Auch wenn mit der Käufer wirklich leid tat, ich werde nie wieder Gegenstände aus Raucherhaushalten annehmen. Diesmal habe ich die Karte erst einmal im Lager 2 Tage auslüften lassen, nachdem ich sie einmal richtig durchgeblasen hatte. Die Verpackung habe ich nach den Fotos sofort auch wieder dorthin verfrachtet. Das vorab mal als Bitte an die Leser, solche Teile in Zukunft nicht mehr zu schicken. Es ist nicht nur eine olfaktorische Zumutung, sondern es schadet auch der Hardware ungemein. Denn solche Ablagerungen sind nicht nur eklig, sondern auch schädlich. Doch zurück zur Karte und der ersten Inaugenscheinnahme: Bildschirm gleich wieder schwarz, aber keine Fehlermeldung vom System, die Lüfter drehen auch nicht mehr.
Blieben also nur die Schlachtbank und das vorsichtige Filetieren. Was ich dann als Erstes sah, war ein lose hängendes, nicht angeschlossenes Kabel der RGB-Beleuchtung der Abdeckung. Ich habe den Käufer etwas scheinheilig (und mit einer gewissen Absicht) eher so nebenher mit gefragt, ob ihm die frontseitige Illumination der Red Devil denn gefallen hätte und bekam als spontane Antwort “Welche Beleuchtung”? Womit ich ziemlich sicher davon ausgehen kann, dass der Stecker schon beim Kauf ab war. Warum der gar nicht halten konnte, sehen wir gleich noch.
Ich dokumentiere (nicht nur) bei solchen Dingen sehr akribisch den Verlauf (weshalb ich ein Smartphone mit ordentlichen Kamera und 1 TB Speicher nutze) in Form von Fotos und auch Videos. Erstens als Beweis bzw. Bestandsaufnahme und Zweitens auch als Orientierungshilfe für später, damit man auch nach Tagen oder Wochen noch weiß, was wohin gehört und warum. Stichwort Reihenfolge und Schraubenlänge. Dass unterhalb des Steckers hier etwas Wichtiges fehlt, das sieht man auch schon vor der Demontage des Kühlers. Also Linse draufhalten und weiter.
Dreht man die Karte einmal um, dann sieht man an der Unterseite zwei weitere Dinge. Erstens ist der Lüfteranschluss (Buchse) leicht schräg, weil jemand den Stecker schon einmal unwissend und mit Gewalt herausgewürgt haben muss und auch die Halterung des Kabels am Kühler hat einen Schlag mitbekommen. Wenn man nicht weiß, wie man solche Mini-Stecker fachgerecht löst und auch kein passendes Werkzeug besitzt (Stichwort Spezial-Zange / Spreizer), dann sollte man so etwas besser lassen. Die Sachen werden durch sinnlose Gewaltanwendung nicht besser. Zumal man Zweitens auch sieht, dass die Platine bereits verzogen und der Kühler leicht verbogen ist.
Man muss kein Fachmann sein, um auf dem Bild unten zu erkennen, dass solche Abreiß-Aktionen auch die Buchsen mit ins Jenseits befördern können. Und wir sind wieder beim RGB-Anschluss angelangt, den man mangels Gegenstück nirgendwo mehr einstecken kann. Das merken wir uns mal.
Und nun kommen wir noch elegant zur Wärmeleitpaste, was zugegeben ein Steckenpferd von mir ist. Das Abrissbild der Fläche lässt uns mehrere interessante Schlüsse ziehen. Die Wärmeleitpaste taugt nichts und wurde zudem in viel zu großer Menge aufgetragen. Der Abdruck und die Fehlstelle sind der Beleg dafür, dass der Kühler unsachgemäß verschraubt wurde, was zu einem fehlerhaften und ungleichmäßigen Anpressdruck führt. Ich zeige Euch auf der nächsten Seite gleich, wie so etwas richtig auszusehen hat.
Man erkennt das Elend auch auf der Gegenseite am Kühler, wo Horst-Jason das Elend komplett falsch angezogen haben muss. Wenn etwas so aussieht wie das hier, dann ist das thermische Fiasko nicht mehr weit. Doch es kam noch viel, viel schlimmer….
Betrachten wir die Wärmeleitpads der einen Spannungswandlerreihe, dann erkennen wir merkwürdige graue Reste und auch gestückelte Streifen. Es ist also ein Replacement und nicht mehr die Originalbestückung mit passenden Wärmeleitpads. Doch was sind das für graue Krümel?
Der Erstbesitzer, also unser Horst-Jason (Name geändert) hat hier die originalen, grauen Pads von PowerColor einfach abgerissen. Die kleben nämlich recht ordentlich und für genau solche Fälle hat der liebe Hardware-Gott schon am allerersten Tag der Schöpfung den Spatel geschaffen. Naja, aber das muss man halt wissen. die Reste der alten Pads kleben jedenfalls noch auf den MOSFETS (Smart Power Stages, kurz SPS) der Spannungswandler und das neue Pad wurde einfach draufgepappt. Reinigen? Scheinbar überbewertet.
Die zweite Spannungswandlerreihe wurde hingegen mit einen zu dünnen Ersatz-Pad gestückt und dürfte somit kaum in den Genuss einer gewissen Kühlung gekommen sein Abdrücke? Ja wie denn auch, es war eine schlichte Luftnummer mit Doppel-Spalt.
Ich vermute mal, hier hat wirklich jemand ohne Wissen und handwerkliches Geschick versucht, die RX 6800 entweder zu modden (Pads und Paste tauschen), was bei der Red Devil an sich schon hirnrissig ist, oder es war ein Wasserkühlungsumbau, den man dann wieder rückgängig gemacht hat. Sei es, wie es sei, so kann man mit Hardware einfach nicht umgehen. Um echte Belastungstests mit ordentlicher Kühlung machen zu können, habe ich die Karte erst einmal ambulant behandelt. Bitte weiterblättern!
- 1 - Grafikkarten-Tod, eBay und die Umstände
- 2 - Erste Erkenntnisse und Kopfschütteln
- 3 - Wundverband und Überweisung zum Spezialisten
- 4 - ELITKon wer? Dinge, die nur der Fachman hinbekommt
- 5 - Zerlegen, Prüfen und Messen
- 6 - Flux, Reflow und die wundersame Genesung
- 7 - Inbetriebnahme, Zusammenfassung und Krankenhausanschrift
50 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Urgestein
Veteran
Mitglied
Veteran
1
Mitglied
Urgestein
Neuling
Mitglied
Neuling
Mitglied
Urgestein
Urgestein
1
Mitglied
Urgestein
Mitglied
Veteran
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →