäden, wie z.B. Kurzschlüsse durch Liquid Metal oder Wasserschäden können die Komponenten unsichtbar beschädigen und davor- oder dahinter liegende Schaltkreise ebenso vernichten. Es ist einfach immer ein Ritt auf der Kanonenkugel in ein unbekanntes Land. Natürlich hilft es und schon, langjährige Erfahrung im Hardwaredesign zu haben und schon tausende Geräte repariert zu haben, dennoch gibt es wie so oft im Leben keine Garantie.
Wer ist aber nun der Patient? Eine von Igor an uns vermittelte AMD RX 6800, die momentan weder ein konstantes Bild ausgibt, noch die Lüfter anlaufen lässt. Doch die Symptome werden noch diffuser: Die GPU lässt den PC im Hintergrund ohne Bild hochfahren und beim Abschalten werden kurz die Lüfter getriggert. Parallel dazu soll die Karte auch verbrannt riechen und ja, der olfaktorische Faktor bei solch einer Reparatur ist definitiv nicht zu unterschätzen. Mal abgesehen vom in die Nase eingebrannten Marlboro-Männchen. Auf geht’s!
- 1 - Grafikkarten-Tod, eBay und die Umstände
- 2 - Erste Erkenntnisse und Kopfschütteln
- 3 - Wundverband und Überweisung zum Spezialisten
- 4 - ELITKon wer? Dinge, die nur der Fachman hinbekommt
- 5 - Zerlegen, Prüfen und Messen
- 6 - Flux, Reflow und die wundersame Genesung
- 7 - Inbetriebnahme, Zusammenfassung und Krankenhausanschrift
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