Spiele-Performance
Alle Karten sind diesmal ausschließlich werksübertaktete Karten, so dass es auch zu keinen Verzerrungen der Abstände kommt. Schauen wir uns nun noch einmal alles in Prozenten an. Die Gewinne und Verluste halten sich in Grenzen, die GeForce RTX 3090 Ti liegt in der aus 10 Spielen kumulierten Gesamtperformance in UHD (“4K”) reichlich 5 Prozentpunkte vor der RTX 3090, in QHD sind es noch 4,4 Prozentpunkte und in Full-HD sogar nur noch 2,4 Prozentpunkte. Overhead und CPU-Limit ärgern hie das dicke teil gleichermaßen. Auch alle anderen Karten sortieren sich brav ein.
Betrachten wir nun die Min-FPS, also das P1 (1% Low). Auch hier sind es keine großen Unterschiede. Die neue GeForce RTX 3090 Ti liegt mit 2,7 Prozentpunkten in UHD vorn, in QHD sind es 3,7 Prozentpunkte und mit einsetzender CPU- und Treiberbremse sind es sogar nur noch 1,9 Prozentpunkte Vorsprung. Das ist alles quasi subjektiv nicht mehr wahrnehmbar.
Auch das mit der Effizienz müssen wir noch üben, denn da sieht es für die GeForce RTX 3090 Ti richtig schlecht aus. Der Sweetspot liegt in weiter Ferne versteckt und die Karte trinkt, als gäbe es kein Morgen mehr. Auch dafür habe ich die passenden Kumulationen über alle Spiele und Auflösungen gemacht und die eingesetzten Watt pro gerendertem FPS ermittelt. Es ist übrigens interessant, wie sich diese Werte über die Auflösungen hin ändern, denn wenn die RTX 3090 Ti in den kleineren Auflösungen nicht mehr mit echter Volllast laufen muss, wird der Durst plötzlich manierlicher. Ich erinnere da gern an die RTX A6000, deren Vollausbau (analog zur RTX 3090 Ti) samt 48 GB GDDR6 mit bescheidenen 300 Watt TBP und ohne OC quasi das Niveau der GeForce RTX 3080 Ti erreicht! Hubraum statt Spoiler funktioniert auch bei Grafikkarten, nur muss man auch den Mut dazu haben.
Zusammenfassung
Die GeForce RTX 3090 Ti positioniert sich somit genau dort, wo sich früher immer so eine der begehrten und auch seltenen (weil teuren) Titan-Karten bei NVIDIA einsortiert hat. Vielleicht steht das Ti ja auch in diesem Falle zumindest für Titan und NVIDIA sind nur die restlichen Buchstaben Corona-bedingt abhanden gekommen. Wer weiß. Nur hätte sich als Titan Ampere auch die Zielgruppe deutlicher herausgestellt, denn es ist am Ende wirklich keine echte Gamer-Karte, sondern eher ein Biest für echt fette Workloads abseits der ganzen Pixelhaufen, wenn beim (gewerblichen) Käufer die Kohle nur locker genug sitzt und eine RTX A6000 doch zu teuer erscheint. Auch so etwas soll es ja geben.
Besitzer eine GeForce RTX 3090 brauchen diese Karte also nicht, das wäre noch nicht einmal ein Side-Grade, sondern nur verschwendetes Geld. Somit wird also auch der Aufschrei der ehemaligen Top-Modell-Besitzer etwas leiser ausfallen, wenn man plötzlich nicht mehr die schnellste Karte am Markt sein Eigen nennen kann. Der Leistungszuwachs beim Gaming ist wirklich überschaubar, der Durst an der Steckdose ist es leider nicht. Womit wir wieder beim hoch-energetischen Modellcharakter dessen angekommen wären, was uns wohl im Herbst dann erwartet. Für Ultra-HD mag die Karte noch taugen, aber bei geringeren Auflösungen stellt sich echt die Frage nach dem Sinn eines solchen Boliden.
Nein, ich heiße diese Verschwendung wertvoller Ressourcen definitiv nicht gut, wenn man das Ganze wirklich nur aufs reine Gaming reduziert. Und zum Mining habe ich ja eh eine begründet negative Meinung. Für die Content-Creation ist die Karte durchaus eine hochinteressante Offerte, aber es ist und bleibt wirklich die Ausnahme. Die GeForce RTX 3090 Ti zeigt dem eingeweihten Betrachter (und da habe ich Euch ja heute etwas schlauer gemacht) jedoch bereits heute, was technisch gesehen in Bezug auf Spannungswandler, Lastspitzen und Kühlung machbar ist, wenn man es mit ausreichend Vorbereitung und kreativem Einsatz angeht.
