Zuerst hab ich mir eine ATI Radeon HD 5850 als Referenzmodell (Markteinführung September 2009) vorgenommen, die ich nachmittags im Briefkasten gefunden hab – 20 Euro war mein Investment. Dieses Kartendesign mit Radiallüftern, was kann man dazu sagen? Meine Antwort wäre: Welch ein Segen, dass wir heute bei Gamingkarten nur noch Axiallüfter haben! Leider ist die Originalverpackung bei solch alten Karten in der Regel futsch – diese Karte kam im praktischen Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss.
Die erste visuelle Inspektion lässt bei dieser allerdings nichts Gutes erahnen. Aus dem fast ikonischen Radiallüfter guckt bereits brauner Schmodder hervor. Aber egal, wenn hier ne alte Karte ankommt, wird die ja eh immer als erstes zerlegt, gereinigt und repasted. Gut, dass ich eine FFP2 Maske zur Hand hatte – wozu so eine Pandemie alles gut ist …
Also das Staubnest am Kühlblock war der Hammer, dieser Luftkühler kann schon lange garnicht mehr funktioniert haben. Irgendwann ist die Putzarbeit dann aber auch geschafft und die nächste Herausforderung kommt: Einbau und Inbetriebnahme – was man zunächst garnicht erwarten würde. Die Hürde hierbei ist das BIOS, UEFI, wie auch immer. Während ich normal als UEFI in eine M2 mit Produktivsystem boote, nutze ich für die wilderen Spielchen ein Benchsystem auf SSD (SATA), welches ich bei den alten, gut abgehangenen Grafikkarten als CSM booten muss.
Leider machts mir mein dunkles Helden-BIOS da etwas schwer, denn es speichert mir nicht alle Einstellungen unter den Presets, so dass UEFI vs. CSM und die Einstellung der Bootreihenfolge immer wieder nochmals separat gemacht werden müssen. Mittlerweile bin ich über den CMOS-Reset Button ganz froh, einmal gedrückt, dann kapiert auch das Bios, dass ich irgendwas will. Ohne den Reset hab ich schon einige Bootloops erlebt, aus denen am Ende nichts vernünftiges herauskam.
Nun also geht’s ans richtige Tunen! Während wir bei aktuellen AMD-Karten per Wattman sowie MPT eine (fast) unüberschaubare Vielzahl an Werten manipulieren können, sind es bei den älteren Karten meist nur drei bis vier: GPU Takt, VRAM Takt, Spannung und Leistung. Dazu kommen die Lüfter – mehr geben die üblichen Verdächtigen unter den Tuningprogrammen nicht her.
Lastfall: stock performance
Als erstes schaue ich in der Regel, was die Karten in den Benchmarks abliefern, wenn ich sie einfach nur @stock laufen lasse, sprich die Einstellungen im Treiber nicht anfasse. Auch die Temperaturen auf der GPU (mal ist es ein Sensor, mal sinds mehrere) und dem Speicher sind interessant. Da sehe ich schon mal, wie sich die Karte mit neuer Paste und teils erneuerten Pads selber kühlt. Damit ist die 5850 natürlich nicht besonders gefordert und erreicht im Fire Strike 2.480 Punkte.
Lastfall: driver maxxed out
Im nächsten Schritt versuche ich die Taktregler im Treiber ganz nach Rechts zu ziehen (‚maxxed out‘) und will sehen, wie gut die Chips sind und ob sie die verschiedenen Benchmarks bei vollem Takt durchhalten. Die 5850 liefert hier im Fire Strike 2.655 Punkte, was immerhin eine Steigerung von gut 7% ist.
Lastfall: the sky is the limit!
Wenn das klappt, dann ist das für mich grünes Licht, die Limits für Takte und Spannung weiter anzuheben. Ich schau dann auch gerne in die einschlägigen Foren rein, was da vor etwa zehn Jahren an Overclocking erreicht wurde – da knüpfe ich dann auch an. Für Overclocking ‚beyond the limits‘ haben sich für mich zwei gangbare Wege erwiesen, erstens mit dem MSI Afterburner die Steuerung der Karte übernehmen, oder mit dem (alten) Radeon Bios Editor direkt das flashbare Bios der Karte umändern. Meiner Erfahrung nach klappt mal das eine und mal das andere je nach Karte. Der Einfachheit halber beginne ich immer mit dem Afterburner und schau, ob der Erfolg hat.
Und, ganz wichtig: ab hier steht mein Rechner draußen auf dem Balkon bei winterlichen Temperaturen rund um den Gefrierpunkt! Die 5850 hält hier eine Überraschung bereit, sie erreicht im Fire Strike 3.160 Punkte, was zur Stock-Performance einer Steigerung von 27% entspricht. Wow, fast ein Drittel mehr Leistung. Ich konnte mit meiner Karte den Core-Takt von 725 MHz auf 1.070 MHz und die Spannung von 1.088 V auf 1.313 V steigern. Es haben also Settings jenseits der Limits gepaart mit Kälte hier nochmals gut einen Schub nach Vorne gebracht.
Während indoor (Raumtemperatur ca. 22°C) die 5850 bei selbstgeregeltem Lüfter mit 46°C auf der GPU die Benchmarks startet, schaffe ich bei voller Lüfterdrehzahl und 1°C Außentemperatur einen Startwert von 8°C. Das sind natürlich wichtige Zutaten des Erfolgs und im Sommer draußen wie drinnen so einfach nicht zu erreichen. Auffällig war bei dieser Karte allerdings der VRAM. Zunächst hab ich den voll hochgezogen und mir später dann jenseits der Limits nochmal dessen Leistung und Fehler angesehen. Scheinbar packt dieser VRAM bei hoher GPU Leistung nicht mehr soviel Takt, so dass ich auf 930 MHz heruntergegangen bin – getestet per MrH Benchmark. Auch im HWinfo hab ich da schon gesehen, dass der Grafikspeicher gigantische Fehlerraten wirft.
Im Diagramm zeige ich zum Vergleich auch die Punktezahl von Platz #5 im globalen 3DMark Fire Strike Leaderboard (Overall Score, 1 GPU). Die oberen vier lasse ich aus, weil deren Leistung oft deutliche Ausreißer nach oben sind, seien es Cheater, seien es Extrem-Overclocker mit Flüssigstickstoff oder anderes. Mit meinen 3.160 Punkten konnte ich im Fire Strike Leaderboard (sowas wie die Weltrangliste zu dieser Karte) Platz 64 erobern. Nicht schlecht!
PS: alle hier berichteten Fire Strike Tests wurden mit Standardeinstellungen bzgl. der Tesselation (=aktiviert) gemacht – also keine Tricks!
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