nuPro SP-200 Teardown
Da alle SP-Modelle bis auf nicht sichtbare kleine Unterschiede in der Versorgungsspannung und Programmierung der aktiven Weiche komplett gleich sind, kann man aus den folgenden Details auch auf die drei anderen Modelle schließen, die heute nicht getestet wurden. Um ins Innere der nuPro SP-200 zu gelangen, schraube ich erst einmal die gesamte Einheit vom Korpus ab und bin froh, dass man hier eben nicht auf die üblichen Kreuzschlitze setzt. Die kompakte Einheit lässt sich relativ einfach entnehmen. Auch die Kabel lassen sich sicher abziehen, wenn man weiß, wie man den Flachbandanschluss für das Steuerungspanel aufbekommt. Einzig die in den endlosen Wolken der weißen Dämmwolle etwas willkürlich vergrabene BT-Antenne mit den Klebeflächen wirkt etwas hilflos platziert, es funktioniert aber alles, wie es soll.
Die entnehmbare Einheit trägt die Audio-Platine einschließlich der über die Montageplatte gekühlten Endstufen in der unteren Platinen-Schicht. Darüber ist mit Abstandshaltern die Netzteil-Platine über Kopf verschraubt. Die Anordnung des Haupttransformators ist übrigens recht clever gewählt, um nicht unnütz in die empfindlichen Bereiche der Audio-Platine einzustrahlen.
Der Korpus macht eine grundsolide verarbeitete Figur, auch im Inneren. Wir sehen hier auch die Rückseite des sehr lang-hubigen Mittel-/Tieftöners einschließlich des Magneten und der Öffnung in der Mitte. Da sollte auch die Kühlung der Wicklung kein Problem werden. Der Hochtöner sitzt übrigens genau unter dem Bassreflex-Rohr aus getränkter Hartpappe, dessen Länge von ca. 17 cm Brutto (inklusive der angeklebten Kunststoffblenden) auf eine recht tiefe Abstimmung schließen lässt. Die Innendämmung ist recht kompakt ausgeführt, so dass man hier auch von einer ordentlichen Dämpfung ausgehen kann.
Die Spannungsversorgung
Netzteile werden oft unterschätzt bzw. einfach außer Acht gelassen, dabei sind sie ungemein wichtig, vor allem für die Absicherung einer konstanten Nennleistung, unverzerrter, kurzeitiger Impulsspitzen und eines gescheiten Fremdspannungsabstands. Die Single-Layer-Platine wird von Hunan Lier Printed Circuit Board Co Ltd gefertigt und weicht von der X-Serie doch erheblich ab. Bestückt wird dann beim Auftragsfertiger. Die Maximalleistung liegt bei knapp 160 Watt, wobei ca. 130 bis 150 Watt bei Vollaussteuerung typisch sein sollten. Das harmoniert auch mit den verwendeten Komponenten, denn bei einer angegebenen Nennleistung von insgesamt 120 Watt zuzüglich der üblichen Verluste und der ganzen anderen Peripherie kommt man schnell in diese Bereiche.
Eine einfache Vergleichsmessung an Primär- und Sekundärseite ergab einen Wirkungsgrad von bis zu 94% für das Gesamtkonstrukt, wobei man die Standby-Schaltung loben muss. Die Lötqualität der gesamten Platine ist augenscheinlich ordentlich, die Bestückung ist es auch.
Man möchte meist gar nicht wissen, was so alles in ein Netzteil mit eingespeist wird, denn die Netzspannung kommt recht selten allein und sauber aus der Dose. Spätestens wenn weitere Verbraucher mit an einem Verteiler hängen, kann es schnell eklig werden. Man setzt beim Netzteil nach dem physikalischen Ein-/Aus-Schalter auf eine ordentliche Eingangs-Filterung und die Glättung gegen Spikes sowie die unerwünschte HF-Einstrahlung, samt eines MOV als Überspannungsschutz. Was optisch fehlt, sind eine Schmelzsicherung auf der Platine und ein echter Supervisor-Chip auf den Spannungschienen der Sekundärseite samt Shunts, wenn es doch mal einen Kurzschluss gibt. Die beiden ordentlichen 105° Primär-Elkos (DTDZ-Serie, United Chemi-Con) besitzen jeweils eine Kapazität von 330 µF, was kurze Spannungsdrops locker wettmachen kann. Zum Hersteller komme ich gleich noch.
Trotz der relativ hohen Kapazität hält sich der Einschaltstromstoß (Inrush Current) noch in einem erträglichen Rahmen. Allerdings würde ich zwingend davon abraten, die Lautsprecher und vielleicht noch einen Subwoofer zusammen mit dem PC hinter eine gemeinsam genutzte Funksteckdose zu hängen (macht man ja eh nicht). Es ist unterm Strich ein klassisches Schaltnetzteil mit allen Vor- und Nachteilen, dafür aber mit einer sehr hohen Effizienz. Die komplette Kondensatorbestückung der Elektrolyten setzt auf zweckmäßige 105 °C Modelle von United Chemi-Con, einem US-amerikanischen Hersteller, die man sowohl auf der Netzteil- als auch auf der Audio-/Verstärkerplatine wiederfindet.