Ich finde es wirklich bemerkenswert, dass die tatsächlichen Lastspitzen trotz der bis zu 500 Watt Leistungsaufnahme die 600 Watt nicht überschreiten. Da habe ich zu Anfangszeiten der GeForce RTX 3080 schon bedenklichere Spikes registriert. Dass man generell mehr und bessere Kondensatoren in den Versorgungszweigen zur GPU und dem RAM und ein besseres Layout nutzt, ist auch eine gute und zielführende Maßnahme, die man schon viel eher hätte umsetzen können. Da hat AMD bisher das bessere Konzept besessen. Jetzt ist man auch bei NVIDIA quasi wieder on pair bzw. sogar leicht vorn.
MSI GeForce RTX 3090 Ti SUPRIM X 24 GB
An dieser Stelle muss ich betonen, dass ich der GeForce RTX 3090 Ti als solcher keinen Kauftipp geben werde, weil ich die Zielgruppe als zu begrenzt und den Mehrwert für die Allgemeinheit als zu gering erachte. Auch wenn eine elektrische Heizung mit Bildschirmausgang in LEDs in Zeiten explodierender Gaspreise durchaus einen gewissen Charme entwickelt, es ist für den Normalanwender einfach too much. Nein, das muss man sich nicht geben, es sind sinnlos vergeudete Ressourcen.
Zumindest hat MSI aus den Problemen mit der exorbitanten Leistungsaufnahme noch eine Tugend gemacht, die ich durchaus belohnen möchte. Die gebändigten Lastspitzen und die sehr gut bestückte Platine sowie der mächtige Kühler müssen sich nicht verstecken, sondern liegen weit über dem üblichen Durchschnitt. genau dafür gibt es auch den eher seltenen Enthusiasten Award von mir, weil ich die Technik hinter der Heizsonne so gut und interessant finde. Einbauen würde ich sie mir für den Eigengebrauch jedoch nicht, denn auch ich weiß, dass der Strom nicht aus der Wand kommt und man diesen Lebensstil wirklich teuer bezahlt. Nicht nur mit dem eigenen Geld, sondern auch den Chancen kommender Generationen.
Die einzige Rettung aus dieser energetischen Irrsinns-Spirale ist der Umstand, dass sich die Verbreitung wohl doch eher in homöopathischen Dosen gestalten wird. Und ein paar Verrückte werden das Weltklima auch sicher nicht nachhaltig ruinieren. Massentauglich ist die Karte jedenfalls nicht, das muss man sich einfach eingestehen. Nimmt man nun den Ausnahmecharakter und die die realistisch zu liefernde Stückzahl, dann muss der Aufschrei nicht ganz so brutal erfolgen. Nur einen Denkanstoß bekommt man auch hier wieder, denn die Richtung stimmt so nicht.
Fazit
Es ist eine technisch brillante Umsetzung eines arg abgenutzten, monolithischen Konzeptes, das diese Karte mit viel Energie immerhin wieder an die Leistungsspitze katapultiert. Auch diese Erkenntnis muss man neidlos anerkennen, auch wenn es sicher viele gute Argumente dagegen gibt. Die Performance wäre dann wenigstens eines dafür. Das Einzige übrigens. Das mit dem Preis hingegen muss man erst einmal abwarten NVIDIA nennt 2459 Euro als UVP für die Founders Edition. Über Verfügbarkeit zum Launch und Stückzahlen im weiteren Verlauf wurde bisher leider nichts mitgeteilt.
Die Karte und das Netzteil wurden igorsLAB von MSI unter NDA mit der Bedingung zum Testen zur Verfügung gestellt, den festgelegten Veröffentlichungstermin zum Fall des jeweiligen NDA nicht zu unterschreiten. Eine mögliche Einflussnahme des Herstellers auf den Test und die Ergebnisse fand nicht statt, es bestand auch keine bindende Verpflichtung zur Veröffentlichung.
- 1 - Einführung, Unboxing und technische Daten
- 2 - Netzteil und Testsystem
- 3 - Teardown, Platinenanalyse und Kühler
- 4 - Gaming Performance (Bars)
- 5 - Gaming Performance (Curves)
- 6 - Percentiles (Curves)
- 7 - Frame Times (Curves)
- 8 - Frame Times (Bars)
- 9 - Variances (Bars)
- 10 - Power Draw GPU im Detail (jedes Spiel)
- 11 - Power Draw CPU im Detail (jedes Spiel)
- 12 - Effizienz im Detail (jedes Spiel)
- 13 - Leistungsaufnahme in Spielen und Anwendungen
- 14 - Normeinhaltung, Lastspitzen und Netzteilempfehlung
- 15 - Temperaturen und Infrarot-Tests
- 16 - Geräuschemission / Noise
- 17 - Zusammenfassung. Features und Fazit
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