Zunächst habe ich die Karte gesäubert. Mein geliebtes Isopropanol ist der Problemlöser für all das, was sich mit Küchenpapier (Kühlerboden) und Vlies (Platine) nicht stressfrei entfernen ließ. Bitte übt nicht zu viel Druck aus, sonst reißt man schneller die kleinen SMD-Komponenten ab, als es einem lieb sein kann. Für die ganzen Lücken und Kanten, auch und vor allem neben der GPU, nehme ich immer Ohrstäbchen, die man beim abziehen (nie schieben!) auch leicht drehen kann. Erst trocken, dann noch einmal mit Isopropanol. Denn es gibt nichts fieseres, wenn sich später auf der Kühlerfläche verschiedene Pasten vermischen. Wir erkennen auf dem Package an den Rändern auch noch die Bereiche, wo ich die Reste vorsichtshalber nicht komplett entfernt habe, um auch ja nichts abzureißen. Aber dort schadet das auch nichts.
Nachdem alles getrocknet (bzw. verdunstet) war, habe ich die Speicher wieder mit den Original-Pads aus meinem Bestand bestückt, die Spannungswandler testweise mit ultra-soften Originalpads von EVGA und dann die die Wärmeleitpaste aufgetragen, wobei es dazu noch ein paar Worte zu verlieren gibt (siehe Anmerkung und Bilder auf der vorigen Seite)
Die von mir verwendete Apex von Alphacool lässt sich perfekt verdrücken, wie wir gleich noch sehen werden, Die Konsistenz ist auch für Grafikkarten ideal und es läuft auch nichts weg bzw. blutet nichts aus. Da kann man auch ruhig mal etwas mehr nehmen, denn die Schicht wird richtig schön dünn, wenn man die Schrauben auch fachgerecht und in der richtigen Reihenfolge festzieht.
Ich habe die Karte nach meinen Tests wieder auseinander genommen und mit die Abdrücke der Pads sowie die Wärmeleitpasten-Verteilung genauer angeschaut. Besser kann man es eigentlich gar nicht hinbekommen (ich klopfe mir hier mal frech selbst auf die Schulter), denn die Menge war trotz der klobig wirkenden Wurst fast perfekt und die Schicht gleichmäßig dünn. Das, was hier an Paste fehlt…
…findet sich dann am Kühlerboden wieder. Die Fehlstelle, so wir sie vorhin im Original bewundern konnten, ist komplett verschwunden. Das wiederum sagt uns auch, dass der Chip keinen Buckel hat, sondern wohl eher Horst-Jason. Manchmal fragt man sich wirklich, ob man nicht auch für Schraubendreher besser Waffenscheine samt eingehender praktischer Prüfung der Antragsteller fordern sollte.
Ja, die Temepraturen waren besser, aber die Karte blieb irgendwann dann komplett dunkel. Mal wieder. Sie war sauber, ordentlich verbunden und auch wieder exakt zusammengeflickt worden – und trotzdem noch defekt. Ich hätte an dieser Stelle natürlich aufhören und aufgeben können, bis mir Bernhard einfiel, der solche Rettungsaktionen (neben vielen anderen Dingen) mittlerweile hauptberuflich unternimmt. Und da viele Leser sicher auch immer schon mal wissen wollten, wie so eine “Privat RMA” funktioniert, habe ich das Spiel einfach mal in die Verlängerung geschickt.
Ab der nächsten Seite übergebe ich deshalb auch verbal an Bernhard, der dann das weitere Vorgehen aus seiner Sichtweise beschreiben wird. Und ich darf Euch versprechen, es bleibt spannend!
- 1 - Grafikkarten-Tod, eBay und die Umstände
- 2 - Erste Erkenntnisse und Kopfschütteln
- 3 - Wundverband und Überweisung zum Spezialisten
- 4 - ELITKon wer? Dinge, die nur der Fachman hinbekommt
- 5 - Zerlegen, Prüfen und Messen
- 6 - Flux, Reflow und die wundersame Genesung
- 7 - Inbetriebnahme, Zusammenfassung und Krankenhausanschrift
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