Die Audio-Platine
Kommen wir vorab zu einem Trick, um die eigentlich als rechter Kanal ausgelegte Master-Box zur linken Box zu machen, wenn es die Aufstellung so erfordert. Das hatte ich ja Eingangs schon angeteasert. Wir sehen links die zwei Stecker (hier im Bild mit abgezogenen Buchsen), wobei der obere der Verstärkerausgang für den rechten und der untere der für den linken Kanal ist. Da man ja bei digitalen Zuspielern die Eingänge nicht einfach so wie bei den analogen tauschen kann, müssen wir hier einfach nur den Ausgang umtauschen, um den gleichen Effekt zu erhalten. Sehr simpel, aber wirkungsvoll. Da die Stecker nicht verklebt sind, ist das Ganze in 5 bis 10 Minuten erledigt, wenn man über passende Torx-Bits verfügt.
Diese Multi-Layer-Platine stammt als Hauptplatine ganz offensichtlich auch von Hunan Lier Printed Circuit Board Co Ltd und auch hier gehen Bestückung und Lötqualität beim Endfertiger völlig in Ordnung. Fast zentral liegt das Herzstück der gesamten Konzeption: der D2-74583-LR D2Audio von Renesas. Dieser D2-3(S) Audio SoC fungiert als Digitaler Soundprozessor (DSP) und ist quasi das Mädchen für alles. Das hier verbaute System-on-Chip (SoC) bietet eine effiziente und konfigurierbare Audio Signalwegverarbeitung einschließlich Entzerrung, Dynamikbereich-Komprimierung, Mischung und Filterung sowie eine vollständig konfigurierbare High Level-Programmierschnittstelle. Auch die Klangregelung und die anderen Effekte werden hier erzeugt bzw. realisiert.
Die integrierte PWM-Engine unterstützt die programmierbare und dynamische Steuerung der Audioausgabe, Noise Shaping, einen eingebetteten asynchronen Abtastratenwandler und steuert direkt Leistungsstufen mit SNR-Werten >110 dB und einem THD+N von <0,01 %. Außerdem schafft die mit diesem DSP realisierte Aktivweiche für beide Modelle eine fast schon ideale Phasenangleichung von Hoch-, sowie Mittel-/Tiefton und synchronisiert die kritische Gruppenlaufzeit der Treiber bei Mehrwege-Systemen. Das Sprung- bzw. Impulsverhalten sollte sich damit grundlegend verbessern lassen, was insgesamt eine sehr punktgenaue Spielart für diese Boxen zulässt, die man auch hören kann.
Der PCM1803A (Bild unten links) ist ein hochleistungsfähiger Ein-Chip-Stereo-Analog-Digital-Wandler mit unsymmetrischem analogem Spannungseingang. Der PCM1803A verwendet einen Delta-Sigma-Modulator mit 64- und und 128-facher Überabtastung und enthält einen digitalen Dezimierungsfilter sowie einen Hochpassfilter, der die die DC-Komponente des Eingangssignals entfernt. Das funktioniert recht ordentlich und lässt kaum Wünsche offen, auch wenn die Lösung auf den deutlich teureren X-Modellen aufwändiger umgesetzt worden ist.
Außerdem setzt man für die Prozessabwicklung mit dem GD32F303 als MCU auf eine recht schnelle 32-Bit Arm-Cortex-CPU von GigaDevice mit bis zu 120 MHz Takt (Bild unten). Die Firmware ist in einem separaten BIOS-Chip (Bild oben links neben dem D2Audio) gespeichert.
Bei den Endstufen handelt es sich wiederum um einen sogenannten UCD-Schaltverstärker (Universal Class D), der die Wirkungsweise eines analogen Schaltverstärkers erheblich verbessert. Mittels dieser Technologie aus den 1980ern schafft man eine sauberere Signalaufbereitung als mit herkömmlichen Class-D-Brückenschaltungen und diversen vorgeschalteten Wandlern und Treibern. Das vom DSP in Echtzeit auf die einzelnen Zweige aufgeteilte, pulsweitenmodulierte Signal (PWM, 384 KHz Taktung) wird ohne Umwege in digitaler Form an die parallel geschalteten PWM-Ausgangsbrücken geschickt.
Rausch- und Jitterarmut sind dann der Lohn dieses Kniffes. Um zudem ein ein Phasen-stabiles Verhalten und niedrige TIM- und THD Fehlerwerte zu bekommen, benutzt man mit Sicherheit noch eine Gleichspannungs-Filterung im niedrigen, einstelligen Hertz-Bereich. Die Endstufen-Chips werden über einen Rippen-Kühlkörper gekühlt, der thermisch mit der Grundplatte verbunden ist.
Zwischenfazit
Die gesamte elektrische und elektronische Seite ist gut und zweckmäßig bestückt. Der D2Audio-DSP ist aktuell für diese Preisklasse kaum zu toppen und die verwendete MCU ist mehr als ausreichend. Die gesamte Peripherie mit Drahtlosverbindung und -Anbindung und dem IR-Modul sind in Ordnung. Die direkte A/D-Wandlung der analogen Eingänge ohne weitere analoge Signalverarbeitung und die prompte Übergabe an das DSP-Ökosystem ist gut gelöst, allerdings braucht man für die meisten älteren Phono-Geräte noch einen Vorverstärker. Das Netzteil passt in die Preisklasse und macht genau das, was es soll.
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